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6 Gründe, weshalb Computerspiele gut für Kinder sind

Kaum ein Amoklauf oder Anschlag Jugendlicher vergeht, ohne dass Stimmen laut werden, welche die Medien und Computerspiele dafür verantwortlich machen. Diese würden Kinder aggressiv machen und isolieren, so die Kritiker. Doch Gamen hat auch positive Auswirkungen!

Computerspiele sind gut für Kinder
Computerspiele können Kinder fesseln. Foto: iStockphoto, Thinkstock

Spielen ist wichtig für Kinder, da sie neben der Schule und sonstigen Verpflichtungen auch Zeit für sich selbst benötigen. Bei Videospielen handelt es sich um Medien, die eine grosse Aufmerksamkeitszuwendung erfordern und einen hohen Grad an Identifikation zulassen. Gerne lassen sich Kinder in die dynamischen Spielwelten hineinziehen, in denen sie sich mit Mitstreitern messen, Herausforderungen annehmen, Langeweile abbauen und Dinge ausprobieren, die in der unmittelbaren Realität nicht möglich sind. Wer denkt, dass Computerspieler von der sozialen Welt abgeschnitten sind, hat weit gefehlt: Am beliebtesten sind nämlich Spiele, an denen mehrere bekannte oder unbekannte Spieler teilnehmen können.

6 Gründe, weshalb Computerspiele gut für Ihr Kind sind

Dass Computerspiele negative Auswirkungen auf Kinder haben, wurde seit ihrem Aufkommen in den 80er Jahren immer wieder behauptet. Ein besonders schlechtes Licht auf Games werfen Egoshooter und Gewaltspiele, die aber nur einen kleinen Teil der grossen Vielfalt auf dem Markt ausmachen. Der Fernseher, Computer und Spielkonsolen verdrängen die Natur aus dem Leben der Kinder und hätten eskapistische wie auch isolierende Auswirkungen, so die Kritiker. Natürlich sollte ein Kind bei schönem Wetter draussen spielen, aber müssen Eltern ein schlechtes Gewissen haben, wenn sich Ihr Sprössling bei schlechtem Wetter oder am Abend auch mal eine Stunde vor den Computer setzt? «Nein» sagen angelsächsische Forscher, die sich im Rahmen eines neuen Forschungstrends mit dem Nutzen von Computer- und Videospielen auseinandersetzen. Videospiele können nämlich durchaus positive Effekte auf Kinder haben.

Computerspiele machen Kinder entdeckungsfreudiger

Beim Entdecken der Welt bilden Kinder Hypothesen, die laufend bestätigt oder wieder verworfen werden. Videospiele ermöglichen es, in einer risikofreien Umgebung zu experimentieren. Wird ein Level beim ersten Versuch nicht gemeistert, überlegen sich Kindern beim zweiten Mal eine andere Strategie, die vielleicht noch viele Male modifiziert werden muss, bevor der Erfolg kommt. Kinder entwickeln so ein Durchhaltevermögen und Frustrationspotenzial, das ihnen auch im realen Leben zu Gute kommt.

Computerspiele machen kreativer

Haben Sie Ihren Kindern schon dabei zugeschaut, wie sie Simulationsgames wie Sims oder Zoo Tycoon spielen? Nach eigenem Geschmack entstehen innert kürzester Zeit Häuser, Nachbarschaften oder gar ganze Zoos. Je erfolgreicher Kinder sich beim Spielen erweisen, desto grösser sind die finanziellen Mittel, welche ihnen zur Verfügung stehen. Auf diesem Weg können Kinder nicht nur ihre ästhetische Kreativität ausleben, sondern entwickeln auch ein Wirtschaftsdenken.

Computerspiele fördern strategisches und abstraktes Denken

Viele Games sind ausgeklügelt gestaltet und können nur mit einer Kombination aus abstraktem und strategischem Denken gelöst werden. Welche Aufgaben müssen in der knappen Zeit zuerst gelöst werden? Welche Werkzeuge können im Verlauf des Spiels noch wichtig werden? Innert kürzester Zeit fertigen Kinder eine mentale Landkarte der virtuellen Welt an und finden sich darin so gut zurecht wie in der eigenen Nachbarschaft. Nur wer vorausschauend denkt und strategisch plant, kommt zum Ziel.

Computerspiele machen Kinder schneller

In Computerspielen wird die schnelle Reaktion auf Reize trainiert. Kinder nehmen optische Reize auf dem Bildschirm auf, elektrische Impulse werden ans Hirn weitergeleitet, verarbeitet und lösen durch Nervenimpulse schliesslich Reaktionen im Körper, beispielsweise bei der Hand am Joystick, aus. «Lernende, die im Digitalzeitalter aufwachsen, sind bei weitem erfahrener und fähiger, wenn es darum geht, Informationen eilig zu verarbeiten», erklärt die britische Forscherin Alice Mitchell gegenüber NZZ Folio. Die schnellere Reaktion mit wachsender Übung lässt sich auf die darauffolgende Belohnung zurückführen: Wenn Kinder beim geschwinden Ausführen einer Aufgabe mit dem nächsten Level belohnt werden, wird das Glückshormon Endorphin ausgeschüttet, das als erneuter Ansporn dient.

Computerspiele sprechen Sozialkompetenzen an

Spielen macht in der Gruppe mehr Spass – auch vor dem Bildschirm. Gamekonsolen ermöglichen durch verschiedene Controller das Zusammenspiel von mehreren Kindern, wodurch sie im Team Aufgaben lösen und Welten entdecken können. Bei Computerspielen kann ihr Kind fremde Mitspieler aus aller Welt kennenlernen. Wichtig ist, dass Sie im Auge behalten, mit wem Ihr Kind sich austauscht – nicht immer beinhalten Profile wahrheitsgetreue Angaben.

Computerspiele machen Kinder intelligent

Der amerikanischen Psychologin Patricia M. Greenfield fiel auf, dass Schulkinder seit 1972 signifikant höhere IQ-Zahlen erreichten als in den Jahren zuvor. Zufälligerweise war 1972 ausgerechnet das Jahr, in dem die erste Videospielkonsole auf den Markt gebracht wurde. Nach dieser Entdeckung liess sie eine Gruppe von Kindern ein Perspektiven-Videospiel durchführen und entdeckte, dass diese Kinder tatsächlich besser in den Testaufgaben abschnitten, die mit Problemlösungsfähigkeit, räumlichem sowie logischem Denken und Kombinatorik zu tun hatten. Zwar kann man nicht behaupten, dass gamende Kinder klüger seien, wohl aber, dass durch Computerspiele visuelle Fähigkeiten gefördert werden. Ausserdem gibt es auch viele Denkspiele, mit denen Kinder gezielt lernen und Schwächen trainieren können.

Egal, wie positiv sich Games auch auf Ihr Kind auswirken mögen: Behalten Sie das Nutzverhalten im Auge. Probleme im Zusammenhang mit der Computerspielnutzung können vermieden werden, wenn Sie Interesse an den Games zeigen. Meist freuen sich Kinder, wenn Sie Ihren Eltern die Regeln erklären dürfen oder wenn diese sogar eine Runde mitspielen. Kaufen Sie nur Spiele, die mit den Altersfreigaben der Pan-European Game Information (PEGI) gekennzeichnet sind.

Auch sollten zwischen Eltern und Kind eine feste Nutzungsdauer und –zeiten abgesprochen werden. Es ist normal, dass ihr Kind gerne länger spielen möchte, wenn es ein neues Videospiel entdeckt hat. Sie müssen sich keine Sorgen machen, wenn das Game in dieser Phase mehr Bedeutung hat als andere Hobbys. Wichtig ist, dass Ihr Kind soziale Kontakte im realen Leben weiterhin pflegt, auch Hobbys jenseits des Computers hat und die Schule nicht vernachlässigt. Sorgen Sie dafür, dass es neben der Schule und den Videospielen einen Ausgleich hat und viel an der frischen Luft ist. Der Medienratgeber «Schau hin» empfielt, Kinder bis sieben Jahre nicht länger als eine halbe Stunde pro Tag spielen zu lassen, Acht- und Neunjährige höchstens 45 Minuten, Zehn- und Elfjährige bis zu einer Stunde und Zwölf- bis Dreizehnjährige maximal 75 Minuten. Es kann sinnvoll sein, auch spielfreie Tage zu vereinbaren.

Achtung vor Computerspielsucht!

Gefährlich wird es, wenn die Freude an einem neuen Computerspiel zur Sucht führt. Diese erkennen Sie an folgenden Merkmalen:

  • Computerspiele werden zum Lebensmittelpunkt des Kindes und dominieren seine Alltagsstruktur wie auch sein Denken.
  • Kontrollverlust: Ihr Kind verliert den Überblick über Spielzeiten und kann sich nicht mehr vom Bildschirm losreissen
  • Entzugserscheinungen: Ihr Kind ist jenseits vom Computer nervös, unruhig, unkonzentriert, zittert oder schwitzt
  • Negative Konsequenzen im realen Leben: Ihr Kind vernachlässigt die Schule, Freunde und Familie
  • Eskapismus und Realitätsverlust: Ihr Kind verdrängt Probleme und flüchtet sich in die virtuelle Welt um den Alltag zu vergessen. An seinen alltäglichen Aufgaben hat es keinen Spass mehr.

 

Es gilt also, Computerspiele weder zu verherrlichen noch zu verteufeln. Wie bei so manchem im Leben ist ein gesundes Mass angebracht, das Sie zusammen mit Ihrem Kind anstreben sollten.

 

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