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Hormonfreie Verhütung: Die 5 wichtigsten Methoden

Wer die Pille absetzen will, kann zwischen immer mehr Alternativen wählen. Die wichtigsten hormonfreien Methoden zur natürlichen Verhütung im Vergleich.

Natürliche Verhütung ganz ohne Hormone.
Natürlich und ohne Hormone: So kann Verhütung auch sein. Foto: vadimguzhva, Getty Images

Thrombose, Depressionen, Migräne und Libidoverlust sind die bekanntesten Nebenwirkungen der Pille. Trotzdem ist die Pille für die Mehrheit der Frauen das kleinere Übel. Hormonpräparate verhüten einfach am sichersten.

Aber die hormonfreien Alternativen werden immer besser. Inzwischen gibt es einige natürliche Verhütungsmethoden, die recht zuverlässig und komfortabel verhüten, ganz ohne Nebenwirkungen. Verhütung ohne Hormone entspricht dem Zeitgeist. Aber wie sicher und praktisch sind die hormonfreie Alternativen überhaupt? Ein Überblick.

Natürliche Verhütung: 5 Methoden im Vergleich

Natürliche Verhütung ohne Hormone im Vergleich

1 Zyklus-Apps und Zyklus-Tracker: Natürliche Verhütung mit dem Smartphone

Die meisten Zyklus-Apps verlangen lediglich ein paar persönliche Daten, wie den Tag der letzten Periode, um zu berechnen, wann die fruchtbaren Tage und der Eisprung einsetzen.

Allerdings sollte man diesen Zahlen lieber nicht allzu sehr vertrauen, wenn es um Verhütung geht. Laut einem aktuellen Test der Stiftung Warentest von 23 Zyklus-Apps waren 15 von 23 getesten Zyklus-Apps mangelhaft. Das Problem: Die meisten Apps berechnen lediglich Durchschnittswerte. Menstruationszyklen sind aber Schwankungen unterworfen. Lediglich die Zyklusapps Lady Cycle und My NFP wurden mit «Gut» bewertet.

Die Apps bestimmen übrigens nicht nur die fruchtbaren Tage: Ob tabellarische Beobachtungen des Temperaturverlaufs, Datensammlung über physisches und psychisches Befinden während des Zyklus oder Kontrolle von Gewicht und Eisprung – die Nutzerinnen können die verschiedensten Funktionen in Anspruch nehmen.

Vorteile: Gute und umfangreiche Informationsversorgung, komfortable Bedienung und gute Planbarkeit

Nachteile: Nicht jede App ist hochwertig. Einige arbeiten mit Standart-Algorithmen, die keine zuverlässige Prognose und damit gute natürliche Verhütung gewährleisten. Nicht immer kann man sicher sein, was mit den in der App hinterlegten Daten geschieht. Zusätzliche Verhütung (zum Beispiel durch Kondom) ist an den fruchtbaren Tagen erforderlich. Die Sicherheit hängt stark von der verwendeten App sowie der pfleglichen Datenfütterung ab.

Besonderheit: Viele Apps bieten allerlei interessante Informationen zu den Themen Kinderwunsch, Menstruation, Sexualität oder Verhütung. Oft ist es sehr informativ eine solche App gegebenenfalls zusätzlich zu einer anderen Verhütungsmethode zu benutzen.

2 Hormonfrei verhüten mit der Kupferkette

Kupfer wirkt spermizid, also abweisend auf Spermien. Zudem beeinträchtigt es den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut, so dass sich hier erst gar keine Eizellen einnisten können. Als kleine Spirale oder Kette wird es durch einen Gynäkologen in die Gebärmutter eingesetzt.

Vorteile: Hohe Sicherheit: Der Pearl-Index (siehe Kasten) liegt bei 0,3 – 0,8. Lange Verhütungsdauer von bis zu fünf Jahren. Hoher Komfort: Einmal eingesetzt, muss man sich in den nächsten Jahren keine Gedanken über die natürliche Verhütung machen.

Nachteile: Das Einsetzen der Kupferkette ist nur durch einen Arzt möglich und kann ein wenig schmerzhaft sein. Einige Frauen beklagen, dass die Menstruation nach Einsetzen der Kupferkette stärker und schmerzhafter geworden ist.

Für wen geeignet? Diese hormonfreie Verhütung kommt allen Frauen entgegen, die eine langfriste Möglichkeit der Verhütung suchen, ohne sich im Alltag damit beschäftigen oder auf irgendetwas achten zu müssen.

3 Natürliche Familienplanung (NFP)/Sensiplan

Bei dieser Verhütung ohne Hormone lernt man seinen Körper genau zu beobachten und anhand von Temperaturmessungen und Beobachtungen des Zervixschleims festzustellen, wann die fruchtbaren Tage sind.

Vorteile: Verbessertes Körpergefühl durch genaue Beobachtungen. Hohe Sicherheit: Pearl Index 0,4

Nachteile: Grosse Selbstdisziplin und Regelmässigkeit beim Beobachten der körperlichen Veränderungen erforderlich. Zusätzliche Verhütung (zum Beispiel durch Kondom) ist an den fruchtbaren Tagen erforderlich.

Besonderheiten: Damit die Messungen der Basaltemperatur sowie des Zervixschleim so exakt und damit sicher wie möglich erfolgen können, sind regelmässige Alltagsrhythmen bei dieser natürlichen Verhütung absolut wünschenswert. Nur wer einen solch festen Tagesablauf gewährleisten kann, ist mit dieser Methode gut beraten. Zudem kann es sein, dass Stress oder Krankheiten den Zyklus beeinflussen und erschwerend auf dessen Beobachtung wirken.

4 Natürliche Verhütung mit dem Verhütungscomputer

Solche Computer funktionieren über Temperatur- und Hormonmessungen; teilweise werden sogar beide Methoden miteinander kombiniert. Insoweit ist diese natürliche Verhütungsmethode der NFP ähnlich. Anhand der morgendlichen Körpertemperatur sowie der Hormonkonzentration im Urin werden durch den Verhütungscomputer die fruchtbaren Tage errechnet und oft sogar durch Signale daran erinnert.

Vorteile: Besseres Kennenlernen des eigenen Körpers. Übersichtliche Handhabung dank moderner Technik

Nachteile: Pearl Index von 3,8 ist vergleichsweise hoch. Regelmässige Messungen in einem möglichst gleichbleibenden Tagesablauf sind unerlässlich und müssen gewissenhaft durchgeführt werden. Der Verhütungscomputer kann dazu verleiten, sich zu sehr auf die Technik zu verlassen. Zusätzliche Verhütung an den fruchtbaren Tagen notwendig.

Besonderheiten: Die Qualitäten der Geräte unterscheiden sich stark. Unbedingt sollte ein hochwertiges Gerät benutzt werden; jedoch kann auch ein solches keine umfassende Sicherheit garantierten. Technische Fehler können das Ergebnis ebenso verfälschen wie menschliche Pannen beim Messen und Bedienen des Gerätes.

5 Verhütung ohne Hormone mit Kondom

Unkompliziert und ein wirksamer Schutz gegen sexuell übertragbare Krankheiten. Das Kondom ist in der hormonfreien Verhütung ein Dauerbrenner.

Vorteile: Unkompliziert in der Handhabung, Schutz vor Krankheiten.

Nachteile: Der Pearl-Index ist 2 – 12 relativ hoch. Eingeschränkte Empfindsamkeit: Einige Paare berichten, ihren Partner beim Sex weniger stark zu spüren. Mangelnde Spontanität: Einige Paare fühlen sich in ihrem Liebesspiel gestört, wenn es zu einer Unterbrechung beim Anlegen des Kondoms kommt. 

Für wen geeignet? Diese hormonfreie Verhütung eignet sich vor allem für all jene, die sich vor möglichen Krankheiten schützen wollen, beispielsweise weil sie einen neuen oder wechselnde Partner haben.

Besonderheiten: Kondome sind nur dann sicher, wenn sie sachgerecht gehandhabt werden. Dafür ist eine richtige Lagerung ebenso wichtig wie die Einhaltung des Haltbarkeitsdatums und der vorsichtige Umgang beim Kontakt mit spitzen Gegenständen (zum Beispiel auch lange Fingernägel).

Der Pearl-Index

Der Pearl-Index gibt an, wie sicher ein Verhütungsmittel ist. Je kleiner die Zahl, desto sicherer die Verhütungsmethode. Berechnet wird, wie viele von 100 Frauen innerhalb eines Jahres schwanger geworden sind, obwohl sie auf eine bestimmte Art verhütet haben. Ein Pearl-Index von 0 würde bedeuten, dass keine Frau schwanger geworden ist. Das Kondom hat einen Pearl-Index von 2-12, das bedeutet, dass 2-12 von 100 Frauen pro Jahr trotz Verhütung mit Kondom schwanger werden.

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