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Wie eine alleinerziehende Mutter Kind und Karriere managt

Katharina Fasko ist Managerin mit Perfektionsanspruch. Im Beruf und im Privatleben. Als alleinerziehende Mutter hat sie einen beeindruckenden Lebenslauf vorzuweisen. Ihr Erfolg in Karriere und Kindererziehung sollte Alleinerziehenden Mut machen.

Alleinerziehende müssen Kind und Karriere gut managen.
Viel Zeit mit dem Kind zu verbringen, das ist für berufstätige Alleinerziehende manchmal sehr schwierig.

Das Managen gehört zu ihren Überlebensstrategien. Ohne Disziplin und Organisation hätte Katharina Fasko es nicht geschafft, ihren verantwortungsvollen Beruf als Managerin in einem grossen Industriekonzern mit ihrem Leben als alleinerziehende Mutter zu vereinbaren. Manchmal musste die heute 40-jährige Badenerin funktionieren wie eine Maschine. Dann war sie Managerin im Beruf und Kind-Managerin zu Hause. Denn im Gegensatz zu ihren Altersgenossen musste sie schon früh lernen, für ein Kind verantwortlich zu sein.

Der selbstbewussten Frau sieht man nicht an, dass ihr Leben oft sehr stressig war. Sie wirkt sehr jung. Kaum eine Falte ist in ihrem Gesicht zu sehen. Sie lacht viel. Man merkt, dass sie voller Energie und Lebenslust steckt.

Alleinerziehende Mutter und Managerin: Katharina Fasko

Katharina Fasko schaffte es als Alleinerziehende, Kind und Karriere unter einen Hut zu bringen. Foto: privat

Mit 17 Jahren wurde sie schwanger

Mit 17 Jahren war Katharina Faskos Teenagerzeit vorbei. Sie war schwanger von ihrem ersten Freund. Das ist kein Alter, um ein Kind zu bekommen.

Sie wollte die Matur und ein Studium machen. Doch mit einem Kind stand das nun alles in Frage. Wie sollte sie den Schulabschluss zwischen Windeln wechseln und Stillen schaffen? Wie sollte sie ein Studium mit einem Kleinkind packen?

«Es war für mich völlig klar, das Kind zu bekommen», sagt sie überzeugt. Auch ihre Eltern rieten ihr, nicht abzutreiben. Sie sagten ihrer Tochter die volle Unterstützung zu, obwohl sie nicht begeistert waren. Also machte sie sich selbst Mut und ging zu ihrem Lehrer. Sie sagte ihm, dass sie schwanger sei und nach der Geburt freinehmen wolle. Er reagierte überrascht, gab ihr aber sein Okay, unter der Bedingung, dass sie den Notenschnitt schaffen müsse.

Nur etwa 6 Wochen blieb sie mit ihrem Sohn Manuel nach dessen Geburt zu Hause. Dann drückte sie wieder die Schulbank. Während sie Gleichungen löste und Aufsätze schrieb, sass ihre Mutter mit Manuel zu Hause. Sie wickelte ihr Baby, gab ihm den Schoppen und kümmerte sich um die Besuche beim Kinderarzt. Wenn sie nach der Schule nach Hause kam, übernahm Katharina Fasko wieder die Betreuung. Von ihrem Freund, dem Kindsvater, hatte sie sich mittlerweile getrennt, «freundschaftlich», wie sie betont. Er übernahm an einem Tag in der Woche die Betreuung.

«Das war eine schwierige Zeit für uns alle», blickt sie zurück. «Es war, als wäre um mich herum eine Wolke gewesen. Ich habe nicht viel mitbekommen und nur funktioniert wie eine Maschine.» Bis sie als Mutter richtig angekommen war, hat es eine Weile gedauert.

Nach dem erfolgreichen Schulabschluss zog sie mit Manuel in eine eigene Wohnung. Sie organisierte für ihren Sohn eine Kinderkrippe. Von ihren Eltern erhielt sie finanzielle Unterstützung und vom Kindsvater Alimente. Es war ein festes Budget, dass die Alleinerziehende gekonnt zu managen wusste.

Katharina Fasko wählte ein vernünftiges Studium

Und auch während des Studiums kam ihr der Managergeist zu Gute. Das fing schon bei der Wahl des Studiums an. Sie studierte Betriebswirtschaft an der Universität in Zürich, ein «vernünftiges Studium» wie sie findet, «das schnell zu einem ökonomischen Touchdown führt.» Denn sie wollte möglichst schnell ihr eigenes Geld verdienen. Auch während des Studiums suchte sie sich einen Nebenjob, der bei geringem zeitlichen Aufwand viel Geld einbrachte. Sie unterrichtete KV-Lehrlinge und war als Lehrerin in ihrer ehemaligen Kantonsschule tätig.

Wie sie das alles schaffte? Mit Unterstützung ihrer Eltern und des Kindsvaters, die sich zusammen mit ihr um Manuel kümmerten und mit ihrem eigenen eisernen Willen. Ausgehen, mit Studienkollegen nach der Uni ein Bier trinken – das war nicht möglich. Sie hatte ja Manuel. «Ich habe mich auch oft wie ein Alien gefühlt», beschreibt sie ihr Gefühl des Anderseins. «Im Geburtsvorbereitungskurs, auf dem Spielplatz, im Studium.» Als sehr junge alleinerziehende Studentin war sie immer etwas Besonderes.

Als Mutter und Hausfrau zu Hause zu bleiben, kam für sie nie in Frage. Katharina Fasko wäre unglücklich gewesen. Sie wollte unabhängig und selbstbestimmt sein. «Nur wenn ich glücklich bin, dann wird auch mein Kind glücklich», das war ihre Devise. Ein guter Job nach dem Studium sollte ihr diesen Wunsch erfüllen.

Alleinerziehende können auch im Beruf Erfolg haben.
Berufliche Termine am späten Abend können Alleinerziehende meist nicht wahrnehmen.

Bei einem grossen Elektronikkonzern absolvierte sie ein Traineeprogramm, arbeitete dann in der Steuerabteilung und stieg als Senior Tax Managerin innerhalb weniger Jahre in das mittlere Management bei einem Industrieunternehmen in der Schweiz auf. Dieser Posten verlangte so einiges von ihr ab: viel Arbeit, interne Sitzungen am späten Abend und Reisen ins Ausland. Das war nicht gerade ein kinderfreundlicher Beruf für eine Alleinerziehende.

Am Anfang hatte sie tatsächlich oft ein schlechtes Gefühl: ihrem Arbeitgeber gegenüber, weil sie wegen ihrem Kind nicht an jeder späten Abend-Sitzung teilnehmen konnte. Es dauerte eine Weile, bis sie erkannte, dass sie als Mutter nicht nur Nachteile mit in die Firma brachte. «Mütter können gut organisieren und analysieren», zählt Katharina Fasko die Besonderheiten auf. Ausserdem seien Mütter Kommunikationsexperten. Sie wüssten, wie sie einem Dreijährigen etwas erklären müssen und fänden so auch leichter Zugang zu Gesprächen. Als Mutter sei man eben auch ein «Asset» für die Firma, sagt sie. Gegenüber anderen Müttern hatte sie zudem immer einen «Businessvorteil», wie sie sagt. Als sie Mitte 30 war, mussten sich Frauen in ihrem Alter gerade Gedanken um die Vereinbarkeit von Baby und Karriere machen. Ihr Sohn war da schon längst im Teenageralter.

Sie verlangte von sich viel Disziplin im Beruf

Die Managerin wusste natürlich irgendwann auch, dass sie in vielen Situationen am Arbeitsplatz cooler reagieren muss. Wenn jemand einen Termin mit ihr nach 17 Uhr vereinbaren wollte, sagte sie ab. «Man kann die Kollegen auch erziehen», erklärt sie und lacht. Und nicht nur die Kollegen hat sie erzogen, auch sich selbst hat sie Disziplin abverlangt. Katharina Fasko versuchte immer effektiv und termingenau zu arbeiten. Sie war eben organisiert, die Managerin. Zudem hatte sie einen Vorgesetzen, der hinter ihr stand.

Die junge Mutter hätte beruflich auch noch weiter kommen können. Das wollte sie aber nicht, wegen ihres Sohnes. Als sie ein Jobangebot für das Ausland erhielt, lehnte sie ab: «Ich hatte das Gefühl, dass es nicht der richtige Moment war, Manuel, der damals 13 Jahre alt war, an einen anderen Ort zu verpflanzen.» So entschied sie sich auch gegen ein weiteres Jobangebot, bei dem sie zwar eine Zusatzausbildung hätte absolvieren können, aber hätte pendeln müssen. «Ich bin karrieretechnisch dort angelangt, wo ich hinwollte mit einem Kind.» Noch weiter die Karriereleiter hinauf zu steigen, das wäre mit ihrem Familienleben zu dieser Zeit nicht vereinbar gewesen.

Sie hatte oft ein schlechtes Gewissen

Trotz dessen, dass sie sich so gut organisierte und bessere Jobangebote ausschlug, hatte sie doch immer wieder ein schlechtes Gewissen gegenüber ihrem Sohn. Vor allem wenn sie viel auf Reisen und teilweise eine Woche lang nicht zu Hause war, fühlte sie sich schlecht und war eifersüchtig: «Ich habe dann oft an die Frauen gedacht, die gar nicht oder nur Teilzeit arbeiten, weil ein Mann sie unterstützt», sagt sie. «Ich hatte das Gefühl, dass diese Frauen die besseren Mütter sind, weil sie weniger organisieren müssen und mehr Zeit für ihre Kinder haben. Wenn ich Zeit für meinen Sohn hatte, war ich oft sehr müde vom anstrengenden Tag.»

Ihr Sohn sagt heute, dass er gut finde, wie seine Mutter ihn erzogen hätte. Auch wenn ihre Ansprüche an ihn manchmal sehr hoch waren. Er hatte häufig das Gefühl, dass seine Mutter ihn gut versteht, weil sie noch so jung war.

Ihr Sohn war für die junge Mutter auch immer ein Spiegel. Wenn sie viel Stress im Beruf hatte und mit schlechter Laune nach Hause kam, gab es auch Ärger mit ihm. Das zeigte ihr, dass sie sich verändern musste. «Er hat mir Motivation gegeben.» Und als sie vor ein paar Jahren immer unzufriedener wurde, sie Kopfschmerzen plagten und sie immer öfter mit ihrem Sohn im Streit lag, beschloss sie, ihr Leben anders zu gestalten.

Sie hatte keine Lust wie eine Maschine zu funktionieren

Sie wollte etwas machen, dass eben nichts mit Vernunftentscheidungen zu tun hat, etwas, wobei sie nicht wie eine Maschine zu funktionieren hatte. «Ich habe gemerkt, dass ich gerne etwas mit den Händen machen würde.» Heute arbeitet die Badenerin als Praktikerin der Grinberg Methode (in Ausbildung) und hilft Menschen mit physischen Beschwerden zu Wohlbefinden.

Und doch, das Managen kann sie nicht ganz lassen. Neben der Teilzeitarbeit als Praktikerin ist sie für einen Konzern im Moment als Beraterin und Projektmanagerin tätig. Bei dieser Entscheidung, zwei unterschiedliche Berufe auszuüben, hat sie auf ihr Gefühl vertraut. Das ist eine Erfahrung, die sie gern schon früher gemacht hätte. Rückblickend würde sie heute viel gelassener reagieren und auf ihr Gefühl vertrauen: «Es muss ja nicht immer alles perfekt sein.»

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