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Fake News: Wie kläre ich mein Kind auf?

Fake News kursieren täglich im Internet und auch Kinder begegnen ihnen: Meist über das Smartphone. Welchen Fake News Kinder und Jugendliche für gewöhnlich im Internet begegnen und wie Eltern ihre Kinder aufklären – Medienwissenschaftlerin Céline Külling gibt hilfreiche Tipps.

Fake News
Beinah überall im Internet sind Fake News präsent. Foto: IIIerlok_Xolms, iStock / Getty Images Plus

Das Wichtigste in Kürze

  • Kinder und Jugendliche begegnen Fake News vor allem in sozialen Netzwerken.
  • Fake News können ein falsches Bild vermitteln, Unwahrheiten verbreiten und im Extremfall Vorurteile, Hass oder Hetze provozieren.
  • Eltern sollten sich mit der Mediennutzung ihres Kindes auseinandersetzen und versuchen, eine Vertrauensbasis aufzubauen.
  • Fake News aufdecken in 6 Schritten

Laut der aktuellen James-Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) nutzen 51 % der Schweizer Jugendlichen täglich soziale Netzwerke als Informationsquelle. Dabei sind Fake News vor allem auf Plattformen wie Facebook, Instagram, Twitter und Co. vertreten. Die sogenannten Falschmeldungen sind längst nicht mehr nur im klassischen Kontext zu verstehen.

Fake News im klassischen Kontext betreffen Falschmeldungen, die aus einer manipulativen Absicht heraus verbreitet werden. Zum Beispiel, um Wahlentscheidungen zu beeinflussen. Kinder, die noch keine Nachrichten konsumieren, sind von Falschmeldungen dieser Art weniger betroffen.

«Bei Kindern und Teenagern betreffen Fake News insbesondere die Realität im Internet. Dass eben nicht alles, was im World Wide Web aufzufinden ist, der Wahrheit entspricht»: so Céline Külling, Medienwissenschaftlerin der ZHAW. Abschliessend können Fake Nachrichten allerdings nicht definiert werden. Sie lassen sich nicht immer von ähnlichen Begriffen wie Manipulation, Propaganda oder Realitätsverzerrung abgrenzen.

Wo Fake News anzutreffen sind

Beinah überall im Internet sind Fake News präsent. Kinder und Jugendliche kommen vor allem auf Social-Media-Plattformen wie Instagram, Snapchat, Twitter und Co. mit Fake News in Kontakt. Külling nennt Beispiele: «Zum einen kann dies in Form von sogenanntem «sponsered content», also von Influencern beworbenen Produkten, geschehen. Ein Nichtwissen über die Werbeabsicht kann die falsche Vorstellung vermitteln, dass das Produkt von den Influencern im Alltag wirklich genutzt und als gut empfunden wird.

«So ähnlich ist es auch mit der Darstellung von Körpern auf sozialen Netzwerken. Bildbearbeitungsprogramme wie Photoshop werden genutzt, um Körper makellos darzustellen. Dies führt zu einer falschen Vorstellung eines normalen Aussehens.»

Die Medienwissenschaftlerin bezieht sich auch auf das soziale Netzwerk YouTube, wo Kinder und Jugendliche auf Fake News treffen können. Hierbei handle es sich beispielsweise um verschwörungstheoretische Videos oder sonstige überspitzte oder falsche Clips. Strenggenommen könne man auch bei Satire von falschen Nachrichten sprechen. Die Unterhaltungsplattform 9gag zum Beispiel veröffentlicht Witze über Geschehen, die es so teilweise gar nicht gibt.

So erkennen Sie und Ihre Kinder Fake News

«Klassische Fake News emotionalisieren sehr stark. Sie sind meist aufwühlend, sollen Aufmerksamkeit erzeugen. Wenn ein Thema sehr überspitzt dargestellt wird und Empörung hervorrufen soll oder eine sehr starke Meinung zum Ausdruck bringt, pauschalisiert, ist es immer sinnvoll, die Nachricht zu hinterfragen.

Auch wenn die Meldung Angst schürt oder wenn man das Gefühl hat, dass sich etwas sehr unglaubwürdig oder unwahrscheinlich anhört, lohnt es sich, die Quelle zu prüfen.» Céline Külling hält es für wichtig, dass Kinder und Jugendliche ein Gespür dafür bekommen, wie Medien und das Internet unsere Wahrnehmung prägen.

Medien können Orientierung stiften und dabei helfen, komplexe Zusammenhänge zu verstehen. Denn sie machen auf Dinge aufmerksam und informieren. Aber genauso können sie ein falsches Bild vermitteln, Unwahrheiten verbreiten und im Extremfall Vorurteile, Hass oder Hetze provozieren.

Fake News aufdecken: In diesen 6 Schritten

1 Woher kommt die Nachricht?

Wer ist Autor? Welche Quelle ist angegeben? Erscheint der Autor/die Quelle seriös?

2 Gibt es ein Impressum?

Das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) schreibt die Impressumspflicht vor (Art. 3 Abs. 1 lit. s UWG). Prüfen Sie, ob Angaben zur Person sowie eine Post- und E-Mail-Adresse angegeben sind. 

3 Was ist das für eine Webseite/ein Profil?

Sind weitere Beiträge veröffentlicht worden? Wie glaubwürdig erscheint die Webseite/das Profil?

Gibt es Rechtschreibfehler?

Besonders auffällige und häufige Rechtschreibfehler weisen darauf hin, dass die Meldung von einem unglaubwürdigen Verfasser stammt. 

5 Reisserische Überschrift? Schockierendes Foto?

Reisserische Überschriften und schockierende Fotos sollen möglichst viele Klicks generieren (Clickbaiting) und auf das Thema aufmerksam machen.  

6 Webseiten, die Falschmeldungen aufdecken:

Sogenannte Fake Finders prüfen den Wahrheitsgehalt der Information, z.B. der SWR Fake Finder und Faktencheck Correctiv.

7 Bei Google suchen und Informationen prüfen:

Google erkennt, ob die Meldung bereits als Fake eingeordnet wurde oder der Wahrheit entspricht. Auch Bilder lassen sich bei Google hochladen und zu ihrer Quelle zurückverfolgen.

Mit Kindern über Fake News sprechen: Vertrauensbasis aufbauen

Eltern müssen mit ihren Kindern offen über den Medienkonsum und Fake News sprechen und Interesse zeigen. «Setzen Sie sich mit der Mediennutzung Ihres Kindes auseinander und versuchen Sie, eine Vertrauensbasis aufzubauen. Fragen Sie, was Ihr Kind eigentlich interessiert und was es online anschaut.»

Külling legt Eltern nahe, ihren Kindern zuzuhören und sie ernst zu nehmen. Zudem könne es helfen, Medien gemeinsam zu nutzen und allenfalls Inhalte gemeinsam zu überprüfen. Es gebe Tests, sogenannte Fake Finders, die Fake News aufdecken. Das Kind solle spüren, dass sich die Eltern für den Medienkonsum interessieren und sich damit auseinandersetzen.

Céline Külling: «Es wird immer davon ausgegangen, dass Medien einen grossen Einfluss auf die Meinungsbildung haben. Aber trotz allem ist es so, dass das persönliche Umfeld des Kindes, also die Familie und Freunde, immer noch der stärkste Einflussfaktor ist. Dinge, die die Familie und Freunde als wichtig und wahr empfinden, haben im Normalfall einen viel grösseren Einfluss auf Kinder als das, was in den Medien propagiert wird.»

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