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Spinat macht stark & bei Schluckauf wächst das Herz: Diese Mythen geben Eltern seit Generationen weiter

Wasser auf Kirschen zu trinken macht Bauchweh – ist doch logisch. Aber stimmt das? Und sind Karotten wirklich gut für die Augen? Hier erfahren Sie die ganze Wahrheit. 

Diese Mythen geben Eltern seit Generationen weiter
Bleiben die Augen beim Schielen wirklich stehen? Bilder: CraigRJD, blueringmedia, warawiri, kornilov, Sudowoodo, wektorygrafika, iStock, Getty

Gehören Sie auch zu denen, die für die Kindererziehung immer mal wieder auf einen „Elternmythos“ zurückgreifen? Schliesslich glauben Kinder ihren Eltern so gut wie alles. Einige ihrer Geschichten, wie jene des Storchs, stellen sich jedoch früher oder später als Lüge heraus.

Fakt ist: Einige dieser Geschichten, begleiten uns und später unsere Kinder ein Leben lang. Doch kennen Sie die Wahrheit? Deshalb ist es höchste Zeit, die Mythen rund um Rüebli, Kaugummi und Schluckauf aufzuklären. 

Spinat macht stark

Spätestens seit den Popeye-Büchern hält sich dieser Mythos hartnäckig. Popeye vertilgte Spinat gleich büchsenweise und entwickelte ungeheure Kräfte. Dass Spinat einem keine Superkräfte verleiht, ist klar.

Dass er den Muskelaufbau begünstigen soll, stimmt auch nicht. Dieser Mythos entstand in den 1890-Jahren, als ein Wissenschaftler den Eisengehalt des Spinats ermittelte und beim Ergebnis ein Komma versehentlich um eine Stelle nach rechts gerückt hat. 

Fernsehen führt zu rechteckigen Augen

Dass übermässiges Fernsehen rechteckige Augen verursachen soll, erzählen Eltern ihren Kindern seit der Erfindung der Kiste. Dass dies wirklich eintrifft, konnte bislang kein Wissenschaftler bestätigen. 

Schwimmen nach Essen ist gefährlich

«Nach dem Essen darfst du für zwei Stunden nicht ins Wasser!» Diese Regel gehört in jedes Freibad wie das Eis am Stiel. Der Legende nach führt ein voller Bauch in Verbindung mit einem Schwumm zu Bauchkrämpfen und Kreislaufproblemen.

Dieser Mythos bewahrheitet sich nicht ganz: Wahr ist, dass sich nach dem Mittagessen viel Blut im Magen sammelt und andere Körperregionen weniger stark durchblutet werden. Das kann im schlimmsten Fall zu Kreislaufproblemen führen. Bei den Bauchkrämpfen sieht das Ganze anders aus: Einer US-Studie zufolge stehen Bauchschmerzen und Schwimmen nach dem Lunch in keinerlei Verbindung zueinander. 

Weitaus gefährlicher ist es aber, mit leerem Magen ins Wasser zu springen. Schwimmen verbrennt sehr viele Kalorien, wobei der Körper ohne externe Energiezufuhr durch Nahrung dem Risiko einer Unterzuckerung begegnet. Dies kann zu Ohnmachts-Anfällen führen. 

Spucke hilft bei Insektenstichen

Wenn eine Mücke einen Menschen sticht, injiziert sie ihren Speichel in unsere Haut. Dies führt zu Juckreiz und Rötungen. Dass der menschliche Speichel dagegen wie ein Gegengift wirken soll, stimmt nicht. Spucke kann die betroffene Stelle ein wenig kühlen, lindert den Schmerz oder die Schwellung jedoch nicht langfristig. Lauwarmes Wasser hat zudem den selben Effekt. Besser gegen Mückenstiche hilft ein Kühlpack oder einige Tropfen Honig. 

Karotten sind gut für die Augen

Schon die Kleinsten lernen, dass Karotten gut für die Augen sein sollen. Bei dieser Volksweisheit steckt sogar ein Fünkchen Wahrheit dahinter: Das orange Gemüse enthält Betakarotin, eine Vorstufe des Vitamins A. Das Vitamin A wird auch Retinol genannt. Der ausschlaggebende Punkt ist, dass ohne Retinol kein Mensch in der Lage ist, dunkel von hell zu unterscheiden. Wird dem Körper zu wenig Vitamin A zugeführt, droht Nachtblindheit. 

Dass Karotten alleine für gute Augen verantwortlich sind, stimmt jedoch nicht: Es gibt bessere Vitamin-A-Lieferanten als Karotten – wie etwa Spinat, Kohl oder Salat. Noch besser sind tierische Produkte, wie etwa Leber. Denn Leber enthält nicht nur die Vorstufe, sondern das Vitamin A selbst.

Bei Schluckauf wächst der Körper und das Herz

Der Hitzgi hat weder etwas mit dem Körper- noch mit dem Herzwachstum zu tun. Bei Schluckauf ist das Zwerchfell durch die unbewusst, falsche Atmung verspannt. Zudem kann er entstehen, wenn das Zwerchfell durch kalte Getränke, Alkohol oder zu viel Essen gereizt wird.

Kaltes Wasser auf Kirschen führt zu Bauchweh

Früher war es ein verbreitetes Phänomen, dass Kirschen und Wasser sich im Magen nicht vertragen und der gemeinsame Verzehr zu Bauchschmerzen führt. Es stimmt nämlich, dass Kirschen in Verbindung mit keimhaltigem Wasser eine chemische Reaktion im Magen auslösen, welche zu Bauchschmerzen führt. Heute müssen sich Kinder und Erwachsene aber nicht mehr davor fürchten, da die Trinkwasserqualität weitaus besser ist als in den vergangenen Jahrzehnten und Keime im Wasser vor allem in der Schweiz selten sind.

Die Augen bleiben beim Schielen stehen

Ist der Klassiker unter den Volksmärchen wirklich wahr? Nein, diese Geschichte ist frei erfunden. Beim absichtlichen Schielen drehen die Muskeln, die auch für die normalen Augenbewegungen zuständig sind, den Augapfel einfach zur anderen Seite. Es ist ausgeschlossen, dass sich diese Muskeln verkrampfen und stehen bleiben. Übrigens: Auch beim Grimassen-Schneiden schaffen es die Gesichtsmuskeln immer, die Grimassen wieder rückgängig zu machen. 

Verschluckter Kaugummi verstopft den Magen

Ein verschluckter Kaugummi macht unserem Magen nichts aus. Verdauliche Inhaltsstoffe wie Zucker filtert der Magen nämlich mit Hilfe der Magensäure aus. Die unverdauliche Masse wird wieder ausgeschieden. Bei übermässigem Schlucken von Kaugummis kann es jedoch vorkommen, dass die Speiseröhre oder der Magen verstopft werden. Ein solcher Fall wurde in England publik, als eine Frau täglich den Inhalt von drei Kaugummischachteln verzehrte. 

Bakterien gehen erst nach fünf Sekunden auf runtergefallenes Essen rüber

Die «5-Sekunden-Regel» besagt, dass bei der Übertragung von Bakterien vom Boden auf das Lebensmittel eine Art Zeitfenster existiert – und zwar drei bis fünf Sekunden, je nach Auslegung der Regel. Die Regel hat zwar einen wahren Kern, stimmt jedoch nicht: Forscher haben herausgefunden, dass man, egal wie schnell man Lebensmittel wieder aufhebt, immer noch Bakterien aufnimmt. Je länger man wartet, umso mehr Bakterien kommen mit. 

☝Welche Mythen und Legenden erzählen Sie Ihren Kindern? Erzählen Sie es uns im Kommentarfeld. 

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