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Dieses Buch ist zum Einschlafen

Nach einem langen Tag haben Eltern oft nur noch einen Wunsch: dass das Kind möglichst rasch einschläft. Versagen die gängigen Methoden und schreit das Kind ununterbrochen, geraten viele Eltern an ihre Grenzen. Der Schwede Carl-Johan Forssén Ehrlin verspricht mit seinem Kinderbuch nun Abhilfe. Eine neue Wunderwaffe?

Dieser kleine Junge will einfach nicht einschlafen
Eigentlich todmüde, aber mit dem Einschlafen will es einfach nicht klappen: Dieser kleine Junge hält seine Eltern auf Trab. (Bild: Artfoliophoto/iStock, Thinkstock)

Mal ist das Kind einfach nicht müde genug, ein anderes Mal hat es Angst vor der Dunkelheit, ist noch ganz aufgekratzt von den Dingen, die es tagsüber erlebt hat oder hat einfach Kuschel-Alarm. Einschlafen kann manchmal ganz schön schwierig sein. Der Schwede Carl-Johan Forssén Ehrlin versucht mit seinem Buch «Der kleine Elefant, der so gerne einschlafen möchte» den Eltern zu Hilfe zu eilen und das Baby schlafen lassen.

Süsser Elefant auf dem Weg zum Traumland

Kinder und Eltern schliessen den kleinen Elefanten Ellen dank liebevoller Illustrationen auf den ersten Blick ins Herz. Die Leser begleiten Ellen Seite für Seite auf ihrem Weg zum Bett auf der anderen Seite des magischen Schlafwaldes. Zuerst begegnet Ellen dem müden Maulwurf, der mit seiner Familie gerade einschläft. Weiter geht es über die verschlafene Treppe, auf der Ellen sich Stufe für Stufe entspannt, bis zum friedlichen Fluss, wo sie ein schwebendes Blatt beobachtet, das langsam zu Boden sinkt. Auf dem schläfrigen Pfad nutzt der kleine Elefant das magische Schlafpulver von Konrad, dem Kaninchen.

Wer jetzt noch nicht eingeschlafen ist, kann noch erleben, wie das wirre Mäuslein die Augen schliesst – um am Ende mit Elefant Ellen – ja was wohl? - einzuschlafen.

Der kleine Elefant auf dem Weg ins Traumland
Unterwegs mit dem Ziel Schlafland: Elefantenbaby Ellen begegnet auf ihrer Reise verschiedenen Tieren, bis sie den Weg ins Traumland gefunden hat. (Bild: pd/Mosaik Verlag, Illustration Sidney Hanson)

Entspannen wie beim Autogenen Training

Keine Frage, diese Geschichte ist alles andere als aufregend und abenteuerlich. Das soll sie allerdings auch gar nicht sein. Im Gegenteil, sie soll beruhigen und dazu beitragen, dass Kinder langsam immer mehr und tiefer entspannen. Carl-Johan Forssén Ehrlin nutzt für diesen Effekt die Techniken des Autogenen Trainings, eine Methode, die der Berliner Psychiater Johannes Heinrich Schultz 1926 entwickelt hat.

Dabei entspannt sich der Körper durch die Vorstellung, er sei schwer und warm. Darüber hinaus nutzt Kinderbuchautor Forssén Ehrlin Erkenntnisse aus dem Neurolinguistischen Programmieren (NLP), das davon ausgeht, dass Sprache in einer bestimmten Art und Weise direkt auf das Gehirn wirkt.

So hat er immer wieder Worte und Satzwendungen wie «müde fühlen», «schläfrig sein» und «einschlafen» eingestreut – mit dem Ziel, dass sich das Kind nach und nach tatsächlich müde fühlt – und einschläft.

Schlafengehen ohne Tränen

Mit diesen beiden Techniken verfolgt der Autor einen ganz anderen Ansatz als Annette Kast-Zahn, Autorin des 1995 veröffentlichten Buchs «Jedes Kind kann schlafen lernen». Darin empfiehlt Kast eine Art des Schlaftrainings, bei dem das Kind in müdem, aber noch wachen Zustand zu Bett gelegt und allein gelassen wird. In vorgegebenen Intervallen, die immer länger werden, beruhigen Eltern das schreiende Kind, um es dann erneut allein zu lassen.

Der Forssén Ehrlin, studierter Psychologe, Theaterwissenschaftler und Pädagoge, der auch als Kommunikationscoach und Trainer in den Bereichen Persönlichkeitsentwicklung und Mentales Training arbeitet, setzt dagegen auf Gemeinsamkeit und Freude: «Machen Sie aus dem Zubettgehen Ihres Kindes den schönsten Moment des Tages!», empfiehlt er in seinem Buch.

Keine gewöhnliche Geschichte

Das Kinderbuch unterscheidet sich nicht nur durch das Fehlen von Spannung und Abenteuer von anderen Geschichten. Es liest sich auch wie eine Traumreise. Deshalb sollten Eltern, bevor sie mit dem Vorlesen beginnen, das Buch zuerst selbst lesen. So können sie sich mit den gelegentlichen Empfehlungen des Autors, besonders betont zu lesen oder langsamer und leiser zu sprechen, den Namen des Kindes einzufügen oder zu gähnen, vertraut machen.

Wichtig ist auch, sich Zeit für das Vorlesen zu nehmen und eine Insel der Ruhe im Kinderzimmer zu schaffen. Denn das Buch richtet sich nicht an ein bestimmtes Lesealter. Es kann sowohl ein Baby einschlafen lassen als auch ein älteres Kind.

Schläft das Kind wirklich ein?

Wird das Kind wirklich einschlafen? Eine Gewähr gibt der Autor nicht. Doch einen – oder mehrere – Versuche ist das Buch sicher wert. Das Baby schläft nicht? «Manchmal muss das Kind das Buch vielleicht erst ein paar Mal hören, bevor es sich der Geschichte öffnen und glücklich einschlafen kann», erklärt der Autor in seinen Tipps für das Vorlesen im vorderen Teil des Buches. Viele Familien hätten berichtet, dass die Lesedauer von Abend zu Abend kürzer geworden sei. Und zeigt sich, dass das Kind an einer bestimmten Stelle besonders gut einschläft, dann lässt sich diese Stelle auch mehrfach hintereinander lesen.

«Der kleine Elefant, der so gerne einschlafen möchte» ist das Nachfolgebuch des internationalen Bestsellers «Das kleine Kaninchen, das so gerne einschlafen möchte». Dieses hat Forssén Ehrlin 2011 ursprünglich im Selbstverlag herausgegeben. Nachdem es 2014 in sechs verschiedene Sprachen übersetzt wurde, wurde es international zum Renner. Der Nachfolger mit dem Elefanten als Hauptfigur erschein Ende 2016 auf Deutsch.

 

Buchcover

«Der kleine Elefant, der so gerne einschlafen möchte», Carl-Johan Forrsén Ehrlin, Mosaik Verlag, ISBN 978-3-442-39308-4, zirka 19 Franken (gebundene Ausgabe).

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