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Mit Haut und Haar: Susy Utzinger kämpft seit ihrer Kindheit für Tiere

Die meisten Kinder lieben Tiere und wünschen sich schon früh ein eigenes Haustier. Die Schweizer Tierschutzexpertin Susy Utzinger setzt sich seit vielen Jahren für das Recht der Tiere ein. Im Interview verrät sie, wie das Familienleben mit einem Haustier gelingen kann.

Susy Utzinger gibt alles für die Tiere
Tierschutz ist für Susy Utzinger eine Herzensangelegenheit. Foto: Susy Utzinger Stiftung für Tierschutz

Susy Utzinger hat ein grosses Herz für Tiere. Die Schweizer Tierschützerin setzt sich aktiv für bessere Qualität von Tierheimen und Tierschutzprojekten im In- und Ausland ein. Eine echte Tierschützerin ist für sie jemand, der informiert. Das tut Susy Utzinger selbst mit  Leib und Seele. Wir haben Sie zum Interview getroffen.

Frau Utzinger, Sie waren bereits als Kind Tierschützerin, wie war das damals?

Susy Utzinger: Wir hatten einen Tierclub und haben Frösche über die Strassen getragen, damit sie nicht überfahren werden. Heutzutage würde ich es den Kindern aber nur in Begleitung von Erwachsenen empfehlen. Frösche wandern im Dunkeln und es ist gefährlich auf den Strassen.

Was raten Sie einer Familie, die sich ein Tier anschaffen möchte?

Sie müssen eine Check-Liste machen und sich fragen, was sie genau möchten. Eine Möglichkeit ist, sich in der Nachbarschaft umzuhören. Familien können während den Ferien eine Katze hüten, einen Hund zu sich nehmen oder die Vögel des Nachbarn füttern. So bekommen sie ein Gefühl für das Leben mit einem Haustier.

Sehen Sie Parallelen zwischen der Erziehung von Kindern und Hunden?

(lacht) Ich beobachte, dass Leute, die gut mit Hunden umgehen können, auch mit kleinen Kindern zurecht kommen. Bei beidem muss man auf einer emotionalen Ebene kommunizieren  und hat keine Sprache zur Verfügung. Wer einen Hund haben möchte, muss einen Kurs absolvieren. Das wäre manchmal auch bei Kindern gut.

Kann ein Kind Verantwortung für ein Tier übernehmen?

Es ist geradezu lächerlich, wenn Eltern denken, dass ein Kind von Natur aus Verantwortung für ein Tier übernehmen kann. Kinder können viel lernen, wenn es ihnen vorgelebt wird. Die Hauptverantwortung bleibt bei den Eltern. Die tiergerechte Haltung muss im Vordergrund stehen. Das Kind kann so einen guten Umgang mit Lebewesen erlernen und auch zwischenmenschliche Kompetenzen üben.

Welche Vorteile hat eine Familie, wenn sie das Tier aus dem Tierheim kauft?

Viele möchten ein neues Tier und kein «gebrauchtes» aus dem Tierheim. Oft sind Leute erstaunt, dass ein Hund aus dem Tierheim 300 bis 500 Franken kostet. Doch nur schon eine Kastration kostet bei einer Hundedame zwischen 600 und 800 Franken. Wenn man dann noch die Impfungen dazurechnet, kostet ein geschenktes Haustier sicher mehr.

Warum müssen Familien beim Kauf eines Rassenhundes vorsichtig sein?

Wer nicht auf einen Rassenhund verzichten möchte, kann auch bei einem seriösen Schweizer Züchter kaufen. Abraten möchte ich von sogenannten Schnäppchenhunden aus dem Osten. Die Mutterhunde liegen zum Teil ihr Leben lang in Hühnerbatterien und bringen so lange Junge zur Welt bis sie «krepieren». Dieses Wort sage ich, weil ich gesehen habe, wie diese Tiere behandelt werden.  

Können Sie Veränderungen in der Schweizer Haustierhaltung feststellen?

Ich sehe zwei Extreme. Es gibt Leute, die sich zu wenig um ihre Tiere kümmern und es gibt Leute mit extremer Tierliebe, die in Richtung Eigenliebe geht. Ein Beispiel sind Hundekleider. Sie können im Winter sinnvoll sein, zeigen aber, dass Tiere zu Accessoires werden. Paris Hilton hat da sicherlich auch ihren Teil dazu beigetragen. Wer sein «Accessoire» nicht mehr will, bringt es ins Tierheim und fertig. Das geht nicht! Ein Tier kann man nicht einfach abschieben, es ist ein Lebewesen und man hat Verantwortung dafür übernommen.

Welche Tierschutz-Projekte in der Schweiz sind wichtig?

Bei den Katzen tendieren wir in eine Überpopulation. Junge Büsis sind «soo herzig», wer findet das nicht? Das Thema Kastration ist jedoch nicht sexy. Es geht um Operationen und den Bauch aufschneiden. Doch in der Realität sind es tausende unerwünschte Katzen, die getötet werden. Katzen können nicht selbst verhüten – nicht einmal alle Menschen können das (lacht). Hier muss der Mensch Verantwortung übernehmen.

Kann übertriebener Tierschutz auch das Gegenteil bewirken?

Etwa 50% der Tierschutzprobleme in der Schweiz wurde von selbsternannten Tierschützern verursacht, die aus emotionaler Liebe und ungenügender Information den Tieren mehr Schaden zufügen. Wer helfen will, muss sich zuerst Informieren. Heute ist das mit dem Internet relativ einfach.

Was kann eine Familie für den Tierschutz im Alltag tun?

Jeder kann zum Tierschutz beitragen. Es erstaunt mich immer wieder, dass Menschen sich wundern, dass eine Kuh Junge bekommen muss, damit sie Milch gibt. Mit Kindern kann man zum Beispiel verschiedene Bauernhöfe besuchen. Dort lassen sich Unterschiede zwischen einem Biohof und einem herkömmlichen Hof beobachten und Kinder lernen, woher ihr Essen kommt. Nur wer weiss, wie sein Essen entsteht, kann auch entscheiden, ob er es konsumieren will.

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