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Lernen mit Spass: In den Ferien für die Schule büffeln?

Das Zeugnis des Kindes war vor den Ferien nicht so gut wie erhofft. Doch die Idee der Eltern, die Wissenslücken in den Ferien zu stopfen, stösst bei vielen Kindern nicht auf Begeisterung. Zu unrecht.

Ein Junge bearbeitet mit seiner Mutter die Hausaufgaben.
In den Ferien zu Hause lernen kann dem Schüler die nötige Gelassenheit fürs neue Schuljahr geben. (Bild: Flying Colours Ltd./Photodisc, Thinkstock)

Manuels Zeugnis ist eigentlich ganz passabel. Doch in zwei Fächern tun sich Wissenslücken auf. Ausgerechnet in Englisch und Mathematik hat er schlechte Noten. Nach der Schule ist er müde, hat wenig Motivation und Konzentration für Hausaufgaben übrig. «Da wäre es doch eine gute Idee, wenn Manuel in den Ferien lernen und den Stoff nachholen würde», überlegen die Eltern. Ihre Freunde, ebenfalls Eltern schulpflichtiger Kinder, sehen das anders. «Ferien sind Ferien!» sagen sie. «Jetzt brauchen Kinder Erholung und Spass!»

Ferien: Spass oder Lernen?

«Ferien sind eine Zeit der Entspannung und Erholung, auf die Kinder angewiesen sind», sagt Fabian Grolimund, Psychologe und Lehrbeauftragter an der Universität Fribourg. Grolimund leitet zusammen mit Nora Völker und Stefanie Rietzler das Projekt «Mit Kindern lernen». «Dennoch kann es sinnvoll sein, die Schule und das Lernen während dieser Zeit nicht ganz links liegen zu lassen.» Ferien könnten vor allem dazu genutzt werden, den erreichten Wissensstand aufrecht zu halten und dem Vergessen vorzubeugen sowie wichtige Grundlagen, die das Kind nicht beherrscht, zu wiederholen.

Lernen und Spass in den Ferien schliessen sich nicht aus

Die wenigsten Kinder sind zunächst begeistert von der Aussicht, in den Ferien zu lernen. Verständlicherweise wollen sie eine Zeit lang die Mühen des Schulalltags vergessen und Spass haben. Wichtig ist es deshalb, den Kindern den Vorteil des Lernens in den Ferien zu vermitteln. Während der schulfreien Zeit haben sie viel mehr Ruhe als während des Schulalltags. Eltern sollten dem Kind deutlich machen, dass das Lernen keine Strafe für ein schlechtes Zeugnis darstellen soll, sondern dass es dem Kind helfen wird, das neue Schuljahr gelassen und sicher zu beginnen.

Wichtig ist, mit Kindern zu besprechen, ob und wie viel Unterrichtsstoff in den Ferien nachgeholt werden soll. «Wenn Kinder bei den Planungen beteiligt sind, sind sie auch eher bereit, diese einzuhalten», sagt Familientherapeutin Paula Honkanen-Schoberth, Geschäftsführerin des deutschen Kinderschutzbundes. Vielleicht hat das Kind selbst Ideen, was es tun kann, um im nächsten Schuljahr besser klar zu kommen?

So geht Lernen mit Spass in den Ferien

Lernen muss Kindern die Ferien nicht vermiesen. «Lernen macht immer dann Spass, wenn ich mir selbst Ziele setze und weiss, ich kann das schaffen, wenn die Lernumgebung stimmt und wenn ich Erfolge erlebe», so Michael Fritz, Lernforscher am Transfer-Zentrum für Neurowissenschaften und Lernen in Ulm. Daniel Bialecki, Chief Operating Officer bei scoyo, ein Anbieter von Lerninhalten im Internet für Schüler der Klassen 1 bis 7, unterstreicht dies: «Die Kinder brauchen regelmässige Bestätigung und Motivationsanreize. Dann lernen sie wie nebenbei und können die Inhalte besser behalten.»

Viele Kinder kommen mit dem verpassten Lernstoff nicht allein zurecht. Sie brauchen Hilfe, um das Versäumte nachzuholen. Darüber hinaus macht es ohnehin mehr Spass, zusammen zu lernen. Wer leicht die Geduld beim Lernen mit dem Kind verliert, tut gut daran, einen Nachhilfelehrer zu engagieren.

Lernen am Computer

Am Computer lernt es sich oft leichter als mit der Nase im Buch. «Der Computer begeistert und motiviert Kinder und Jugendliche», so der Verein «Internet-ABC e.V.». «Kinder geniessen das selbstbestimmte Surfen und Spielen am Computer - eine ideale Voraussetzung dafür, durch diese Aktivitäten den Horizont zu erweitern.» Eltern tun also gut daran, die Begeisterung der Kinder zu nutzen. Hier lässt sich nicht nur Wissen aneignen oder bereits Erlerntes vertiefen, der Computer eignet sich auch sehr gut zum Einüben und Vertiefen des Stoffs, sodass er am Ende richtig «sitzt». «Wiederholung sorgt für dauerhaftes Einprägen des Lernstoffs - im Web ein leicht zu tätigender Prozess: Ein Quiz zum Beispiel kann problemlos mehrfach gespielt, eine Infoseite beliebig oft aufgerufen werden.»

Im Internet finden sich viele kostenlose Portale, die Schüler beim Lernen unterstützen: Kinderseiten, Nachschlagewerke, Materialbörsen, Seiten mit Online-Übungen und interaktiven Spielen. Eine Zusammenstellung bietet der Verein Internet ABC hier.

Kinder brauchen viel Freizeit

Auch wenn Lernen Spass macht, sollten Kinder es in den Ferien nicht übertreiben. Kinder brauchen sehr viel Raum zum Spielen und für Abenteuer. «In den Sommerferien können Kinder und Jugendliche andere Lernerfahrungen machen, wie zum ersten Mal den Baggersee zu durchschwimmen oder das Mädchen ihrer Träume anzusprechen. Das sollte nicht vernachlässigt werden, weil für die Schule gelernt werden muss», betont Michael Fritz, Lernforscher am TransferZentrum für Neurowissenschaften und Lernen in Ulm. Dem schliesst sich Fabian Grolimund an: «Eltern sollten unbedingt darauf achten, dass das Lernen das Feriengefühl nicht zerstört, indem sie die Lernzeit beschränken und so in den Tagesablauf einbauen, dass das Kind bei seinen Freizeitaktivitäten nicht unterbrochen wird.» Sinnvoll ist es auch, dem Kind einen Teil der Ferien komplett frei zu halten.

Zeitplan fürs Lernen in den Ferien

Günstig wäre zum Beispiel - je nach Kind -  eine der folgenden Abmachungen

  • Wir lesen vor dem Einschlafen 10 Minuten.
  • Wir wiederholen immer gleich nach dem Mittagessen während 10 Minuten das Einmaleins.
  • Ich diktiere dir immer gleich nach dem Frühstück einmal alle Buchstaben.

Hat das Kind in mehreren Bereichen Mühe, könnte abgewechselt werden: Montag, Mittwoch und Freitag lesen wir 10 Minuten, Dienstag und Donnerstag üben wir das Addieren im Zehnerraum.

Quelle: mit-kindern-lernen.ch

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