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Stillen in der Schwangerschaft

Stillen versorgt ein Kind mit Muttermilch und sorgt für innige Augenblicke. Mit der Stillzeit muss nicht Schluss sein, wenn sich das zweite Kind ankündigt. Stillen in der Schwangerschaft ist möglich. Hebammen und Ärzte geben Ratschläge rund um das Stillen als Schwangere.

Stillen in der Schwangerschaft
An Mamas Brust, obwohl bald ein Geschwisterchen kommt. Foto: Olga Zelenkova, iStock, Getty Images Plus

«Muttermilch ist die beste Nahrung für ein Baby», sind sich Wissenschaftler und Gesundheitsfachleute einig. Die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung (SGE) erklärt, warum das so ist: «Milch aus der Brust der Mutter passt sich laufend veränderten Verdauungskapazitäten und Nährstoffbedürfnissen des Babys an.» Auch dann, wenn das Kind bereits zur Beikost greift, tut ihm gestillte Muttermilch noch gut.

Die Weltgesundheitsbehörde (WHO) empfiehlt sogar, Kinder zu stillen, bis sie zwei Jahre alt sind. Viele Mütter folgen dieser Empfehlung der Stillzeit, nicht nur wegen der guten Inhaltsstoffe der Muttermilch.

Muttermilch hat noch einen weiteren besonderen Vorteil für die Beziehung zwischen dem Kind und der Mutter. Stillen schenkt nämlich Mutter und Kind innige Augenblicke voller Nähe und Zärtlichkeit. Doch oft ist damit Schluss, wenn sich das zweite Kind ankündigt und Mami wieder Schwanger ist. 

Grünes Licht für Stillen des Kindes in der Schwangerschaft

Verbreitet ist das Vorurteil, dass das Stillen eines Kindes Früh- und Fehlgeburten des noch ungeborenen Babys auslösen kann, wenn die Frau schwanger ist. Schuld an diesem Vorurteil ist das Hormon Oxytocin, das schwangere und auch nicht schwangere Frauen beim Stillen mit der Brust ausschütten und Kontraktionen der Gebärmutter auslösen kann.

Doch Still-Experten geben Entwarnung: «Ein Kind während der Schwangerschaft zu Stillen ist nicht gefährlich», sagt Aleyd von Gartzen, Beauftragte für Stillen und Ernährung von Kindern beim Deutschen Hebammenverband.

Das bestätigt auch Prof. Daniel Surbek, Ordinarius und Chefarzt der Geburtshilfe der Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Inselspital Bern. Julia Afgan, Stillberaterinder La Leche Liga Deutschland sagt zudem: «Wenn eine Frau Schwanger ist, die Schwangerschaft normal verläuft und die Mutter und das Kind gesund sind, besteht bei erneuter Schwangerschaft kein Grund zum Abstillen des ersten Kindes. Bisher wurden keine Risiken für die Mutter oder für das ungeborene Kind nachgewiesen.»

Eine Studie aus dem Jahr 2009 stützt diese Aussagen. Sie ergab, dass Mütter, die während sie schwanger sind ihr Kind stillten, nicht mehr Früh- und Fehlgeburten erlitten als eine nicht stillende Kontrollgruppe aus derselben Anzahl von Müttern. «Selbst wenn die Mutter schwanger ist, sollte das Stillen fortgesetzt werden, bis natürliche Entwöhnung durch das Kind auftritt», lautet das Fazit der Studie über das Stillen eines Kindes in der Schwangerschaft. 

Die Milch aus der Brust der Mutter schadet also dem grossen Geschwisterchen nicht. Fragen Sie sich, ab wann die optimale Stillzeit bei Ihrem Kind erreicht ist, beziehungsweise wann Sie aufhören, Ihrem Kind die Brust zu geben? Dann lesen Sie unseren hier

Darauf sollten stillende Schwangere achten

Ausgewogene Ernährung
Wichtig ist, dass sich stillende schwangere Mütter ausgewogen ernähren, um sich und ihre Kinder ausreichend mit Nährstoffen zu versorgen. «Mütter, die sich gesund ernähren, brauchen sich keine Sorgen über Nährstoffmangel zu machen», so Aleyd von Gartzen. Feine und gesunde Rezepte finden Sie hier. Prof. Daniel Surbek empfiehlt darüber hinaus stillenden Schwangeren dringend Multivitaminpräparate und Omega 3 Fettsäuren.

Gewichtskurve des Erstgeborenen
Bei vielen Müttern lässt im zweiten Drittel der Schwangerschaft die Muttermilchproduktion nach. Wie stark sich die Milchmenge zurückbildet, ist allerdings von Frau zu Frau verschieden. «Ist das Stillkind bereits im Beikostalter, lässt sich ein eventueller Rückgang der Milchbildung durch angemessene Beikost kompensieren», rät Julia Afgan.

Manchmal aber wird das erste Baby noch voll gestillt. «Dann gilt es, seine Gewichtszunahme sowie sein Verhalten sorgfältig zu beobachten.» Nimmt es nicht ausreichend zu, braucht es zusätzliche Muttermilch-Ersatznahrung.
Weitere Informationen zum Gewicht des Babys: lalecheliga.de und lalecheleague.ch.

Schwanger stillen: Oxytocin nur in geringen Mengen

Gebärmutterkontraktionen, wie sie beim Stillen eines Kindes vorkommen, sind ein normaler Teil der Schwangerschaft einer Frau. «Durch die Stimulation der Brustwarzen wird in der fortgeschrittenen Schwangerschaft das Hormon Oxytocin nur in geringen Mengen ausgeschüttet», so Julia Afgan.

«Das geschieht auch während des Geschlechtsverkehrs, den die meisten Paare während der Schwangerschaft weiterhin haben dürfen.» Beim Orgasmus einer Frau werde sogar mehr Oxytocin ausgestossen als bei einem Stillvorgang, darauf verweist Aleyd von Gartzen. 

Vor- und nach der Geburt: Wenige Gründe zum Abstillen

Vorsicht ist geboten, wenn eine Mutter zu vorzeitigen Wehen tendiert. «Dann ist es sinnvoll, vorsichtshalber mit einem Arzt über das Stillen des Kindes zu sprechen», rät Aleyd von Gartzen. Dieser kann Sie auch dabei beraten, wann ein Abstillen in Frage kommt. Prof. Dr. med. Daniel Surbek: «Sollten Frühgeburtsbestrebungen bestehen, sollte mit dem Stillen aufgehört werden.» In diesen Fällen helfen alternative Milchprodukte, welche vergleichbar mit der Muttermilch aus der Brust sind. 

Viele Ärzte raten vom Stillen eines Kindes in der Schwangerschaft bei einer vorangegangenen Fehlgeburt oder Frühgeburt ab. Dasselbe gilt bei Schmerzen in der Gebärmutter oder Blutungen, bei ungenügender Gewichtszunahme während der Schwangerschaft und bei Zwillingen, Drillingen oder mehr Kindern. «Wir empfehlen einer Mutter eine Zweitmeinung einzuholen, wenn sie spürt, dass sie trotz der genannten Risikofaktoren gerne weiter mit Milch aus der Brust stillen möchte», sagt Rahel Oberholzer, Stillberaterin La Leche League Schweiz.

Oft entwickelt sich die Muttermilch schon während der Schwangerschaft in Richtung Vormilch. «Sie schmeckt manchen Kindern nicht mehr so gut, sodass sie nicht mehr gestillt werden möchten», weiss Aleyd von Gartzen. Schaden tut sie allerdings nicht – im Gegenteil. Weil sie extrem reich an Immunstoffen ist, tut das Stillen mit Milch aus der Brust auch älteren Babys gut und hat gesundheitliche Vorteile. 

«Die Mehrheit der Stillkinder aber stille sich selbst vor der Geburt des Geschwisterkindes ab», berichtet Christine Brennan von der Schweizerischen Stiftung zur Förderung des Stillen. Verantwortlich sind dafür nicht nur Veränderungen im Geschmack der Muttermilch aus der Brust und die nachlassende Milchproduktion / Milchbildung, sondern auch die sehr empfindlichen Brustwarzen der Frau durch die hormonellen Veränderungen.

Lesen Sie auch folgende Artikel über das Stillen, die optimale Stillzeit von Ihrem Kind und Tipps und Tricks rund um Kinder:

Welche Erfahrungen haben Sie beim Stillen als Schwangere Frau gemacht? Haben Sie nach der Geburt weiterhin beide Kinder gestillt? Oder haben Sie abgestillt? Erzählen Sie es uns im Kommentarbereich. 

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