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Das Mehrgenerationenhaus als Wohnmodell mit Zukunft

Ältere Menschen leben oft isoliert, manche Kinder weit weg von den Grosseltern. Das Mehrgenerationenhaus greift ein Familienmodell auf, das früher oft gewählt wurde: Jung und Alt unter einem Dach. Wie das funktionieren kann, zeigen Beispiele aus Winterthur und Holziken bei Aarau.

Im Mehrgenerationenhaus wohnen Kinder, Eltern und Senioren unter einem Dach.
Im Mehrgenerationenhaus begegnen sich Jung und Alt regelmässig. Foto: Fuse, Thinkstock

Die Planung eines Hauses, in dem junge Familien, Alleinstehende und Senioren ein lebendiges Miteinander pflegen, setzt ein Denken neben eingefahrenen Schienen voraus. Viele unterschiedliche Interessen müssen berücksichtigt werden, die Vorteile eines Mehrgenerationenhauses sprechen aber für sich!

Gute Gründe für das Mehrgenerationenhaus

Ältere Menschen sehen sich mit gesundheitlichen Problemen konfrontiert, welche die Mobilität im Alltag stark einschränken können. Sei es, dass das Gehen schon etwas schwer fällt oder die Augen nicht mehr Schritt halten. Es gilt, der dadurch drohenden Isolation entgegenzuwirken. Mehrgenerationenhäuser müssen Orte der Begegnung sein, die ohne grossen Aufwand barrierefrei erreicht werden können. Der Kontakt zu den Mitmenschen wird erleichtert, kleine Erledigungen werden von hilfsbereiten Nachbarn übernommen.

Gemeinsame Einrichtungen wie ein Café, ein Spielplatz, ein Grillplatz oder ein Garten können von allen genutzt werden. Singles mit oder ohne Kind haben die Möglichkeit, vor Ort Kontakte zu knüpfen. Kinder haben die Gelegenheit, auch mit älteren Menschen zusammenzuleben und ihre soziale Kompetenz durch die notwendige Rücksichtnahme zu erweitern. Senioren nehmen am Leben mit Kindern teil und können sich mit Menschen unterschiedlicher Generationen austauschen.

Mehrgenerationenhaus: Rücksichtnahme ist das A und O

Das Mehrgenerationenhaus setzt eine Struktur um, die in unseren Städten längst verloren gegangen und oft auch nicht mehr in kleineren Gemeinde zu finden ist: Der Dorfcharakter als Ausdruck des Interesses am Nachbarn, am Kollegen oder an der alten Dame, die auf der Parkbank die Tauben füttert.

Dieser Dorfcharakter birgt neben den positiven Seiten zugleich auch Risiken in sich. Das Haus muss so geplant und gebaut werden, dass sich junge Menschen und Kinder ausleben dürfen, ohne durch restriktive Regeln allzu sehr eingeschränkt zu werden. Zugleich muss gewährleistet sein, dass das erhöhte Ruhebedürfnis älterer Menschen ausreichend berücksichtigt wird.

Ohne gegenseitigen Respekt und Rücksichtnahme kann keine Gemeinschaft funktionieren. Das Mehrgenerationenhaus ist ein Lebensmodell für alle Menschen, die bereit sind, die Ellbogen etwas einzuziehen und sich nicht scheuen, über den Tellerrand hinauszusehen.

Mehrgenerationenhaus Winterthur

Die Giesserei, das Mehrgenerationenhaus in Winterthur, bietet über 150 Wohnungen für junge und alte Menschen von 1,5 Zimmer-Grösse bis 9-Zimmer-Grösse. Sie ist damit das grösste selbst verwaltete Mehrgenerationenhaus in der Schweiz. Die Bewohner kommen in den zahlreichen Gemeinschaftsräumen zusammen: in der Pantoffelbar, in den Werkstätten oder im Innenhof mit Spielplatz. Jeder Bewohner verpflichtet sich dazu einen Beitrag für die Gemeinschaft zu leisten: Fenster putzen, Kuchen backen, Reparaturen erledigen. www.giesserei-gesewo.ch

Mehrgenerationenhaus Holziken

In Holziken bei Aarau im Mehrgenerationenhaus Vivace leben Menschen, die «etwas miteinander zu tun haben wollen!» wie es auf der Webseite heisst. Es gibt sowohl kleine 1,5 Zimmer-Wohnungen als auch grosse 4,5 Zimmer-Wohnungen. Die Nachbarn unterstützen sich gegenseitig, sei das im Haushalt oder bei administrativen Angelegenheiten. Im eigenen Hauscafé kommen die Generationen zusammen. Für Kinder gibt es einen Spielplatz. Für Senioren und alle anderen Gartenbeete und einen Grillplatz.

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