Freizeit > Hobbys

Hokuspokus Fidibus! Zaubern lernen wie der grosse Merlin

Zaubern ist eine alte Kunst und sie fasziniert bis heute. Doch kann jeder Zaubern lernen? Wir haben Zaubermeister Hörbi Kull in seiner Zauberschule in Zürich besucht und uns als Magier versucht.

Jeder kann Zaubern lernen
Wer Zaubern lernen will braucht einiges an Übung. Foto: L-house, iStock, Thinkstock

Ob am Kindergeburtstag, auf dem Marktplatz oder beim Firmenfest: Zauberer sind gern gesehen. Plötzlich erscheinen Gegenstände, Geld vermehrt sich und Knöpfe entwirren sich. Ein echter Zauberprofi ist Hörbi Kull, er hat vor 26 Jahren in Zürich die älteste Zauberschule der Schweiz übernommen. Kinder und Erwachsene, die gerne Zaubern lernen möchten, können dort verschiedene Kurse besuchen. Die Schüler trainieren nicht nur ihre Fingerfertigkeiten, sondern auch wie sie das Publikum ablenken und unterhalten können. Wer fleissig übt, kann schon bald seine Gäste überraschen und verblüffen. Wir haben es selber ausprobiert.  

Zaubern lernen bei Hörbi Kull in der Zauberschule Zürich

Es ist ein trüber Mittwochnachmittag an dem ich mein Stahlross sattle und Richtung Uetliberg fahre. Gleich am Waldrand befindet sich die Zauberschule von Hörbi Kull. Ein zweites Hogwarts suche ich vergeblich, doch die goldene Anschrift an einem kleinen weissen Haus verrät, dass ich richtig bin.

Neben dem Eingang steht eine Statue von Merlin, dem grossen Zauberer. Er trägt ein langes Kleid und hält seinen Zauberstab in der Hand. Ganz anders sieht Hörbi Kull aus. Mit einer Baseballmütze und einem T-Shirt kommt er aus seinem Büro und begrüsst mich freundlich. Er ist nicht so furchterregend wie der bärtige Merlin und ich bin erleichtert.

Gemeinsam gehen wir in den Zauberlehrlingsraum. Ich bin nervös und rechne jeden Moment mit einem Trick. Ein Armband oder eine Uhr habe ich nicht dabei, denn Hörbi Kull könnte sie verschwinden lassen. Er lacht schallend, als er meine Unsicherheit bemerkt: «Meine Zauberkunst ist immer positiv. Das bedeutet, dass ich Gegenstände erscheinen aber nicht verschwinden lasse. Gerne verwandle ich eine 20-Franken-Note aus dem Publikum in eine 50-Franken-Note. Umgekehrt wäre das aber sehr negativ.»

Lektion 1: Alte Zaubermeister kennen

Wer Zaubern lernen will, muss die frühen Zaubermeister kennen und so beginnt meine erste Zauberstunde mit einer Lektion über die alten Zaubermeister. Einige sind sehr, sehr alt, wie Hörbi Kull erzählt: «Dedi ist der erste namentlich erwähnte Zauberer, den man kennt. Seine Geschichte steht auf einem Papyrus. Dedi konnte einen Kopf abschneiden und wieder hinzaubern. Dieses Kunststück musste er vor dem Pharao vorführen. Leider wird aber im Papyrus nicht erklärt, wie das geht.»

Nach der kurzen historischen Einführung ist es Zeit für den ersten Zaubertrick. Ich bin mir sicher, Hörbi Kull führt mich hinters Licht, da ich bereits im Pfadilager die einfachsten Tricks niemals entschlüsseln konnte. Er packt seine Karten aus und lässt sie durch seine Hände fliegen. Nach dem vielen Mischen und Sortieren soll ich nun die Farbe der verdeckten Karten erschnuppern. Also halte ich mir die Karten pflichtbewusst unter die Nase. Ich rieche alle Kartenfarben richtig. Die Verwirrung ist gross und mein Kopf brummt. Der Meister zeigt mir danach die Lösung und alles wird sofort klar. Doch verraten darf ich sie nicht, denn seine Geheimnisse zu bewahren ist das erste Gebot der Zauberei.

Hörbi Kull als Strassenzauberer
Bei Hörbi Kull können Sie nicht nur Zaubern lernen, sondern sich selbst verzaubern lassen. Foto: Hörbi Kull

Zaubern lernen mit zwei linken Händen

Da ich mit den Händen nicht gerade geschickt bin, hat Hörbi Kull einfache Tricks für mich bereit. Ich übe fleissig mit zwei Gummibändern. Und tatsächlich, unter Hörbis Anleitung gelingt die Illusion. Zaubern lernen macht Spass. Schnell werde ich übermütig und will den Trick alleine versuchen. Natürlich misslingt er und das Gummiband bleibt an meinem kleinen Finger hängen. Auf einer grossen Bühne wäre ein solcher Fehler eine Katastrophe. Warum geht Hörbi Kull dieses Risiko trotzdem ein? «Ich mache es wegen den  Kindern, die zu mir kommen und sagen, dass ich ein richtiger Zauberer bin. Das habe ich unheimlich gern. Ich will das auch sein. Natürlich nicht auf okkulte Weise. Als Zauberer kann ich Freude, Staunen, Lachen hervorrufen und etwas zeigen, das unbegreiflich ist. »

Es gibt keine billigen Tricks

Nachdem ich den Trick mit den Gummibändern langsam beherrsche, möchte ich ihn gerne einem Publikum vorführen. Doch dieser Zaubertrick ist so simpel, den durchschaut ja jeder! Schnell lerne ich von Hörbi, dass es keine billigen Tricks gibt. Es gibt nur billige Vorführer. Ein guter Zauberer macht aus einem billigen Trick ein Wunder. Wie macht das Hörbi Kull? «Es braucht viel Übung. Wenn ich einen neuen Trick lerne, trainiere ich mehrere Stunden pro Tag und es kann Jahre dauern, bis ich ihn das erste Mal vorführe. Das Wichtigste aber ist, dass ein Zauberer sein Publikum liebt. Wer die Menschen nicht gerne hat, der kann auch nicht Zaubern.» Zaubern lernen braucht also Geduld. Das sagt Hörbi Kull auch schon seinen jüngsten Schülern: «Es ist ähnlich schwer wie bei einem Musikinstrument, man muss jeden Tag üben. Ich beobachte aber, dass die meisten Kinder bereits ein oder zwei weitere Hobbys haben. Da bleibt einfach keine Zeit mehr fürs Zaubern und das ist schade. Wer Zaubern lernen will sollte etwa 15 Minuten am Tag üben.» Der Einführungskurs bei Hörbi Kull beinhaltet fünf Lektionen. Danach können seine Schüler bereits eine kleine Zaubershow vorführen. Wer intensiv weiter übt kann an der Zauberschule bis zum Profi aufsteigen und Kurse bei renommierten internationalen Zauberern besuchen.

Ein geheimer Zaubererbund

Zwei Voraussetzungen brauchte es, für alle die Zaubern lernen wollen: Geduld und einen guten Zaubermeister. Auch Hörbi Kull hat sein Handwerk von der Pike auf gelernt und dabei viele andere Zauberer getroffen, die ihm Tricks beigebracht haben. Wie die Geheimnisse weitergegeben werden, ist selbst schon ein halbes Geheimnis. «Seit dem Mittelalter werden die Tricks innerhalb der männlichen Familienmitglieder weitergegeben. Doch heute findet man die meisten Lösungen auch im Internet. Das liegt daran, dass mehr und mehr Geld mit verkauften Tricks gemacht wird.» Und woher wissen die heutigen Zauberer die Tricks, die nicht im Internet zu finden sind? «Ich zum Beispiel bin im Vorstand des Magischen Rings Schweiz. Das ist ein Verband aller Zauberer dieses Landes. Dort werden Zaubertricks weitergegeben, Zaubermeisterschaften ausgefochten und der Nachwuchs gefördert. Wir haben auch einen Ehrenkodex. Wer sich nicht daran hält, muss den Ring verlassen. So können wir sicher sein, dass die Tricks nicht verraten werden.»

Wenn man alles Zaubern könnte...

Was würde Hörbi zaubern, wenn er der grösste Zauberer der Welt wäre? «Ich würde zuerst sauberes Wasser machen. Und dann genug Essen für alle. Das wäre ja kein Problem mehr. Ah, und da ist noch ein eher egoistischer Wunsch: Meine Hüftschmerzen. Die würde ich auch wegzaubern. Aber ich beginne jetzt erst mal mit Calais in Nordfrankreich. Dort werde ich Ende Juni in einem Flüchtlingscamp zaubern.»

Die Zeit in der Zauberschule vergeht wie im Flug. Dank Hörbi habe ich einen kleinen Einblick in die Welt der Zauberer erhalten. Die Tricks sehen bei den Profis immer sehr entspannt aus. Doch erst als ich selber zauberte habe ich bemerkt, wie viel Fingerfertigkeit und Übung es dafür braucht. Die Zauberkunst wird stark unterschätzt und ich finde, sie hätte etwas mehr Anerkennung verdient. Als Abschiedsgeschenk gibt mir Hörbi Kull noch die kleinen Gummibänder mit. So kann ich heute Abend zu Hause meine Zaubertricks gleich vorführen. Ich bin gespannt, ob sie es durchschauen werden. Aber beim Zaubern habe ich gelernt: «Es gibt keine billigen Tricks. Nur billige Vorführer.» Mit dieser Botschaft schwing ich mich wieder auf mein Rad und fahr talwärts Richtung Stadt.

Bei Hörbi Kull können Sie Zaubern lernen
 

Der Zaubermeister stellt sich vor

Hörbi Kull war mit 28 Jahren Hobby-Schauspieler und hat ein Requisit für sein Stück gesucht. Er fand es in einem Zauberladen. Das war der Startschuss. Bald hatte er einen Mentor und zwei Jahre später übernahm er den Laden. In den ersten Jahren war Hörbi Kull vor allem als Strassenzauberer unterwegs. Später kam die Zauberschule hinzu. Dort unterrichtet er noch heute als Zaubermeister. Trotz vieler internationaler Erfolge ist Hörbi Kull am Boden geblieben. Er sagt: «Auf der Bühne spiele ich keine Rollen. Ich bin Zauberkünstler. Mein Leben ist das Zaubern. Deshalb brauche ich auch keinen Künstlernamen. Ich bin Hörbi der Zauberer.»

Möchten auch Sie Zaubern lernen? Weitere Informationen über Hörbi Kull und seine Zauberschule finden Sie hier.

Neueste Artikel

Beliebte Artikel