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«Eifersucht ist eine Sucht, die mit Eifer sucht, was Leiden macht»

«Eifersucht ist Liebesneid», sagte schon der Zeichner und Schriftsteller Wilhelm Busch. Wittert sie eine ernst zu nehmende Konkurrenz, schlägt sie zu und krallt sich fest. Doch es gibt Strategien, die nagende Eifersucht in den Griff zu bekommen.

Eifersucht kann die Beziehung belasten
Eifersucht verliert einen Teil ihres Schreckens, wenn man mutig genug ist, darüber zu reden. Bild: Constantinis, iStock, Thinkstock

Die Vorfreude auf den Abend mit Freunden war gross. Doch jetzt sitzt der Partner am Tisch und umgarnt eine andere Frau. Ein schmerzendes Gefühl schleicht sich heran, breitet sich aus und erstickt jede Wärme. Das Gefühl heisst Eifersucht. Eifersucht sät Zweifel. «Schau mal, wie galant er ist!», flüstert es. «Wann war er das letzte Mal so zuvorkommend zu Dir? Liebt er Dich etwa nicht mehr?»

Eifersucht ist Liebesneid

«Eifersucht ist Liebesneid», formulierte der Zeichner, Maler und Schriftsteller Wilhelm Busch (1832 – 1908). Kaum wittert sie eine ernst zu nehmende Konkurrenz, wächst und gedeiht sie. Wie eine Alarmanlage signalisiert sie: «Achtung! Gefahr für die Beziehung droht!».

Gute Seiten: Eifersucht rüttelt auf

«Eifersucht ist ein Zeichen dafür, dass es jemanden gibt, der einem nicht gleichgütig ist», erklärt das Institut für Psychologie und Psychotherapie in Chur. Obwohl sich Eifersucht äusserst schmerzlich anfühlt, kann sie durchaus hilfreich sein, vorausgesetzt sie wird genutzt, um an der Beziehung zu arbeiten. Wie stabil ist die Beziehung? Liebt der Partner es einfach, hin und wieder zu flirten, ohne dass der Flirt eine Bedeutung hat? Oder ist der Partner tatsächlich dabei auszubrechen, weil es in der Partnerschaft ungelöste Konflikte gibt, die unzufrieden machen und immer aufs Neue für Reibung sorgen? Was lässt sich tun, um die Konflikte zu beheben? «Eine Krise ist belastend, kann aber auch eine Chance sein, die Beziehung zu bereichern und zu stärken», so die Fachstelle für Paare und Familien in Solothurn.

Schlechte Seiten: Eifersucht behindert …

Auch der französische Philosoph und Romanautor Honoré de Balzac (1799-1850) beschäftigte sich mit der Eifersucht. «Eifersucht ist wie Salz: ein bisschen davon würzt den Braten, aber zu viel macht ihn völlig ungeniessbar», befand er. Tatsächlich kann Eifersucht kontraproduktiv werden, wenn sie – wie eine kaputte  Alarmanlage – immer wieder anspringt, obwohl kaum oder sogar keine Gefahr droht. Dann gibt sie keine Sicherheit, sondern verstärkt eine Unsicherheit, die bereits vorhanden ist. Übertriebene Eifersucht macht sich dort breit, wo jemand wenig an sich glaubt. «Ich bin es nicht wert, von diesem Menschen dauerhaft geliebt zu werden», lautet der Grundgedanke. Der Eifersucht liegt die Angst vor Liebesverlust zugrunde. Je grösser die Angst davor ist, verlassen zu werden, umso stärker plagt die Eifersucht.

Was tun gegen die eigene Eifersucht?

Ach gäbe es doch nur ein schnell wirkendes Mittel gegen die nagende Eifersucht. Schliesslich ist sie nicht nur schwer zu ertragen, sondern verleitet auch dazu, dem Partner manche Szene zu machen, die anschliessend gern vergessen wäre. Wichtig ist, der Gedankenspirale voller eifersüchtiger Gedanken und Schreckensphantasien erst gar nicht freien Lauf zu lassen. Das geht am besten durch Ablenkung. Sich selbst gut unterhalten, Musik hören und tanzen, auch Entspannungsübungen sind gute Stragegien, die dazu führen, ruhig zu blieben. Einen Teil ihres Schreckens verliert Eifersucht darüber hinaus, wenn genug Mut vorhanden ist, offen über sie zu sprechen und sie zuzugeben. «Du hast gestern den überwiegenden Abend mit meinem Geschäftspartner getanzt. Das macht mich sehr wütend. Denn ich möchte mich in unserer Beziehung sicher fühlen», so lässt sich ein Gespräch über die Eifersucht einleiten, ohne den Partner zu verletzen.

Wenn der Partner eifersüchtig ist …

Oft ist es aber nicht die eigene Eifersucht, sondern die Eifersucht des Partners, die das Leben massiv belastet. Wenn der Partner ständig nach Gründen zu suchen scheint, seine eigene Eifersucht zu bestätigen, demontiert er sich mit seinem einengenden Verhalten und seiner Kontrolle als Partner selbst. «Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft», schrieb der Schriftsteller Franz Grillparzer. Je eifersüchtiger der Partner wird, je mehr er versucht, Kontrolle auszuüben, umso stärker wird der Drang, sich dagegen zu wehren. Wenn die Eifersucht immer wieder wie eine Welle über die Vernunft schwappt, helfen Gespräche oft nicht weiter. «Eifersucht in Paarbeziehungen ist verunsichernd und für die Betroffenen sehr schmerzhaft», so das Institut für Psychologie und Psychotherapie. «Für das Paar kann sie mit ihrer Angstkomponente eine zerstörerische Energie entfalten.» Bevor die Partnerschaft an der Eifersucht zerbricht, kann eine Beratung beim Paartherapeuten helfen.

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