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«Reden Sie mit Teenies bei der Verhütung Klartext»

Wenn ein Teenager mit der ersten Liebe nach Hause kommt, wird es allmählich Zeit, über Verhütung zu reden. Doch nicht allen Eltern fällt es leicht, ein Gespräch über Verhütungsmittel zu beginnen. Tipps, wann und wie man das Thema am besten anschneidet.

Von Sigrid Schulze, im Januar 2017

Verschiedene Verhütungsmittel
Welches Verhütungsmittel ist das richtige für mich? Eltern sollten mit ihrem Teenager rechtzeitig über das Thema sprechen. (Bild: itakdalee/iStock, Thinkstock)

 

Wie funtkioniert die Antibaby-Pille? Muss mein Freund beim Vorspiel schon ein Kondom tragen? Solche und weitere Fragen tauchen bei Jugendlichen irgendwann zum Thema Verhütung auf. Nicht immer getrauen sich die Teenager, mit solchen Fragen an ihre Eltern zu gelangen. Deshalb ist es sinnvoll, von Anfang an mit ihnen offen über das Thema Sex und Verhütung zu sprechen. «Stets altersgerecht antworten, wenn Kinder fragen», rät Bettina Roth, Sexualpädagogin bei S&X, Sexuelle Gesundheit Zentralschweiz in Luzern. Sie hält Offenheit zwischen Eltern und Kindern für den besten Weg. Vor allem Kinder zwischen zehn und zwölf Jahren hätten ein grosses Interesse an mehr Informationen zu Sexualität. Dann sei ein geeigneter Zeitpunkt, um mit ihnen über Verhütung zu sprechen.

Aufklärungsunterricht: Anlass für Gespräche über Verhütung

«Ein guter Ansatzpunkt für Gespräche über das Thema Verhütung kann der Aufklärungsunterricht sein», sagt Bettina Roth. Denn der Unterricht, der Lehrplan üblicherweise zwischen der fünften bis zur neunten Klasse stattfindet, also wenn Kinder zwischen zehn und 14 Jahre alt sind, vermittelt viele grundlegende Informationen zum Thema. Doch Eltern können sich nicht darauf verlassen, dass dem Teenager die Informationen präsent sind. «Mutter und Vater haben die Verantwortung und das Privileg, ihre Kinder aufzuklären. Vor allem vermitteln sie Werte und Normen, die die Sexualität betreffen», betont die Sexualpädagogin.

Verliebt – jetzt gilt es ernst

Eines Tages ist es so weit: Das Kind hat einen ersten Freund oder eine erste Freundin. Manche Eltern macht die erste ernsthaftere Beziehung ihrer Tochter oder ihres Sohnes Sorgen. «Wird das Kind, wenn es Sex hat, sorgsam verhüten?», fragen sie sich. «Am Anfang sind die Jugendlichen oft noch mit Fragen wie ‹halten wir Händchen oder nicht?› beschäftigt», sagt Bettina Roth. Erst allmählich wagen sie erste Schritte auf das unbekannte Terrain namens Beziehung. Doch spätestens dann, wenn Eltern denken, sexuelle Aktivitäten könnten ein Thema für die beiden Verliebten werden, brauchen die Teenager zuverlässige Informationen über Verhütung.

Verhütung: So lässt sich locker ins Gespräch kommen

Sinnvoll ist es laut Roth, nicht um den heissen Brei herum zu reden oder lange Vorträge über Verhütung zu halten, sagt Roth. Pauschallösungen, wie der Gesprächsanfang gelingen kann, gebe es aber nicht. Sie empfiehlt Eltern, sich zu überlegen, wie man solche Gespräche selbst als Jugendlicher empfunden hat. «Wie war das bei mir? War mir das Gespräch mit den Eltern peinlich? Was hätte ich mir gewünscht? Wird es meinem Kind peinlich sein, mit mir zu reden?». Eltern, deren Teenager das Gespräch abblockt, rät sie, ein Angebot zu machen: «Wir können reden, wenn du magst». So signalisieren sie, dass sich ihr Kind jederzeit mit Fragen an sie wenden kann.

Auch Eltern brauchen Informationen über Verhütung

Wer mit seinem Kind über Verhütung sprechen will, braucht selbst zuverlässige Informationen. Bettina Roth rät, sich ganz ohne zeitlichen Druck selbst zu informieren, wenn das Kind in die Pubertät kommt. Zu Verhütungsexperten müssen Eltern dabei aber nicht werden. «Es reicht, dem Kind einen Überblick zu geben, welche Verhütungsmittel es für Jugendliche gibt und wie sie erhältlich sind, auch was sie kosten.» Tiefer gehende Informationen würden sich Jugendliche von den Eltern wahrscheinlich auch nicht wünschen. Weitere Fragen zur Verhütung, auch zum Zyklus, zur Fruchtbarkeit und zu sexuell übertragbaren Krankheiten lassen sich dann auch mit Hilfe der Medien klären.

Gute Webseiten, die Eltern ihren Kindern in diesem Zusammenhang empfehlen können, sind etwa die Plattformen der Schweizer Gesundheitsplattform für Jugendliche «feel-ok» (www.feel-ok.ch) oder des Schweizer Vereins «Lilli» (www.lilli.ch), der sich für Gewaltprävention und die Förderung sexueller Gesundheit einsetzt. Auch Bücher und Broschüren helfen weiter. «Eltern sollten sich Webseiten, Bücher und Broschüren allerdings erst anschauen, bevor sie sie empfehlen», rät Bettina Roth. Denn nicht alle seien für jedes Alter passend. Darüber hinaus helfen Ärzte und Ärztinnen und Fachstellen für sexuelle Gesundheit weiter. «Viele Fachstellen haben Beratungsangebote für Jugendliche, auch anonym, sodass sich Jugendliche via Whatsapp und SMS melden können.»

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