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Trocken werden: Mit Töpfchentraining und Ritualen die Windel loswerden

Die Windel abzulegen, ist ein Meilenstein in der Entwicklung des Babys, auf den Eltern und Kind gleichermassen stolz sind. Doch wie wird ein Kind trocken? Die meisten Kleinkinder werden mit 21 Monaten trocken, doch jedes Kind hat sein eigenes Timing. Welche Anzeichen zeigen, dass Ihr Kind bereit ist, die Windel abzulegen.

Die besten Tipps und Tricks zum Trocken werden.
Unter zwei Jahren ist das Töpfchentraining meist nur spielerisch. Trocken werden können Kinder erst später. Bild: iStock

Windelfrei: So wird Ihr Kind trocken

  • Im Schnitt können Kinder ab dem 21. Lebensmonat trocken werden. Zu frühes Töpfchen-Training bringt nichts, da der Körper einfach noch nicht so weit ist. Mehr dazu.
  • Wenn das Kind merkt, dass es auf’s Klo muss, ist es bereit trocken zu werden. Anzeichen dafür.
  • Kinder interessieren sich für den Vorgang. Erklären Sie ihrem Kind ruhig, was im Körper passiert – das kann emotional überwältigen. Weitere Tipps.
  • Wenn das Kind mit fünf noch nie trocken war, sollten Sie das beim Kinderarzt ansprechen. Infos dazu.

Ab wann Kinder trocken werden

Internationale Studien haben gezeigt, dass Kinder im Durchschnitt tagsüber mit 28 Monaten trocken werden, nachts mit 33 Monaten. Diese Zahlen sehen in der Realität aber eben doch anders aus. In Europa und Amerika wird die Mehrzahl der Kinder im dritten Lebensjahr trocken. 

60 Prozent der Mädchen und 40 Prozent der Jungen erfüllen mit zwei Jahren die körperlichen Voraussetzungen, um tagsüber trocken und windelfrei zu werden. Mit drei Jahren sind etwa 90 Prozent und 80 Prozent der Jungen reif genug Signale zu erkennen und das Pipi abzuhalten. Mit vier Jahren sind in der Regel alle Kinder so weit entwickelt, dass sie sich nachts nicht mehr einnässen.

Trocken werden: Warum Jungen länger brauchen

Mädchen sind durchschnittlich etwas früher so weit, die Windel wegzulassen, weil sie sich nicht so schnell ablenken lassen. Zweit- und Drittgeborenen fällt es leichter, das Töpfchen zu benutzen, da sie die älteren Geschwister als Vorbild haben. 

Wann fängt man mit Töpfchentraining an?

Bis zum 18. Lebensmonat kann die überwiegende Mehrheit der Kleinkinder ihre Blase und ihren Darm noch nicht kontrollieren. Eltern sollten Ihr Kind also nicht möglichst früh aufs Töpfchen drängen, denn der Körper kann den Stuhl noch nicht steuern.

Eltern sollten mit der Sauberkeitserziehung so lange warten, bis Ihnen Ihr Kind von sich aus das Signal gibt, dass es damit beginnen will, sauber und trocken zu werden.

Remo Largo, Schweizer Kinderarzt und Autor 

Hören Sie gerne weg, wenn man Ihnen rät, Babys so früh als möglich aufs Töpfchen zu setzen – alles Üben bringt nichts, wenn die Zeit noch nicht reif für das Training ist. Auch Claudia Sarkady, Autorin des Ratgebers «Family Guide – So wird mein Kind sauber» meint: «Sauber werden ist ein Reifungsprozess des Gehirns, der bei jedem Kind unterschiedlich verläuft. Diese Entwicklung kann nicht von aussen gesteuert, sondern nur unterstützt oder angeregt werden.» Druck ist in jedem Fall fehl am Platz.

Zeichen, dass Ihr Kind bereit für’s Töpfchen-Training ist

Damit Ihr Kind tagsüber trocken wird, braucht es in der Regel acht Wochen Töpfchen-Training, um zu lernen, die Signale zu deuten.

  • Verzieht das Gesicht
  • Zieht den Unterleib ein
  • Hält sich im Schritt
  • Wird rot
  • Zieht sich in eine Ecke zurück
  • Sagt etwas, zum Beispiel: «Schnell, es kommt!» 

Die Zeichen weisen darauf hin, dass das Kind schon spürt, ob etwas kommt – nun besteht Handlungsbedarf. Nicht nur, um das Malheur zu vermeiden, sondern um die Gelegenheit, die Ihr Kind bietet, nicht zu verpassen. «Die Annahme es würde eines Tages der Windel selbst überdrüssig ist falsch», schreibt Largo. Das Kind könne sich trotz körperlicher Voraussetzungen zum Trocken werden, leicht daran gewöhnen, in die Windel zu machen. Die Windel dann abzugewöhnen, ist nicht so leicht.

Trocken werden: Wie Babys trocken werden

1 Vorgang erklären: Was passiert im Körper?

Erklären Sie Ihrem Baby, was auf dem Töpfchen passiert. Manche Kinder sind emotional überwältigt, wenn tatsächlich das grosse Geschäft herauskommt und im Töpfchen oder der Toilette statt in der Windel landet. Wie geht das? Geben Sie dem Kind Zeit, es will verstehen was «Bisi» und «Gagi» sind, wo es durchkommt und dass jeder – ob Mami, Papi, Grosi und auch das Büsi dieses Bedürfnis haben. Ein Kind sollte den Kreislauf des Essens erfahren: Wir essen und was der Körper nicht mehr braucht, kommt als «Abfall» wieder raus. 

2 Die Einstellung der Eltern zur Windel

Die Einstellung der Eltern zu «Bisi» und «Gagi» kann sich auf das Kind übertragen. Deshalb ist es unangebracht, sich als Elternteil bei einer vollen Windel vor Ekel zu schütteln und zu rufen: «Igitt!» – das kann allenfalls dazu führen, dass sich das Kind schämt und das Töpfchen ihm dann erst Recht unangenehm ist. Gleiches gilt, wenn das Kind sich nass macht, auch wenn es frustrierend sein kann, die kleinen Unfälle gehören zum Lernprozess dazu. Eltern motivieren ihren Schatz stattdessen: beim nächsten Mal klappt's mit dem Toilettengang bestimmt.

Rollenspiele als Töpfchen-Training

Auch Rollenspiele eignen sich beim trocken werden für skeptische Kinder gut zur Vorbereitung. Lassen Sie das Lieblingsstofftier jeden Morgen nach dem Frühstück auf das Häfeli machen. Loben Sie den Hasen und beziehen Sie Ihr Baby mit ein: «Siehst du, wie toll der Hase Bisi ins Häfi machen kann? Jetzt braucht er keine Windel mehr und ist schon richtig gross.» Wiederholen Sie dieses Spiel einige Male ohne Erwartungen, hier ist Geduld ist gefragt, denn jedes Kind hat sein eigenes Tempo. Wenn Sie Ihr Kind schon beim ersten Mal euphorisch auf das Töpfchen drängen, geht schnell das Spielerische dabei verloren. 

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Für skeptische Kinder eignen sich Rollenspiele mit dem Lieblingsstofftier. 

4 Zeit lassen und kommunizieren

Entwickelt sich der Toilettengang zu einem Kampf und das Kind weigert sich, sollten Sie sich und Ihrem Kind den Stress ersparen und einfach einige Wochen abwarten. In dieser Zeit können Sie das Thema im Alltag präsenter machen. Sagen Sie beispielsweise: «Oh, Mami merkt jetzt, dass sie Bisi muss. Ich gehe deshalb aufs WC.» Auch Bilderbücher zum Thema eignen sich.

5 Die Windel immer wieder weglassen

Während Kinder lernen, Blase und Darm zu kontrollieren, werden kleine Unfälle passieren. Das gehört auch dazu, damit Ihr Kind lernt, was passiert wenn es auf Toilette muss aber nicht geht. Trägt das Kind weiterhin die meiste Zeit des Alltags eine Windel, verliert das Kind das Gespür dafür trocken oder eben nicht nass zu werden. Nach den ersten Versuchen wird das Kind Ihnen deutlich machen, dass es aufs Töpfchen möchte. 

Warum Rituale beim Trocken werden so wichtig sind

Rituale bringen Struktur in den Alltag von Babys und Kindern – egal ob beim Einschlafen oder sauber werden. In vielen Krippen gehen Kinder ab einem gewissen Alter gemeinsam zu bestimmten Zeiten aufs Häfi oder das WC. Das können Sie beim Baby zuhause ebenso zur Angewohnheit machen. Vielleicht kann Ihr Kleinkind morgens vor dem Zmorge, nach dem Zmittag und vor dem Zubettgehen aufs Töpfchen. Ritual hin oder her – wenn nichts kommt, kommt nichts. Ein Kind sollte nicht ewig allein auf der Toilette sitzen. Setzen Sie sich dazu und sprechen mit dem Baby oder schauen ein Bilderbuch an. Und haben Sie Verständnis, wenn es nach kurzer Zeit doch noch einmal muss oder es in der Nacht falschen Alarm auslöst  das Kind sammelt so Erfahrung und auch das gehört zum Töpfchentraining.

Trocken werden: Wie ist das in der Kita? 

In der Kita schauen sich Kinder viel voneinander ab und machen es nach. Zeigt ein Kind Interesse an der Toilette, kann mit der Aufklärungsarbeit und bald mit dem Töpfchentraining begonnen werden. Wenn Ihr Kind in der Kita tagsüber lernt, sauber zu werden, hilft Kleidung, die das Kind selbständig hoch und runterziehen kann. Hier eignen sich zum Beispiel Leggings und Hosen aus Stoff. Bringen Sie auch ruhig Wechselkleidung mit, eine nasse Hose ist kaum zu vermeiden. Tauschen Sie sich über die Erfolge mit den Erziehenden aus, damit sie wissen, wie weit ihr Kind ist und zu Hause entsprechend reagieren können.

Trocken werden: Wie ist das unterwegs?

Damit das Kind lernt, unterwegs einzuschätzen, ob es auf Toilette muss, können Sie fragen, wie dringend es ist. Kinder sollten üben, ob sie gross oder klein müssen. Fragen Sie Ihr Kind ausserdem, ob es noch bis zu dem nächsten Schild warten kann – so lernt ihr Baby, das kleine Geschäft zu halten. Noch besser ist es, wenn Sie präventiv  zwischendurch immer wieder fragen, ob das Kind auf Toilette muss. Hilfreicher Tipp: Salzige Snacks können das Wasser im Körper binden – zu viel ist aber ungesund.

Nachts trocken bleiben

Die nächste Herausforderung für Kinder ist es, sich nachts nicht mehr einzunässen. Manche Kinder nässen sich nachts ein, weil sich das Gespür oder Empfinden für eine volle Blase noch nicht so weit entwickelt hat oder sie im Tiefschlaf die Signale nicht bemerken. Trotzdem sollten Sie aus nachts mal die Windel weglassen, damit das Kind merkt, wenn es sich eingenässt hat. Eine Auflage, welche die Matratze vor Feuchtigkeit schützt, ist eine gute Anschaffung. Auch kann es helfen, das Töpfchen neben das Bett zu stellen oder das Licht in der Toilette anzulassen.

Rückfälle: Daran kann es liegen, wenn das Kind wieder ins Bett macht

Kleine Unfälle sind mit drei, vier und fünf Jahren völlig normal. Wenn ein Kind ab dem fünften Lebensjahr noch einnässt und nachts noch nie ganz trocken war, kann dies ein Anzeichen für eine genetisch bedingte Reifungsverzögerung oder auch für eine Erkrankung sein. War ein Kind in der Nacht schon länger als sechs Monate trocken und nässt plötzlich wieder regelmässig ein, kann dies ebenfalls ein Hinweis auf psychische Ursachen sein, wie zum Beispiel die Geburt eines Geschwisterkindes, die Scheidung der Eltern oder ein Umzug. In jedem Fall sollte der Kinderarzt aufgesucht werden, um körperliche Ursachen und Krankheiten auszuschliessen.

 

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