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Sommer, Sonnencreme, Vitamin-D-Mangel?

Wer sich im Sommer vor einem Sonnenbrand oder schlimmeren Konsequenzen wie Hautkrebs und einer vorzeitigen Hautalterung schützen will, packt ordentlich Sonnencreme auf die Haut. Doch ist Sonnencreme überhaupt gesund? Kann starkes Eincremen sogar einen Vitamin-D-Mangel hervorrufen? Die Experten sind sich darüber uneins.

Bewirkt Sonnencreme einen Vitamin-D-Mangel?
Vitamin D ist wichtig für unsere Knochen- und Zahnbildung. Einen Mangel des Vitamins bemerken Sie durch stete Müdigkeit und Schlappheit. Foto: iStockphoto, Thinkstock

Wir benötigen Vitamin D für unsere Knochen- und Zahnbildung. Ein Vitamin-D-Mangel äussert sich über ständige Müdigkeit und ein anhaltenden Schlappheitsgefühl. «90 Prozent des Vitamin D im menschlichen Körper wird unter dem Einfluss des Sonnenlichts in der Haut gebildet», erklärt Hausarzt Christoph Merlo aus Luzern gegenüber 20min.ch. Aber inwieweit beeinflusst das Auftragen von Sonnencreme die Vitamin-D-Bildung?

Sonnencreme führt zu Vitamin-D-Mangel

Im Jahr 2011 führte der Arzt Christoph Merlo zusammen mit einigen Luzerner Hausärzten eine Studie mit 776 Patienten durch. Bei allen wurde der Vitamin-D-Spiegel gemessen. «Überraschenderweise fanden wir bei 90 Prozent einen Spiegel unterhalb des wünschbaren Bereichs sowie bei jedem zweiten Patienten einen Mangel – und das Ende Sommer, was wir so nicht erwarteten», berichtet Merlo. Er glaubt, dass das konsequente Eincremen mit einer Sonnencreme, die über einen hohen Lichtschutzfaktor verfügt, die Bildung von Vitamin D beeinträchtigt. Unterstützt wird seine These durch den Fall einer 18-Jährigen aus Baar. Als angehende Landschaftsgärtnerin ist sie täglich der Sonne ausgesetzt, und dennoch diagnostizierte ihre Ärztin bei ihr einen Vitamin-D-Mangel. Die junge Frau erklärte, dass sie sich jeden Morgen mit Sonnencreme eincreme. Bewiesen ist die Theorie aber nicht.

Sonnencreme führt nicht zum Vitamin-D-Mangel

Am Londoner King’s College untersuchten Experten den Zusammenhang zwischen Sonnencreme und Vitamin-D-Mangel etwas genauer. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass Sonnencreme keinen grossen Einfluss auf den Vitamin-D-Haushalt hat. Denn die meisten Menschen trügen viel zu wenig Sonnenmilch auf, so dass sie den Lichtschutzfaktor reduzierten und gar nicht so stark vor der Sonnenbestrahlung geschützt seien, wie sie meinen, erklärt Günther Hofbauer, Leitender Arzt der Dermatologischen Klinik am Unispital Zürich. Seiner Meinung nach könne der menschliche Körper das Vitamin D nur schlecht verarbeiten. Er empfiehlt deshalb Vitamin-D-Tropfen, die den Körper mit ausreichend Vitamin D versorgen.

Auch der Chefarzt des Dermatologischen Ambulatoriums des Stadtspitals Triemli Zürich, Stephan Lautenschlager, ist dieser Meinung: «Immer wieder werden Sonnencremes für die tiefen Vitamin-D-Spiegel verantwortlich gemacht. Dem widerspricht, dass insbesondere die Dunkelhäutigen in sonnenexponierten Ländern betroffen sind, die nie Sonnenschutzcreme verwenden – so wie etwa auf Hawaii, wo die Hälfte der Erwachsenen mit mindestens drei Stunden täglicher Sonnenexposition während fünf Tagen pro Woche ebenfalls einen Mangel aufwiesen.»

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