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Kindliche Amnesie: Warum wir frühe Kindheitserinnerungen vergessen

«Weisst du noch, als...?» Viele Erinnerungen aus der frühen Kindheit bleiben verblasst in unserem Gedächtnis oder sie geraten ganz in Vergessenheit. Woran das liegen könnte, erklärt eine psychologische Studie.

Kindliche Amnesie: Warum wir frühe Kindheitserinnerungen vergessen
Oft erinnern wir uns nur bruchstückhaft oder verschwommen an Ereignisse aus der frühen Kindheit. Foto: iStock, roman023, Thinkstock

Fallen Ihnen noch viele Erlebnisse aus Ihrer frühen Kindheit ein? Wenn nicht, ist das gar nicht tragisch, denn die meisten Kindheitserinnerungen sind aus unserem Gedächtnis verschwunden oder nur noch ganz verschwommen vorhanden. Um herauszufinden, wie dieses Phänomen zu erklären ist, führte das Forscherteam um Patricia Bauer von der Emory Universitiy in Atlanta eine Studie mit 83 Kindern durch, wie das Online-Wissensmagazin scinexx.de Ende Januar 2014 berichtete.

Zwecks der Studie befragten die Forscher zunächst die kleinen Probanden im Alter von drei Jahren im Beisein ihrer Eltern nach ihren grossen Erlebnissen aus der Vergangenheit. Als die teilnehmenden Kinder die nächste Altersstufe erreicht hatten, befragten die Forscher sie erneut dazu.

Kindliche Amnesie: Das Ergebnis der Studie

Laut der Studie erinnerten sich die Kinder im Alter zwischen fünf und sieben Jahren in 63 bis 72 Prozent der Fälle an die geschilderten Erlebnisse aus ihrer Vergangenheit. Im Alter von acht bis neun Jahren waren es nur noch etwa 35 Prozent. Die Forscher vermuten daher, dass die kindliche Amnesie etwa im Alter von sieben Jahren einsetzt. «Dieses Alter gilt als genau der Punkt, an dem wir beginnen, fortgeschrittene autobiografische Erinnerungen zu entwickeln», erklären die Forscher.

Das autobiografische Gedächtnis

Jüngere Kinder verfügen noch über kein autobiografisches Gedächtnis, weil sie noch keine wirkliche Vorstellung von räumlicher und zeitlicher Einordnung von Erlebnissen haben. Dies ist anhand ihrer Erzählungen ersichtlich. Ihr Gedächtnis speichert die Ereignisse in einfacher Form ab. Während Erwachsene beim Erinnern mental zurückreisen und so das Vergangene wieder erleben können, ist jüngeren Kindern dies noch nicht möglich.

 

Kindliche Amnesie: Der Grund für das Vergessen

Dass Kinder sich bis zum siebten Lebensjahr an frühe Kindheitserlebnisse erinnern und danach plötzlich nicht mehr, erklären die Forscher zum einen damit, dass sich die Art der Erinnerungsabspeicherung ändert. Wie Studien belegen, spielt aber auch das Vergessen  bei der kindlichen Amnesie eine grosse Rolle. «Für jüngere Kinder hat sich das Vergessen noch nicht verlangsamt, ihre Erinnerungen gehen daher schneller verloren. Ältere Kinder dagegen gleichen sich allmählich an die Vergessensrate von Erwachsenen an und behalten daher von da an vieles besser», erklären die Forscher weiter.

In einem nächsten Schritt wollen die Forscher das autobiografische Gedächtnis von älteren Kindern genauer untersuchen, um zu erfahren, wie sich dieses zwischen dem neunten und achtzehnten Lebensjahr entwickelt.


 

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