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Leseschwäche: Intelligenz spielt keine Rolle

Oft wird angenommen, Leseschwäche stehe bei Kindern mit der Intelligenz in Zusammenhang. Ein amerikanisches Forscherteam bestätigt jetzt das Gegenteil. Jedes Kind, das schlecht liest, hat Probleme mit der Verarbeitung der Sprache und ihres Klanges – egal wie intelligent es ist.

IQ-Test bei Leseschwäche? Nicht die aussagekräftigste Massnahme.

Alle Kinder, die schlecht lesen, haben Wahrnehmungs- und Bilderkennungsstörungen - egal wie intelligent sie sind.

Die US-Forscher, die kürzlich eine Studie in der amerikanischen Zeitschrift «Psychological Science» veröffentlichten, verglichen Lesefähigkeit und Intelligenz von 131 Kindern aus sämtlichen Schulstufen. Es entstanden drei Gruppen – normale Leser mit Durchschnitts-IQ, schlechte Leser mit Durchschnitts-IQ und schlechte Leser mit unterdurchschnittlichem IQ. Im darauffolgenden Magnetresonanz-Tomographen (fMRI) durchliefen die Kinder einen Reimwörter-Test, bei dem Reimwörter erkannt werden mussten. Kinder mit Lese- und Rechtschreibschwäche bestanden den Test grösstenteils nicht, egal wie intelligent sie waren.

Die Ergebnisse zeigten jedoch, dass bei allen Kindern mit Lese- und Rechtschreibschwäche, unabhängig vom IQ, beim Test die Hirnregionen weniger aktiv waren, die Akustik mit dem Gelesenen in Verbindung setzen. Dieser Befund war bisher noch nie gelungen. Sowohl schlechte Leser mit Durschnitts-IQ als auch schlechte Leser mit unterdurchschnittlichem IQhaben Störungen bei der Wahrnehmung und bei der Bilderkennung. Beides hat nichts mit der Intelligenz zu tun. «Für eine genaue Diagnose bei Leseproblemen, sollten also erst Augen und Ohren geprüft werden, bevor es an den IQ-Test geht – wenn überhaupt», sagt Burkart Fischer vom Freiburger Blicklabor im Interview mit pressetext.com.

Aufgrund einer solchen Diagnose können in einem zweiten Schritt die passenden Fördermassnahmen ausgewählt werden. Diese Schulung und Förderung der grundlegenden Fähigkeiten des Gehirns können das Problem stark mindern. «Kinder mit Leseschwäche landen oft in der Förderschule, obwohl sie gleich intelligent wie ihre Altersgenossen sind. Das hat oft nicht nur für die Schulkarriere fatale Folgen, sondern für das ganze Leben», so Fischer.

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