Gesundheit > Therapien & Hilfe

Zeckenimpfung ja oder nein? Wann eine Impfung bei Kindern sinnvoll ist

Die Schweiz gilt fast flächendeckend als Risikogebiet für Krankheiten wie FSME und Borreliose, die von Zecken übertragen werden. Dazu kommt, dass die Zeit, in der Zecken in der Schweiz aktiv sind, immer länger wird. Eine Zeckenimpfung soll gerade Kinder vor einer Infektion schützen. Diese ist in der Schweiz ab zwei Jahren möglich, ab sechs Jahren wird sie von Ärzten und Fachstellen empfehlen. Doch wann ist eine Impfung wirklich sinnvoll?

Beine von Kind und Zecke auf Blatt
Zecken fühlen sich da wohl, wo Kinder gerne spielen. © GettyImages Plus, Ladislav Kubeš

Zeckenimpfung bei Kindern: Das Wichtigste in Kürze

Die Schweiz gilt mittlerweile fast flächendeckend als Risikogebiet für Lyme Borreliose und FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) – beides Krankheiten, die von Zecken übertragen werden. Kinder spielen viel in der Natur, streifen durch Wiesen und den Wald – alles Orte, wo sich Zecken am wohlsten fühlen. Kinder sind somit besonders gefährdet von einer Zecke gestochen zu werden. Soll man sie also impfen?

Man sollte Kinder aus Angst vor Zecken nicht vom Spiel im Freien abhalten! Das Risiko einer Infektion ist um ein Vielfaches kleiner als der Nutzen vom Spiel und Spass im Wald.

Dr. med. Irmela Heinrichs, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin

Achtung Zecken! Wann und wo Zecken aktiv sind

Sobald es nicht mehr frostig ist und kein Schnee mehr liegt, werden Zecken aktiv. Normalerweise ist dies von März bis November. Bei milden Temperaturen können die Spinnentiere jedoch auch im Winter zubeissen und Krankheiten auf den Menschen übertragen. Zecken leben vor allem in hohen Wiesen und im Unterholz von Wäldern, an Waldrändern, auf Waldlichtungen und auch in der Nähe von Flüssen und in waldnahen Parkanlagen bis zu einer Höhe von etwa 1'500 Metern über Meer.

Diese Karte des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) zeigt die aktuellen Risikogebiete.

Zeckenimpfung: Die wichtigsten Infos

Die Zeckenimpfung schützt nicht vor einem Zeckenstich an sich – jedoch von einer Infektion mit FSME. Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und Lyme-Borreliose gehören zu den Krankheiten, die am häufigsten von Zecken übertragen werden. Während Lyme-Borreliose nur durch die richtige Kleidung und Vorsicht vorgebeugt werden kann, schützt die Zeckenimpfung vor einer Ansteckung mit FSME.

Irmela Heinrichs

Dr. med. Irmela Heinrichs ist Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin in Uster und Vorstandsmitglied von Kinderärzte Schweiz, dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärztinnen.

Die Impfstoffe gegen Zecken-Meningoenzephalitis enthalten abgetötete Viren. Ihre Wirkung wird durch ein Aluminiumsalz unterstützt. Hat man sich mit FSME angesteckt, gibt es derzeit keine spezifische Behandlung. Die Schutzimpfung gegen FSME ist die einzige praktikable Lösung für Leute, die sich wirksam gegen FSME schützen möchten.

Diese Krankheiten werden von Zecken übertragen

  • Lyme-Borreliose
  • Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)
  • Anaplasmose
  • Rickettsiose
  • Babesiose
  • Neoehrlichiose
  • Tularämie.

Ab wann die Zeckenimpfung bei Kindern möglich ist

Kinder können bereits ab dem zweiten Lebensjahr gegen FSME geimpft werden. Fachärztin Irmela Heinrichs Heinrichs fügt an, dass FSME-Infektionen bei Kleinkindern nur sehr selten vorkommen. Sie wie auch das BAG empfiehlt eine Zeckenimpfung ab sechs Jahren. Die Impfung verspricht einen 95-prozentigen Schutz vor einer Infektion mit FSME.

Wie lange hält FSME-Impfung bei Kindern?

Um vom kompletten Schutz zu profitieren, empfehlen Expertinnen und Experten drei Dosen. Danach verspricht der Impfstoff einen Schutz von 95 Prozent für mindesten 10 Jahre.

Wie oft ist die Zeckenimpfung bei Kindern nötig?

Nach der ersten Impfung kann bereist ein bis drei Monate später die zweite Dosis verabreicht werden. Für den kompletten Schutz von 95 Prozent sollte dann nach etwa sechs Monaten eine dritte Impfung erfolgen.

Danach empfiehlt das BAG sowie die Fachärztin eine Auffrischimpfung alle 10 Jahre.

Wo kann die Zeckenimpfung gemacht werden?

Die Zeckenimpfung erfolgt durch den Hausarzt oder die Hausärztin. Ab dem 16. Geburtstag können sich Teenager und junge Erwachsene auch bei ausgewählten Apotheken impfen lassen.

So schützen sich Kinder vor einem Zeckenstich

Um Kinder vor Zeckenstichen zu schützen, gelten die folgenden Massnahmen zu den effektivsten:

  • Körperbedeckende Kleidung tragen
  • Kopfbedeckung tragen
  • Kleider, Schuhe und exponierte Körperteile mit Anti-Zeckenspray einsprühen
  • Hund und Katze mit einem Anti-Zeckenprodukt einsprühen
  • Beim Spazieren Berührungen mit Gras und Gebüsch meiden und breite Wege bevorzugen
  • Kleidung und unbedeckte Körperteile kontrollieren (auf heller Kleidung sind Zecken besser sichtbar)

Zudem empfiehlt die Kinder- und Jugendärztin Irmela Heinrichs nach dem Besuch im Wald oder auf hohen Wiesen Folgendes: «Absuchen des Körpers nach möglichen Zecken, vor allem an bevorzugten Stichstellen wie Hals, Nacken, Haaransatz, Achselhöhlen, Leistengegend, Kniekehlen und Armbeugen.»

Wie gefährlich ist die Zeckenimpfung?

Wie jede andere Impfung kann auch die Zeckenimpfung Nebenwirkungen hervorrufen. Schwere Folgen wie neurologische Nebenwirkungen (1 auf 70’000 bis 1 auf Million Dosen) oder schwere allergische Reaktionen (1 bis 2 Reaktionen auf 1 Million Dosen) sind jedoch sehr selten.

Die häufigsten Nebenwirkungen der Zeckenimpfung

Die Zeckenimpfung kann auch ungewünschte Reaktionen auslösen. Viele davon verschwinden schon nach wenigen Tagen wieder. Gemäss INFOVAC, der Schweizer Informationsplattform für Impffragen, sind dies dies bekannte Nebenwirkungen:

  • Örtliche Reaktionen (Rötung, kleine Schwellung, Schmerz)
  • Kopfschmerzen
  • Müdigkeit
  • Muskelschmerzen
  • Übelkeit
  • Gelenkschmerzen
  • Fieber
  • Schwerere allergische Reaktionen
  • Schwere neurologische Nebenwirkungen

Wie sinnvoll ist eine Zeckenimpfung?

«Die ganze Schweiz, mit Ausnahme der Kantone Genf und Tessin, gilt als FSME-Risikogebiet, so dass für Erwachsene und Kinder ab sechs Jahren eine Impfung empfohlen ist», so die Fachärztin Irmela Heinrichs.

Neueste Artikel

Beliebte Artikel