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Holzschnitzen wie Michel aus Lönneberga

Ein Sackmesser und etwas Holz – mehr brauchen Kinder nicht, damit aus einem langweiligen Tag Stunden voller Kurzweile werden. Holzschnitzen fördert die Motorik und die Konzentration und macht Kindern einfach Spass.

Beim Holzschnitzen vergeht die Zeit wie im Flug
Schnitzen fördert Konzentration und Kreativität - und macht Spass. Foto: Daniel Ammann und Sebastian Schweizer

Immer, wenn Michel aus Lönneberga mal wieder etwas angestellt hat, dann wird er im Tischlerschuppen eingesperrt. Und Michel stellt oft etwas an. Seine Zeit im Tischlerschuppen vertreibt er sich mit Holzschnitzen. Kein Wunder, dass er schon eine stattliche Anzahl von Holzmännchen hergestellt hat. Michel kann sehr gut mit seinem Schnitzmesser umgehen.

Nicht nur auf Astrid Lindgrens Kinderbuchfigur Michel übt das Schnitzmesser eine magische Anziehungskraft aus. Kindern macht es Spass, einen so aufregenden Gegenstand wie ein Messer handhaben zu dürfen und tolle Spielzeuge selbst herstellen zu können. «Kinder finden Schnitzen einfach cool», weiss der Naturpädagoge Felix Immler aus St. Gallen, Autor des Buches «Werken mit dem Taschenmesser». Seit April 2012 hat sich das Buch bereits 6.000 Mal verkauft. Keine Frage: Schnitzen liegt im Trend.

Was Kinder beim Holzschnitzen lernen

Holzschnitzen tut Kindern gut. Klar, dass das Führen des Messers eine gute Motorik verlangt und damit Geschicklichkeit fördert. Fantasie und Kreativität werden angeregt, so dass jede Schnitzerei zu einem Unikat wird, indem Kinder ihre eigenen Ideen verwirklichen. Vor allem aber fördert Holzschnitzen die Konzentration. «Kinder, die sich sonst kaum zehn Minuten konzentrieren können, bleiben beim Schnitzen oft locker zwei Stunden bei der Sache,» sagt Felix Immler. Er staunt oft über die Leidenschaft, die Kinder beim Schnitzen entwickeln. Er schwärmt: «Es ist einfach toll, den Natur-Werkstoff Holz kennenzulernen, das Holz in den Händen zu fühlen und zu riechen.» Ihm ist es wichtig, Jungen und Mädchen für die Natur zu begeistern. «Es ist schön, wenn sich Kinder nicht nur mit Computern und Smartphones beschäftigen.»
 

Beim Schnitzen können Kinder ihre eigenen Ideen verwirklichen
Felix Immler, Autor von «Werken mit dem Taschenmesser» staunt oft über die Leidenschaft, die Kinder beim Schnitzen entwickeln. Foto: Daniel Ammann und Sebastian Schweizer

Sicherheitsregeln beim Schnitzen wichtig

Schon Kinder ab fünf Jahren können erste Übungen mit dem Sackmesser machen. «Eltern haben in der Regel ein gutes Gefühl dafür, ab wann sie ihrem Kind ein Messer anvertrauen können», sagt Felix Immler. «Dem dürfen sie ruhig vertrauen.» Notwendig ist allerdings, dass Kinder von Anfang an mit den Sicherheitsregeln vertraut werden.

Was Kinder wissen sollten, formuliert Felix Immler so:

- Wer schnitzt, der sitzt.

- Ich halte beim Schnitzen eine Armlänge Abstand zum nächsten Kind.

- Ich habe immer nur ein Werkzeug des Sackmessers offen.

- Ich schnitze immer vom Körper weg.

- Ich verstaue mein Messer, wenn ich es nicht mehr brauche.

- Ich übergebe das Messer mit geschlossener Klinge.

- Das Messer ist ein Werkzeug und keine Waffe.

 

Wichtig ist auch, immer mit scharfer Klinge zu schnitzen. «Eine stumpfe Klinge erfordert viel Kraftaufwand. Die Gefahr besteht, mit dem Messer vom Holz abzugleiten und sich zu verletzen», warnt Felix Immler. «Je schärfer, desto sicherer», heisst deshalb die Regel. Bereits ab 20 Franken bietet der Handel gute Sackmesser an.

Die Freude ist gross, wenn das Selbst-Geschnitzte am Ende bewundert werden kann
Grosse Freude beim Betrachten des fertigen Klangstabs. Foto: Daniel Ammann und Sebastian Schweizer

Klangstab schnitzen

Einen Klangstab herzustellen ist ein einfaches Projekt, das sich auch für Anfänger eignet.

Das benötigen Sie:
1 scharfes Sackmesser
1 Hartholz-Ast (zum Beispiel vom Haselnuss-Strauch) mit einem Durchmesser von 2 cm oder mehr und einer Mindestlänge von 30 cm
1 Säge
1 Ahle oder 1 Handbohrer

So geht es:
Schneiden Sie mit der Säge den Ast auf die gewünschte Länge. Schon kommt das Sackmesser zum Einsatz, mit dem Sie die Rinde abschälen. Anschliessend gilt es, genau nach einem Fünftel der Gesamtlänge ein Loch bohren. Wer dazu nicht die Ahle nutzen möchte, kann auch einen Handbohrer verwenden. Durch dieses Loch wird eine Schnur geschlauft, an der Sie den Klangstab halten können. Jetzt brauchen Sie noch ein anderes Aststück, um den Klangstab anzuschlagen.

Mehrere Klangstäbe unterschiedlicher Länge lassen sich leicht zu einem Astxylophon zusammenfügen. So klingt ein Astxylofon:

Video: hochgeladen auf youtube von Taschenmesser
 

Blasrohr schnitzen

Das benötigen Sie:
1 scharfes Sackmesser
1 frischen, 25 - 30 cm langen und gerade gewachsenen Ast des Holunderstrauchs mit einem Markdurchmesser von mehr als 6mm. Der Aussen-Durchmesser spielt dabei keine Rolle – einen zu dünnen Ast sollte man jedoch nicht wählen.
1 Handbohrer, Rundfeile oder stabiler Draht

So geht es:
Damit aus einem Ast des Holunderstrauchs ein Blasrohr wird, muss das weiche Mark im Inneren des Astes ausgestossen werden. Dabei helfen Handbohrer, Rundfeile oder einfach ein Stück stabiler Draht. Sinnvoll ist es, nach und nach von beiden Seiten zur Mitte hin zu arbeiten, bis zum Durchbruch. Ist ein Luftkanal geschaffen, wird das an der Rohrwand verbliebene Mark abgeschabt und immer wieder ausgepustet.

Sobald die Innenwand sauber ausgeschabt ist, ist das Rohr fertig. Wer Lust hat, kann nun noch die Rinde auf der Aussenseite entfernen oder ein Muster in die Rinde schnitzen. Als Munition eignen sich Holunder- oder Vogelbeeren. Sie sollten allerdings nicht verschluckt werden – sie können Magenprobleme verursachen.

Dieses Video zeigt, wie es geht:

Video: hochgeladen auf youtube von Taschenmesser

Buchtipp: Werken mit dem Taschenmesser. Von Felix Immler www.taschenmesserbuch.ch

 

Haben Sie tolle Schnitz-Ideen? Schreiben Sie uns. Hier geht es zum Kommentarbereich.

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