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Kinderband Schtärneföifi: «Wir haben keine gelangweilten Eltern»

Rockige Kindermusik ist in. Nicht nur bei den Kleinen. Seit die Band Schtärneföifi vor 17 Jahren mit Ihrem Lied «Ohni znacht is Bett» Kinderherzen im Sturm eroberte, ist moderne Kindermusik nicht mehr wegzudenken. Sibylle Aeberli, Sängerin von Schtärneföifi, sprach mit uns und erklärt, warum ihre Lieder auch bei Eltern so gut funktionieren.

Die Band Schtärneföifi spielt Lieder für Kinder und ist auch was für Erwachsene.
Eltern mögen den Humor in den Liedern der Kinderband Schtärneföifi, sagt Sängerin Sibylle Aeberli. Foto: Sava Hlavacek

Auf Ihrer neuen CD gibt es ein Lied vom «gfürchig umeschtampfenden Kampfroboter» mit einem Schwert. Das klingt gefährlich. Gab es schon böse E-Mails von Eltern?

Nein, überhaupt nicht. Das Lied spricht auch Eltern an. Ein Kind in den Stiefeln der Mutter, wer hat das nicht schon erlebt? Das ist ungefährlich. Wir haben noch nie schlechte Rückmeldungen bekommen. Ausser vor 17 Jahren auf «Ohni Znacht is Bett».

Wie haben die Eltern reagiert?

Ein paar fanden das Lied pädagogisch fragwürdig. Aber viele haben uns positive Rückmeldungen gegeben, denn die Eltern stehen eigentlich mehr darauf als die Kinder.

Wie kommt das?

Viele Witze in unseren Liedern sind für Erwachsene. Eltern mögen den Humor und natürlich den Musikstil.

Wie ist Schtärneföifi auf die Ideen mit dem Kampfroboter gekommen?

Die Idee kam von Boni Koller, der unsere Texte schreibt. Sein Sohn hatte die grossen Stiefel seiner Frau an und stampfte damit durch die Wohnung. Er hatte das Gefühl sehr gefährlich zu sein.

Steckt dahinter eine Botschaft?

Wir versuchen die Dinge aus der Sicht des Kindes zu erzählen. Wir möchten nah bei ihnen sein, damit sie sich mit den Liedern identifizieren können. Das Leben eines Kindes ist hart, in der Schule sind Leistungen gefragt. Deshalb möchten wir den Kindern etwas geben, dass sie lässig finden und bei dem sie den Stress vergessen können.

Es geht mehr um den Spass an der Musik und nicht darum Werte zu vermitteln.

Nein, die Kinderwerte, die wir vermitteln, sind ja nicht weniger wert. Wir wollen Kinder nicht erziehen. Wir wollen sie stärker machen.

Ist das auch Ihr Verständnis von kindgerechter Musik?

Es ist viel wichtiger sich in das Kind hineinzuversetzen als sich zu überlegen, ob ein Lied pädagogisch wertvoll ist. Es ist kindgerecht, wenn wir ein schönes Lied machen, bei dem Kinder mitsingen können. Man muss Kinder ernst nehmen. Wer sie für blöd verkauft, macht keine kindgerechte Musik.

An was denken Sie?

Es gibt beispielsweise die Technoschlümpfe. Da wird Musik nur gemacht, weil man weiss, dass die Kinder darauf abfahren werden. Kinder sollten aber mitdenken und herausgefordert werden.

Müssen die Kinder bei Ihren Liedern mitdenken?

Unser Sänger Boni Koller ist einer der besten Mundart-Texter der Schweiz.  Es gibt Logopäden, die mit unseren Liedern versuchen Kinder für das Lesen oder Singen zu motivieren. Der Text ist vielschichtig und die Musik auch.

Wie wichtig ist Musik für Kinder?

Musik ist essentiell für jeden Menschen. In anderen Völkern wird jeden Tag gesungen. Das ist bei uns leider nicht mehr so.

An Ihren Konzerten singen die Kinder begeistert mit, sie klatschen und tanzen. Warum kommen Sie so gut an?

Wenn wir oben auf der Bühne stehen, suchen wir jede Sekunde den direkten Kontakt zu den Kindern. Das ist das Geheimnis.

Es kann aber schon mal vorkommen, dass ein Kind, dem ein Lied nicht gefällt, sich umdreht und geht. Sie haben gesagt, Sie müssten sich bei Kindern doppelt anstrengen. Wie machen Sie das?

Bevor wir mit einem Lied anfangen, überlegen wir, was wir mit den Kindern auf der Bühne machen können. Wir wählen vor allem Lieder, die einfach zum Mitsingen sind. Lange Texte funktionieren nicht an einem Konzert, auf CD schon.

Wie motivieren Sie Eltern, die die Musik grauenhaft finden und sich langweilen?

Das ist bei uns nicht der Fall. Die Eltern sind voll dabei. Wir haben keine gelangweilten Eltern.

Ist es ein Problem für Sie, dass die Kinder nicht mit der Musik mitwachsen?

Nein, es kommen ja immer wieder Kinder nach. Zu uns kommen auch schon die ersten Eltern, die als Kinder Fan von uns waren.

Als Ihr erstes Lied 1995 herauskam, war das ziemlich rebellisch, weil Sie Rockmusik kindertauglich gemacht haben. Sind Sie heute immer noch rebellisch?

Vor 17 Jahren hat man noch gesagt, eine elektrische Gitarre und Schlagzeug gehören nicht ans Konzert. Die Grenzen, was man Kindern zumuten kann, haben sich verändert. Wir sind keine Rebellen mehr.

Welche Zukunftspläne haben Sie mit Schtärneföifi?

Ich fände es schön, wenn wir mit der Band etwas Neues auf die Beine stellen könnten, wenn wir als Band im Film oder auf der Bühne spielen könnten.

Die Kindermusik-Stars: Schtärneföifi

Mit Ihrem Lied «Ohni Znacht is Bett» setzten Schtärneföifi als Rockband für Kinder 1995 neue Massstäbe in der Kindermusik. Mittlerweile ist ihr achtes Album erschienen. In «Ragete» bietet die Band eine kurzweilige Reise durch die verschiedensten Musikstile von Rock über Salsa bis hin zum Tango.
Weitere Informationen zu Schtärneföifi gibt es unter www.schtaerne5i.ch
Coverdesign: Jürg Steiner & Marc Droz

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