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Weshalb die Schweiz mehr für die Gesundheit von Kindern tun muss

Jedes fünfte Kind in der Schweiz gilt als gesundheitsgefährdet. Deshalb haben Fachleute nun ein Gesundheitsmanifest mit Forderungen an die Politik formuliert. Das sind ihre wichtigsten Punkte.

Gesundheitsmanifest
Die Schweiz muss mehr für die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen tun. Foto: teksomolika, iStock, Getty Images Plus

In der Kindheit und Jugend wird der Grundstein für ein gesundes Leben gelegt. Logisch also, dass eine Gesellschaft darauf achten sollte, ihren jüngsten Mitgliedern eine besonders gute Gesundheitsversorgung zu bieten.

Damit körperliche oder psychische Leiden gar nicht erst entstehen, wäre es am besten, mit gut durchdachten präventiven Programmen zu arbeiten. Das würde zu hohe Investitionen bedeuten? Im Gegenteil! Das würde geringere Gesundheitskosten im Erwachsenenalter zur Folge haben.

Doch die Vorstellung von der optimalen Gesundheitsversorgung für Kinder und Jugendliche ist auch in der Schweiz noch ein Wunschtraum. Die Schweiz mache zu wenig, denn die Gesundheit jeden fünften Kindes sei hierzulande gefährdet.

Das haben Fachpersonen aus verschiedenen Bereichen der öffentlichen Gesundheit an der Public Health Conference 2019 in Winterthur festgestellt. «10 bis 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen sind gefährdet, gesundheitliche und soziale Probleme zu entwickeln wie Sucht, Gewalt oder psychische Belastungen», bilanzierte Ursula Zybach, Präsidentin von Public Health Schweiz.

Die Forderungen der Gesundheitsfachleute

Um die Öffentlichkeit für das Thema zu sensibilisieren und die Politik wachzurütteln, formulierten die Fachleute ein Manifest mit ihren wichtigsten Forderungen:

1 Mehr Unterstützung für Familien in der frühen Kindheit

Dazu gehören für die Fachleute eine stärkere Subventionierung familienergänzender Betreuung, ein freiwilliges Hausbesuchsprogramm für sozial benachteiligte und mehrfach belastete Familien, eine gesetzlich geregelte Elternzeit sowie die Vernetzung und Koordination der Gesundheits, Sozial- und Bildungsinstitiutionen.

2 Prävention in der Schulzeit

Besonders wichtig ist den Fachpersonen hierbei eine lückenlose schulärztliche Versorgung und dass genügend Ressourcen für die Integration von Kindern mit besonderen Bedürfnissen bereitgestellt werden. Zudem sollte das Schulnetz21, das schweizerische Netzwerk gesundheitsfördernder und nachhaltiger Schulen, ausgebaut werden. Das Potenzial für Gesundheitsförderung und Präventionen müsse in den Lehrplänen umgesetzt werden.

3 Unterstützung im Jugendalter

Ein besserer Zugang zu niederschwelliger Beratung sei unumgänglich, ebenso die Früherkennung und Frühintervention für gefährdete Jugendliche. Therapeutische Angebote für traumatisierte Flüchtlingskinder müssten bereitgestellt werden. Auch eine bessere Erforschung von Schulabbruch und Schulabsentismus – sowie fachübergreifende Zusammenarbeit bei diesen Themen wünschen sich die Fachpersonen.

4 Psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen

Um in diesem Bereich vorzubeugen, braucht es laut den Fachpersonen mehr Personal und bessere Bedingungen für die Versorgung psychisch kranker Kinder und Jugendlicher sowie geeignete Massnahmen zur Förderung der psychischen Gesundheit. Risikogruppen für psychische Krankheiten müssten unterstützt und die Früherkennung verbessert werden.

5 Eine bessere Datenlage

Welche Daten sind wichtig und wie sollten sie erfasst werden? Darüber müsse endlich Einigkeit herrschen. Auch Gesundheitsbefragungen schon ab der Geburt befürworten die Fachpersonen. Schulärzte und Schulpsychologen sollen Daten digital erfassen und regelmässig Bericht erstatten

Forschung und Praxis zum Wohle aller

Die Swiss Public Health Conference (SPHC) ist die wichtigste Konferenz für öffentliche Gesundheit in der Schweiz, an der sich Fachleute aus den verschiedenen Gebieten einmal jährlich treffen. Im Vordergrund steht der interdisziplinäre Austausch zwischen Forschung und Praxis. Die SPHC 2019 wurde gemeinsam von Public Health Schweiz, der Swiss School of Public Health SSPH+ und dem Departement Gesundheit der ZHAW in Winterthur organisiert.

Mehr über das Gesundheitsmanifest lesen Sie auf Gesundheitsmanifest.ch

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