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Seed Cycling: Wie Samen und Kerne die Hormone natürlich regulieren sollen

Leinsamen, Sesam, Kürbis- und Sonnenblumenkerne: Diese kleinen Kerle sollen bei täglichem Verzehr den weiblichen Zyklus unterstützen, zu weniger Stimmungsschwankungen und einem feineren Hautbild beitragen. Das verspricht das Konzept des Seed Cycling, das sich seit geraumer Zeit unter Social-Media-Nutzerinnen einer sichtbaren Beliebtheit erfreut. Was ist dran?

Samen
Bestimmte Samen und Kerne wie Kürbiskerne sollen gegen hormonelles Ungleichgewicht helfen. Bild: Mizina iStock, Getty Images

Kopfschmerzen, Pickel und Stimmungsschwankungen – der weibliche Körper macht während den verschiedenen Zyklusphasen einiges mit. Auslöser dieser Unannehmlichkeiten sind oft hormonelle Störungen. Um die für den Zyklus wichtigen Hormone Progesteron und Östrogen wieder ihre ursprüngliche Balance zu bringen, soll Seed Cycling – der Verzehr von bestimmten Samen und Kernen – helfen.

Was ist Seed Cycling?

Beim Seed Cycling (von engl. seed – Samen und cycle - Zyklus) handelt es sich um eine naturheilkundliche Methode zur weiblichen Hormonregulierung, bei der je nach Zyklusphase bestimmte Samen und Kerne verzehrt werden. Es soll gegen hormonell bedingte Probleme wie Akne oder eine gestörte innere Balance und Stress helfen. Die Idee basiert darauf, dass Samen und Kerne Inhaltsstoffe enthalten, die unterstützend und ausgleichend auf den Hormonhaushalt wirken.

Wie funktioniert Seed Cycling?

Der weibliche Zyklus wird in zwei Phasen unterteilt: Die Follikelphase von Tag 1-14 , also die erste Hälfte des Zyklus, findet vom Beginn der Menstruation bis zum Eisprung statt. Gebärmutterschleimhaut wird abgestossen und ein neues Ei reift heran. Hierfür wird Östrogen benötigt.

Die Lutealphase, also die zweite Zyklushälfte, reicht von Tag 15-28, vom Eisprung bis zum Einsetzen der Menstruation. In der zweiten Hälfte des Zyklus fällt der Östrogenspiegel ab und es wird vermehrt Progesteron, auch Gelbkörperhormon genannt, gebildet. Dieses baut die Gebärmutterschleimhaut auf und bereitet sie auf ein mögliches Einnisten eines befruchteten Eis vor.

Ein weiteres Hormon, das sowohl die Follikel- wie auch die Lutealphase beeinflusst, ist FSH, ein Follikel-stimulierendes Hormon. Ist der FSH-Spiegel zu niedrig, werden Niedergeschlagenheit und Mattigkeit begünstigt oder der Eisprung kann ausbleiben.

Je nach Phase wird also vermehrt Östrogen oder Progesteron vom Körper gebildet. Die beim Seed Cycling verwendeten Samen haben einen hohen Anteil an Fettsäuren, die die Hormonproduktion ankurbeln. Ausserdem enthalten sie Lignane, pflanzliche Inhaltsstoffe, die beim Menschen östrogenartige Wirkungen haben.

Welche Kerne in welcher Zyklusphase?

Erste Phase: In der ersten Phase sollte man täglich einen Esslöffel Kürbiskerne und einen Esslöffel Leinsamen zu sich nehmen. Diese sollen durch ihren hohen Anteil an Omega-3-Fettsäuren und Lignanen als Östrogen-Booster wirken.

Zweite Phase: In dieser Phase wird täglich ein Esslöffel Sesam und ein Esslöffel Sonnenblumenkerne empfohlen. Der hohe Anteil an Omega-6-Fettsäuren soll das FSH ins Gleichgewicht bringen, der hohe Magnesium- und Vitamin B6-Gehalt die Progesteronproduktion unterstützen.

Ist Seed Cycling wirklich wirksam?

Auf Blogs und Social Media berichten viele Frauen von ihren positiven Erfahrungen mit Seed Cycling. Wissenschaftliche Studien zur Wirksamkeit gibt es aber nicht. Ob die Inhaltsstoffe von Samen also wirklich den Hormonspiegel beeinflussen, ist nicht belegt. Die Kerne enthalten zwar einen hohen Anteil an gesunden Stoffen, diese bewegen sich aber bei der normal empfohlenen Menge in einem so geringen Bereich, dass im Vergleich zu anderen Lebensmitteln, die täglich in wesentlich grösseren Mengen verzehrt werden, fraglich ist, inwiefern sie den Hormonhaushalt tatsächlich beeinflussen.

Eine gesunde Ernährung und viel Bewegung haben mehr Einfluss auf den Zyklus als zwei Löffel Samen pro Tag. Allerdings richten Leinsamen, Sesam und Co., solange keine Allergie gegen sie vorliegt, auch keinen Schaden an. Einen Versuch, ob Seed Cycling das Wohlbefinden steigert – und sei es nur durch die bewusste Beschäftigung mit dem eigenen Zyklus – ist es also wert. Bei ernsthaften hormonellen Problemen wie schwerem PMS ist eine ärztliche Beratung neben naturheilkundlichen Methoden wichtig, um mögliche Störungen im Körper herauszufinden und zu beheben.

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