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Wenn Mama nicht mehr kann: Hilfe bei Burn-out

In der heutigen Zeit zieht das Thema Burn-out immer grösser werdende Kreise, die sich durch alle gesellschaftlichen Schichten ausbreiten. Die Naturärztin Elké Richter-Diehl aus Küssnacht am Rigi hat selbst einen Burn-out erlebt. Hier berichtet sie von ihren Erfahrungen und erklärt, was betroffenen Müttern helfen kann.

Wenn Mütter an Burn-out leiden, brauchen sie Hilfe.
Mütter, die von einem Burn-out betroffen sind, sollten sich Hilfe holen. Foto: iStockphoto, Thinkstock

Unter Tränen stammelte ich: «Ich kann nicht mehr, ich brauche Hilfe». Ich fand keine Ruhe, zappelte unablässig. Schmerzender Rücken, der Körper unter Strom und zugleich zerschlagen wie nach tagelangem Hochleistungssport. Ich war so erschöpft – ich hätte nur noch schlafen mögen. Ich war so unruhig – und konnte kein Auge zumachen. Und es ging weiter bergab. Immer weiter. Verzweifeln? Vielleicht. Ausweg: keiner. Ich fühlte mich verloren, (…) am Leben vorbeigezerrt und ausgebrannt! Ausgebrannt, genau so, ausgebrannt… BURN-OUT! Nichts ging mehr, nichts geht mehr!

Aus dem Buch *Wenn Mama nicht mehr kann* von Elké Richter-Diehl.

Der ständige Zeitdruck, die innere Anspannung und mein Streben nach Perfektionismus, trugen wesentlich dazu bei, dass ich dem Stress-Strudel nicht mehr entfliehen konnte. Da meine damals dreijährige Tochter unruhig schlief und oftmals in der Nacht erwachte, fand auch ich keine Tiefenentspannung  mehr und ich wurde zusehends grantiger. Das Hin- und Her zwischen Spielgruppe und Praxis, das ständige Geben als Therapeutin und Mutter, das Perfektseinwollen und niemandem zur Hilfe beiziehen zu können, bedeuteten irgendwann das Aus und die Diagnose Burn-out!

Burn-out ist eine Krankheit

Burn-out ist nicht bloss ein stressgeplagter Erschöpfungszustand, sondern eine eigenständige Krankheit. Zwar tritt ein generelles Grundmuster bei dieser Krankheit auf, aber so weitreichend sich das kollektive Spektrum der Symptome zeigt, so komplex sind auch die individuellen Auslöser und Auswirkungen. Sei es auf einen selbst oder die Mitmenschen, ob von uns abhängig oder nur aus der Umgebung.

Pauschale Lösungen, um aus dem Burn-out herauszukommen, kann es daher nicht geben. Jeder Mensch muss eigenständig in seinem Lebensumfeld betrachtet werden. Der o.g. Ratgeber hat sich als Zielgruppe den Müttern gewidmet, deren grosser (Ver-) Dienst im alltäglichen Arbeitsstress zwischen Haushalt, Kinderbetreuung (und vielleicht sogar noch mit Beruf) oftmals verkannt wird.

  1. Hilfe suchen  - Hilfe annehmen

Hilfe zu suchen ist einfacher als Hilfe anzunehmen. Das Annehmen dieser Hilfe ist aber elementar, denn es lastet dann nicht mehr alles auf den eigenen Schultern. Damit wird auch der Kontakt zur Aussenwelt bewahrt und die sozialen Bande können gepflegt werden.

  1. Sich ernst und wichtig nehmen

Eine Erschöpfung ist immer ernst zu nehmen. Dabei kommt es nicht darauf an, dass man sich an anderen Personen/Müttern misst. Es ist nicht wichtig, wie viele Kinder Sie haben, wie viel Arbeit Sie verrichten müssen, sondern die Tatsache, dass einfach alles zu viel wird.

  1. Entspannung im Alltag suchen und einbauen

Die Entspannungen müssen die Anspannungen überwiegen. Diese sind in der heutigen Zeit möglich, aber man muss sich auch dafür einsetzen. Der Raum soll geschaffen werden, um auch tägliche Entspannungsübung praktizieren zu können.

  1. Wiedereinstieg in den  Alltag/Job planen

Es ist wichtig, den Wiedereinstig nach einer Auszeit oder Klinik/Kur in den ganz normalen Alltag oder Job zu durchdenken und unbedingt zu planen/strukturieren. Wie lief es vorher ab, was muss geändert werden, was sind die Wünsche, wie lässt sich was verwirklichen?

  1. Sich Zeit nehmen

Einfach nur mal dasitzen und nichts tun. Zuerst mal fünf, dann zehn Minuten, und langsam steigernd üben. Haushalt etc. einfach mal sein lassen und sich mit sich selbst verabreden. Was kann denn wichtiger sein, als die eigene kurze «Auszeitinsel»?

  1. Tipp für Angehörige

Nehmen Sie unbedingt die Symptome und Sorgen einer Betroffenen ernst. Eine Erschöpfung, ein Burn-out ist genauso wichtig anzusehen wie eine organische Erkrankung. Bieten Sie Ihre Hilfe an, werfen Sie sozusagen den Ball zu und warten Sie ab, bis dieser wieder zurückgeworfen wird. Sollte es zu lange dauern, ergreifen Sie die Initiative, drängen Sie aber nicht.

«Elias-Müdigkeit»

Das Phänomen des «Ausbrennens» oder Burn-outs ist keine neumodische Erfindung, es gibt einfach endlich einen Namen für dieses Syndrom. Bereits im Alten Testament ist es nachzulesen im 1. Buch der Könige.

Demnach litt der ausgelaugte Prophet Elias unter den Folgen seines Wunderwirkens. Die Erschöpfung und deren Symptome werden hier sehr genau beschrieben: Er flüchtet in die Wildnis und verfällt in Verzweiflung, in tiefen Schlaf «und bat, dass seine Seele stürbe». Der Begriff «Elias-Müdigkeit» ist darauf zurückzuführen. Dies zeigt, dass das Burn-out-Syndrom die Menschheit seit Jahrtausenden begleitet.

Die Naturärztin Elké Richter-Diehl aus Küssnacht am Rigi hat selbst einen Burn-out erlebt.

Hier können Sie mehr zum Thema: Burn-out bei Müttern und deren Hilfe zur Selbsthilfe erfahren

www.praxis-richter.ch: Elké Richter-Diehl ist Betroffene und Autorin des gleichnamigen Ratgebers: Wenn Mama nicht mehr kann, BOD-Verlag (ISBN-N.: 978-3-8423-9130-7). Sie gibt regelmässig Kurse für erschöpfte Mütter und begleitet diese in ihrer Praxis in Küssnacht am Rigi.

Foto: Bote der Urschweiz

 

Autor: Elké Richter-Diehl im Oktober 2012

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