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Grippe-Impfungen in Corona-Zeiten: Was Experten jetzt raten

Corona – so heisst die neue Gefahr, von der alle reden. Dabei geraten andere Gefahren manchmal aus dem Fokus: zum Beispiel die Grippe. Wie ist das dieses Jahr? Soll man sich gegen die Grippe impfen lassen oder nicht?

Die Grippeimpfung kann während Corona sinnvoll sein.
Grippe-Impfungen könnten die Gesundheitssysteme während Corona entlasten. Bild: FotoDuets, Getty Images

Winter = Grippewelle. Die Gleichung scheint Gesetz. Mit Folgen: Jedes Jahr müssen sich in der Schweiz Tausende Menschen im Spital behandeln lassen. Und jedes Jahr sterben mehrere hundert Menschen an den Folgen der Grippe. Der Grippewelle 2015 fielen sogar etwa 2.500 Menschen zum Opfer. Dieses Jahr fürchten Experten eine Grippewelle im Herbst/Winter besonders. Denn eine neue Corona-Welle und Grippe gleichzeitig zu stemmen, könnte das Gesundheitssystem auf eine harte Probe stellen. Für den einzelnen stellt sich daher die Frage: Grippeimpfung – ja oder nein?

Grippe in der kalten Jahreszeit

Vor allem in den kühlen Jahreszeiten lösen Influenzaviren Grippe aus – eine infektiöse Erkrankung der Atemwege. Zu den Symptomen gehören plötzlich auftretendes starkes Fieber. Schüttelfrost, Schnupfen, Husten, Hals- und Schluckweh, Kopfschmerzen, Schwindelgefühle und Schmerzen in Gelenken und Muskeln. «Eine Grippeerkrankung verursacht manchmal Komplikationen, ob durch das Influenzavirus selbst oder durch eine bakterielle Sekundärinfektion. Beispiele hierfür sind Mittelohrentzündungen, Lungenentzündungen oder Herzmuskelentzündungen», informiert das Bundesamt für Gesundheit (BAG).

Das spricht für eine Impfung

… für den einzelnen:

Eine Grippe-Impfung kann davor schützen, durch eine Grippe dauerhafte Gesundheitsschäden davonzutragen oder sogar zu sterben. «Sie reduziert das Ansteckungsrisiko auf ein Minimum und vermindert die Gefahr möglicher Komplikationen unter Risikoträgern», so das BAG.

… für die Gesellschaft:

Grippe-Impfungen grenzen die Gefahr ein, die von der Grippe auf die gesamte Gesellschaft ausgeht. Denn je mehr Menschen geimpft sind, desto weniger Erkrankungen und Ansteckungen sind möglich. Der Bund will deshalb die Impfrate erhöhen, am liebsten von bislang 14 Prozent auf 25 Prozent.

Nachteile der Grippe-Impfung

Leider verändern sich die Grippe-Viren immer wieder. Die Fachwelt spricht von Mutationen. Aufgrund dieser Mutationen muss der Impfstoff jedes Jahr aufs Neue angepasst werden. Wer sich also dauerhaft schützen möchte, muss sich also Jahr für Jahr aufs Neue impfen lassen. Dabei fällt die Impfeffektivität in den einzelnen Saisons je nach Virustyp sehr unterschiedlich aus. Studien zufolge ist die Schutzwirkung der Influenza-Impfung geringer als bei vielen anderen Impfungen. Darüber hinaus führen Impfgegner wie bei allen Impfungen auch die Gefahr von Impfschäden an.

So funktioniert eine Impfung

Bei der Grippe-Impfung spritzt der Arzt abgetötete oder abgeschwächte Viren, manchmal auch nur Teile von diesen Erregern. Das Immunsystem reagiert auf den Impfstoff wie auf den natürlichen, krank machenden Keim: Es bildet Abwehrstoffe, die so genannten Anti-Körper, und merkt sich den Eindringling. Taucht danach der natürliche Erreger tatsächlich auf, wird er in der Regel sofort bekämpft. Rötungen oder Schwellungen rund um die Einstichstelle und leichtes Fieber sind keine Komplikationen, sondern Nebenwirkungen. Sie zeigen, dass sich der Körper mit dem Impfstoff auseinandersetzt und Antikörper bildet.

Grippe-Impfung: Für wen sie wichtig ist

«Eine Grippe verläuft nicht immer harmlos», warnt das BAG. Im Gegenteil: Manchmal führe sie zu schweren Komplikationen. «Davon betroffen sind vor allem Menschen ab 65, schwangere Frauen, Personen mit chronischen Erkrankungen, Säuglinge und frühgeborene Kinder bis zwei Jahre.» Das BAG empfiehlt auch Familienangehörigen dieser Gruppen, sich impfen lassen, damit sie nicht zur Ansteckungsgefahr werden. Darüber hinaus sind Impfungen besonders für das Gesundheitspersonal wichtig.

Grippe-Impfungen können Gesundheitssystem entlasten

Zu welchem Schluss auch der einzelne kommen mag: Dass Grippeimpfungen das Gesundheitssystem entlasten können, steht ausser Frage. In der Schweiz ist die saisonale Grippe im Durchschnitt jährlich für rund 111.000 bis 331.000 Arztkonsultationen verantwortlich. Liesse sich diese Zahl senken, stünde Corona-Patienten mehr Zeit und Personal zur Verfügung. Allerdings ist noch unklar, ob es dem BAG gelingen wird, mehr als die 1,2 Impfdosen der Vorjahre bei den Herstellern zu kaufen. Denn die Nachfrage an diesem Impfstoff ist weltweit rasant gestiegen.

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