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Cybermobbing: So gehen Eltern und Kinder mit Mobbing im Netz um

Ständig erreichbar, ständig angreifbar. Das Internet schafft eine ganz neue Dimension von Mobbing. Anti-Mobbing-Coach Laura Ackermann erklärt, wie Eltern ihre Kinder vor Cyberbullies und Mobbingattacken im Netz bewahren und was Sie tun können, wenn es doch dazu kommt.  

Junge sitzt traurig mit Smartphone auf Treppe Cybermobbing
Zieht sich Ihr Kind zurück? Durch Smartphones und Internet sind Kinder ständig erreichbar – und auch angreifbar. Bild: GettyImages, DGLimages

Erinnern Sie sich an Ihre Teenagerjahre? Die Hormone übernehmen die Kontrolle, schlechte Erfahrungen fühlen sich grundsätzlich alle mindestens dreifach so schlimm an, wie sie tatsächlich sind. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass es in dieser intensiven Zeit für Kinder schwierig ist, sich ihren Eltern anzuvertrauen. Auch, wenn es ums Thema Cybermobbing geht.

Mobbings im Netz: Rund um die Uhr angreifbar

Viele Kinder schämen sich, wenn Sie Opfer von Cybermobbing werden. Sie haben Schuldgefühle, fühlen sich wertlos und sind überzeugt, dass es keinen Ausweg gibt und das Mobbing niemals enden wird. Sie denken sie seien selbst schuld an den Gemeinheiten, die im Internet über sie verbreitet werden. Was sollen dann erst Mama und Papa von ihnen denken?! Auch haben sie Angst, dass die Attacken noch schlimmer werden, wenn die Eltern um Hilfe gebeten werden.

Mobbing ist kein neues Phänomen, Cybermobbing schafft aber ganz neue Dimensionen. Was ist das besondere an Cybermobbing? Der Eingriff in die Privatsphäre ist rund um die Uhr gegeben. Auch Kinder und Teenager sind meist 24/7 erreichbar und somit auch angreifbar. Das Publikum ist unüberschaubar gross und man kennt nur ein Bruchteil davon. Ausserdem agieren Mobber auch gerne über Fake-Profile, bei denen man die richtige Identität kaum herausfinden kann. Die Inhalte verbreiten sich extrem schnell und unkontrolliert.

Cybermobbing vorbeugen: Das müssen Sie wissen

Heisst das nun, dass das Kind der Sache schutzlos ausgeliefert ist? Nein! Können Sie als Eltern etwas tun? Ja, das können Sie. Es gibt einige grundlegende Massnahmen, die Sie ergreifen können, um Ihr Kind vor Cybermobbing zu schützen.

❓Sprechen Sie über Risiken

Sprechen Sie offen mit Ihrem Kind über die Gefahren im Internet. Das erste Handy ist aufregend und die Gefahren werden oft ignoriert. Zu oft heisst es: Die Freunde tun dies und jenes doch auch, also warum soll ich es nicht machen? Viele Kinder werden aber nicht präventiv vorbereitet auf unschöne Situationen, die im Internet auftreten können. Deshalb ist es wichtig, dass ihr Kind weiss, wie man sich online verhält.

❓Informieren Sie sich: Diese Portale nutzt das Kind

Wenn Ihr Kind sich eigene Profile auf Social Media Kanälen anlegt, dann ist es an der Zeit für Sie, dasselbe zu tun. Melden Sie sich auf den entsprechenden Plattformen an und sehen Sie sich um. Informieren Sie sich, wie diese Kanäle funktionieren. Wie sind die Privateinstellungen? Wer kann Ihr Kind kontaktieren? Wo sind die Gefahren? Seien Sie stets auf dem Laufenden und interessieren Sie sich, wo sich Ihr Kind im Internet aufhält.

❓Privatsphäre schützen und Kontakte prüfen

Persönliche Daten wie Nachname, Adresse und Handynummer gehören niemals ins Internet. Ausserdem kann man die Gefahr verringern, indem man seine Profile privat einstellt und nur Personen akzeptiert, die man auch kennt. Man weiss nie, wer sich hinter einem Profil verbirgt. Plötzlich wird aus dem netten 14-jährigen Jungen ein alter Mann der Kinder ködern möchte und das hübsche und witzige Mädchen ist plötzlich gar nicht mehr witzig, sondern einfach nur noch fies und macht einem das Leben zur Hölle mit Ihrem Fake Profil. Reden Sie auch offen über die Gefahr von Sexting, bei dem Nacktbilder versendet werden. Diese landen sehr schnell und gerne in unkontrollierbaren World Wide Web und man kriegt sie kaum mehr aus dem Internet. Das Internet vergisst niemals!  Leider ist das Sexting auch schon bei 11-Jährigen immer mehr verbreitet. Schockierend!

Was tun, wenn Cybermobbing zur Realität wird?

❗Sichern Sie Beweismittel

Beweise sichern ist sehr wichtig. Machen Sie Screenshots von allen Beleidigungen, Beschimpfungen, Drohungen und Erpressungen. Dies sind einige Bestandteile, die in der Schweiz zur Anzeige gebracht werden können.

❗Täter blockieren

Jugendlichen fällt es oft schwer, Personen zu blockieren. Aber es ist unumgehbar, um die Mobber ruhig zu stellen.

❗Keine Reaktion zeigen

Nicht auf Beleidigungen reagieren. Das verschärft die Situation und aktiviert Mobber, weiter zu machen. Denn das Mobbing hat nicht den Effekt, den die Mobber erzeugen wollen. Mobbing muss sich lohnen! Und wenn es nur das Machtgefühl ist, welches Mobber bestätigt. So nehmen Sie es ihnen.

❗Klassenchats oder Klassenkameraden bei der Schule melden

Cybermobbing, welches von Klassenkameraden ausgeht, sollte unbedingt der Schule gemeldet werden.

❗Anzeige erstatten

Behalten Sie es sich, vor eine Anzeige bei der Polizei zu machen. Wenn die Zahlen der Anzeigen wegen Cybermobbing drastisch steigen, wird die Politik vielleicht endlich aktiv und führt einen eigenen Gesetzesartikel für Mobbing und Cybermobbing ein. Die Dunkelziffer ist erschreckend hoch. Wenn man nichts davon hört, dann ändert sich auch in Zukunft nichts. Nehmen Sie Ihr Recht in Anspruch und melden Sie die Vorfälle.

Liebe Jugendlichen, weiht eure Eltern ein! Kinder müssen mit solchen Situationen nicht allein umgehen. Das können sie gar nicht. Auch viele Erwachsene können damit nicht umgehen.

Liebe Eltern, achten Sie auf Veränderungen bei Ihrem Kind und haken Sie nach, wenn Ihr Gefühl Ihnen sagt, da stimmt etwas nicht! Holen Sie sich Hilfe bei der Polizei oder bei Medienprofis, die Sie beraten können!

Was man sich immer vor Augen halten sollte: Egal, wie aussichtslos die Situation auch erscheint, es gibt immer eine Lösung! Manchmal muss man länger danach suchen und sich intensiv mit der Problemlösung beschäftigen, aber es gibt immer Wege zurück in ein glückliches Leben!

BE NICE – SEI NETT

Gewidmet an dieses Mädchen, welches keinen Ausweg mehr sah.

Das ist meine Herzensangelegenheit und deshalb ist es mir eine Ehre für Sie alle schreiben zu dürfen.

Die Zeiten in denen Mobbing zu Tode geschwiegen wird, sind vorbei.

Es braucht klare und offene Worte.

Ich spreche für die, die sich am wenigsten wehren können.

Unsere Kinder!

Ich kämpfe:

Für mehr Toleranz und weniger Diskriminierung!

Für mehr Verständnis und weniger Ignoranz!

Für mehr Zusammenhalt und weniger Einsamkeit!

Für mehr Wahrheit und weniger „schön reden“!

Für mehr eingreifen und weniger wegschauen!

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