Kind > ErziehungSackgeld für Kinder: Was Eltern dazu wissen solltenSackgeld ist weit mehr als nur ein Batzen für den Kiosk – es ist die perfekte Chance, Kindern den Umgang mit Geld beizubringen. Aber welcher Betrag ist angemessen? Hier findest du die aktuellen Empfehlungen und praktische Tipps, wie du Sackgeld sinnvoll in die Erziehung integrieren kannst. Natascha Mahle InhaltsverzeichnisWöchentlich oder monatlich?Stiefkinder7 TippsInternet-, Buch- und Spiel-Tipps Früh übt sich: Mit Sackgeld kannst du deinen Kindern den Umgang mit Geld beibringen. © hxyume / Getty Images Viele Eltern fragen sich: «Warum soll mein Kind denn Sackgeld bekommen? Alles was es braucht, bekommt es von mir!» Im Prinzip ist diese Argumentation richtig: Eltern sorgen im Allgemeinen für die Rundumversorgung ihres Kindes: Kleidung, Essen, Schulbedarf, zum Geburtstag und zu Weihnachten neue Spielsachen. Sackgeld ist zwar nicht existenziell wichtig, dafür pädagogisch gesehen umso mehr. Kinder lernen den Wert des Geldes kennen. Es bleibt für sie kein abstrakter Begriff. Das Kind entwickelt ein Gefühl für viel und wenig, teuer und billig. Wer als Erwachsener an seine Kindheit zurückdenkt, erinnert sich bestimmt an kleine Heiligtümer oder Kostbarkeiten, welche damals die Welt bedeuteten, für die Eltern hingegen nichts als nutzloser Kram waren. Eltern können nicht alles verstehen, müssen es aber auch nicht. Dennoch sollten sie ihren Kindern genügend Raum für eigene Entscheidungen lassen. Beispiel aus der Praxis: Eine Mutter erzählt Für Dreifachmama Charlotte (44) sind Überraschungseier nichts anderes als ein pures Ärgernis: «Die Verpackungshülle liegt überall herum, das Spielzeug ist fünf Minuten aktuell, dann landet es irgendwo und ich darf es einsammeln!» Ihr Nesthäkchen Ken (7) sieht das ganz anders: Die Schoggi-Eili mit dem spannenden Inhalt sind für ihn kleine Alltagsfreuden. Die Schokolade schmeckt und es macht Spass, den Inhalt zusammenzubauen. Charlotte würde ihrem Sohn so etwas nie kaufen – deshalb gibt es Sackgeld: Kinder können sich mit ein paar Münzen in der kleinen Hand unabhängig und autark fühlen. Das Geld gehört ihnen. Sie allein entscheiden, ob das Geld für was «Grösseres» gespart wird – oder ob es eben komplett in Überraschungseier investiert wird. Sackgeld wappnet Kinder fürs Leben Kinder, welche schon im Primarschulalter über Sackgeld verfügen, sind später, ihren «mittellosen» Klassenkameraden klar im Vorteil. Wer schon in jungen Jahren lernt, was Geld ist und wie man damit umgehen muss, kommt meist im Erwachsenenalter besser zurecht. Wer als Kind kontinuierlich sein eigenes Geld verwaltet, kommt erst gar nicht in die Versuchung den ersten Lehrlingslohn zu verprassen. Wer schon in jungen Jahren lernt, was Geld ist und wie man damit umgehen muss, kommt meist im Erwachsenenalter besser zurecht. Eigenes Geld zu besitzen, ist dann nichts Neues oder Reizvolles mehr, sondern bereits Gewohnheit. Also verschafft Sackgeld nicht nur positive Erlebnisse, sondern wappnet auch fürs Leben: Wenn der Nachwuchs sein wöchentliches Budget schon am Montagmorgen am Kiosk liegen lässt, muss er damit leben, dass die restlichen Tage Ebbe im Portemonnaie herrscht – auch dann, wenn seine Mitschülerinnen nach dem Mittagsunterricht spontan beschliessen ein Eis zu kaufen und er als einziger auf die kühle Erfrischung verzichten muss. Solch ein Frustrationserlebnis bewirkt mehr als endlose Predigten von Seiten der Eltern zum Thema sparen und Geld einteilen. Auf einen Blick © Dachverband Budgetberatung Schweiz Vom Verkaufsladen im Kinderzimmer bis zur ersten Steuererklärung: Die Grafik «Finanzkompetenz für Kinder und Jugendliche» vom Dachverband Budgetberatung Schweiz zeigt dir, welche Aspekte von Finanzkompetenz in welchem Alter zentral sind. Sackgeld wöchentlich oder monatlich auszahlen? Der Dachverband Budgetberatung Schweiz gibt bestimmte Richtwerte zur Orientierung der Höhe des Sackgelds an. Für Kinder unter zwischen sechs und acht Jahren eignet sich eine wöchentliche Auszahlung. Gerade jüngere Kinder haben Schwierigkeiten, über einen ganzen Monat hinweg zu planen. Spätestens ab zwölf Jahren sollten Kinder laut den aktuellsten Empfehlungen des Dachverbandes Budgetberatung Schweiz eine monatliche Auszahlung bekommen. Die Sackgeld-Tabelle für Kinder kannst du beim Dachverband Budgetberatung Schweiz als PDF herunterladen: www.budgetberatung.ch Richtlinien über die Auszahlungshöhe sind immer nur eine Orientierungshilfe: Eltern sollten die Höhe des Sackgeldes individuell bestimmen; der Betrag muss immer auch ins Familienbudget passen. Lies im folgenden Artikel, wie du euer Familienbudget berechnen kannst. Egal, wie hoch das Sackgeld deines Kindes ausfällt: Das Wichtigste ist, dass es sich nach der Auszahlung im Besitz des Nachwuchses befindet. Sackgeld für Stiefkinder Wenn Kinder in verschiedenen Haushalten leben – unter der Woche kümmert sich Mama, am Wochenende Papa – ist die Klärung der finanziellen Versorgung des Kindes das A und O. Denn das Kind erhält womöglich von beiden Seiten ab und an eine Finanzspritze. Für das Kind ein Anlass zur Freude, vom erzieherischen Aspekt aber fatal. Auf diese Weise kann das Kind keinen Bezug zum Geld aufbauen, die Relation schwindet. Für den Nachwuchs entsteht der Eindruck, Geld ist etwas Alltägliches, für dessen Erhalt man sich nicht besonders anstrengen braucht, denn es fliesst ja von allen Seiten. Eltern sollten sich des Kindes Willen auf einen gemeinsamen Konsens einigen: Über die Höhe des Sackgeldes, den Auszahlungstermin, aber auch klare Vereinbarungen, dass bei einem finanziellen Notstand nicht automatisch ein paar Franken fliessen. Wenn an beiden Erziehungsfronten Einigkeit herrscht, weiss das Kind woran es ist und kann die Eltern nicht gegeneinander ausspielen. Lies auch diese Artikel «Irgendwann stinkt es allen»: Stiefmutter sein ist eine Herausforderung Probleme mit dem Stiefkind? Praktische Tipps für Stiefmütter und -väter Stiefmütter sind viel besser als im Märchen 7 Tipps fürs Sackgeld Das Kind freut sich auf sein Geld, deshalb das Sackgeld immer pünktlich zum vereinbarten Zeitpunkt auszahlen – beispielsweise immer am Sonntagabend. Darauf sollte sich das Kind verlassen können. Es soll nicht betteln müssen, damit es Sackgeldgeld bekommt. Sackgeld ist kein Bestrafungsmittel, deshalb auf finanzielle Sanktionen verzichten. Das Geld steht zur freien Verfügung: Das Kind frei entscheiden lassen, aber trotzdem ab und zu Rat spendend zur Seite stehen: «Bis zu deinem Geburtstag sind es ja noch einige Monate. Wenn du vorher vier Wochen sparst, kannst du dir die CD selbst kaufen!» Wie leicht man doch seine Kinder glücklich machen kann, ein Schein extra und schon lacht das Kinderherz. Erliegen Sie nicht diesem Trugschluss, ein gemeinsames Spiel oder Zeit für ein Gespräch haben den gleichen Effekt. Kinder mit Geld ködern sind die besten Voraussetzungen für spätere Schulden und Masslosigkeit. Sackgeld ist für persönliche Wünsche da: Deshalb sollten die Grundanschaffungen wie Kleidung, Nahrungsmittel und Schulbedarf von den Eltern gedeckt werden. Schaffe klare Verhältnisse: Das jüngere Kind muss mit der «Ungerechtigkeit» leben, dass die ältere Schwester doppelt so viel Sackgeld erhält. Mit dem Alter wächst der Aktionsradius. Eine Elfjährige kann mehr unternehmen als ein Siebenjähriger, deshalb sind Unterschiede bei der Auszahlungshöhe nur gerecht. Sackgeld ist dazu da, um den Umgang mit Geld zu lernen. Wenn bei jeder Ebbe in der Kasse gleich ein Ausgleich von Seiten der Eltern geschaffen wird, ist der Lerneffekt gleich Null. Kinder und Jugendliche gewöhnen sich daran und meinen auch später im Erwachsenenalter gibt es jemanden, der sie aus der Patsche zieht. Internet-, Buch- und Spiel-Tipps zum Thema Sackgeld Tipps zum Umgang mit Geld unter www.budgetberatung.ch Buch-Tipps gibt es im folgenden Artikel: Umgang mit Geld für Kinder: Die besten Buchtipps für Eltern Spiel-Tipps gibt es im folgenden Artikel: So lernen Kinder spielerisch den Umgang mit Geld