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Ausbildung: Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch

Um als Bewerber für eine Ausbildung ein Unternehmen von sich zu überzeugen, braucht es die richtige Vorbereitung. Auf welche Fragen Jugendliche schon vor dem Vorstellungsgespräch eine Antwort haben sollten, erfahren Sie hier.

Für ein Vorstellungsgespräch sollten Jugendliche gut vorbereitet sein.
Auf die Fragen bei einem Vorstellungsgespräch sollten Jugendliche gut vorbereitet sein. Foto: ©iStockphoto.com/dra_schwartz

Vor Beginn des Vorstellungsgespräches sollte sich der Jugendliche bewusst machen, warum er in den Betrieb eingeladen wurde. Nicht weil dem Personalleiter langweilig ist oder er gerne mit Teenagern quatscht, sondern weil das Unternehmen einen Auszubildenden einstellen möchte. Dafür suchen sie nicht irgendjemanden, sondern natürlich den passendsten und geeignetsten Bewerber, von dem das Unternehmen auch profitiert.

Deshalb sollte sich Ihr Kind vor dem Gespräch über das Unternehmen oder den Betrieb informieren. Was genau wird dort produziert? Wofür steht die Firma? Welche Abteilungen gibt es? Welche Besonderheiten gibt es? Fast alle grösseren Betriebe haben einen Internetauftritt, wo man sich ausführlich informieren kann. Zudem können Broschüren oder sonstiges Informationsmaterial angeschafft werden. Vielleicht kennen Sie jemanden aus dem Familien- oder Freundeskreis, der dort arbeitet. Stellen Sie einen Kontakt her, denn ein Telefongespräch mit dem Mitarbeiter bringt den Jugendlichen inhaltlich weiter.

Über kleine Geschäfte oder Familienbetriebe gibt es keine so umfassenden Informationen wie bei grossen Unternehmen mit vielen Beschäftigten, deshalb sollte Ihr Kind aber über die Basics informiert sein. Was produziert die Bäckerei alles? Ist sie über die Region hinaus wegen des guten Vollkornbrotes bekannt? Wird ausschliesslich Bioware produziert? Wie viele Filialen gibt es? Ist es ein Familienbetrieb? Bei der Informationsbeschaffung hilft eine Zeitungsrecherche oder Gespräche im Umfeld. Natürlich ist ein Bewerber nicht nur über den Betrieb informiert, sondern auch über den Beruf, um den er sich bewirbt.

Passende Kleidung wählen

Ein Sprichwort lautet: Kleider machen Leute. Damit ist nicht gemeint, dass sich Jugendliche in den Konfirmationsanzug quetschen, mit Krawatte, Einstecktuch und blankgewienerten Lackschuhen aufmarschieren. Die Kleidung muss zum Anlass und zum Beruf passen. Der Anlass versteht sich von selbst – das Vorstellungsgespräch – deshalb sollte die Kleidung Ihres Kindes einwandfrei sein: gebügelt, fleckenlos, nicht abgetragen oder mit Mängeln wie fehlende Knöpfe oder Risse. Die Schuhe sind sauber.

Diese Regeln gelten für alle Berufsgruppen. Jedoch variiert die Art der Kleidung je nach Job. Eine zukünftige Friseurin kann gestylter erscheinen als eine Buchhändlerin. Ein zukünftiger Banker sollte anders zum Vorstellungsgespräch erscheinen als ein Maurer oder Schlachter. Hier sind die Kleidungsvorschriften lockerer. Auf jeden Fall sollte das Outfit beim Vorstellungsgespräch nicht zum ersten Mal getragen werden. Vorher wird getestet ob die Kleidung sitzt und der Wohlfühlfaktor stimmt. Die Tochter wird sich automatisch unsicher verhalten, wenn der neue Rock beim Sitzen immer nach oben rutscht und sie ihn jede Minute nach unten ziehen muss.

Was gar nicht geht: extravagante Kreationen, zu sexy Kleidung, übertriebene Schminke, Kleidung mit Messages wie der FC-Basel-Schal oder das T-Shirt «Bier gibt’s bei mir auch vor Vier».

Ausserdem ist die Körperhygiene sehr wichtig. Vorher sollte geduscht, rasiert, Deo aufgetragen, Haare gewaschen werden und die Fingernägel gesäubert werden.

Angemessenes Verhalten zeigen

Oft empfehlen Erwachsene ihren Kindern: Sei einfach du selbst. Dieser Ratschlag sollte diesmal nicht ausgesprochen werden. Der Personalleiter ist kein Kumpel, den man mit «Wie gehts?» begrüsst. Auch lässt sich der Nachwuchs nicht locker auf den Stuhl plumpsen, um es sich dort so richtig gemütlich zu machen. Hier, in der Arbeitswelt, gelten Regeln, die für manche Jugendliche fremd sind. Der Chef ist Respektsperson, er wird gesiezt und gibt allein den Ablauf des Treffens vor. Deshalb sollte freundlich, höflich und offen aufgetreten werden. Dem Gegenüber wird während der Begrüssung in die Augen geblickt, auf dem angebotenen Stuhl nimmt man aufrecht Platz. Während dem gesamten Gespräch Blickkontakt zu halten ist sehr wichtig, dies signalisiert Interesse und Kommunikationsfähigkeit. Ganz wichtig: Das Gegenüber bestimmt den Gesprächsablauf, er darf immer ausreden und seinen Satz ohne Zwischenworte beenden.

Dies ist eine neue ungewohnte Erfahrung für Jugendliche, damit sie sicherer werden, sollten sie ein Vorstellungsgespräch schon vorher einmal durchgespielt haben. In manchen Schulen gehört dies zum Lehrplan dazu. Wenn nicht, können die Lehrer angesprochen werden, ob es eine Möglichkeit gibt ein Bewerbungstraining durchzuführen oder Erkundigungen bei der Schulsozialarbeiterin oder im Jugendtreff eingeholt werden. Vielleicht hat ein Onkel einen kleinen Betrieb und verfügt über Erfahrung im Personalmanagement. Bitten Sie ihn so ein Gespräch durchzuführen.

Jugendliche bekommen einen Ausbildungsplatz, wenn sie gut vorbereitet auf das Vorstellungsgespräch sind.
Nur wer mit seinem Auftreten den Chef überzeugt, hat die Chance auf einen Ausbildungsplatz. Foto: ©iStockphoto.com/ Kuzma

Auf Fragen vorbereitet sein

Der (vielleicht) zukünftige Arbeitgeber will mehr über Ihr Kind erfahren und wird deshalb einige Fragen stellen. Diese sollte es nicht erst spontan während des Gesprächs beantworten, sondern im Vorfeld schon die Antwort parat haben. Es wird ganz bestimmt gefragt, was seine Stärken sind. Bereitet sich der Jugendliche nicht vor, wird er lange überlegen müssen. Der Sohn wird abwägen, ob er in seinem Fussballverein besonders teamfähig ist, ob er nur wegen seiner Begeisterung fürs Computerschrauben besonders technisch begabt ist oder ob Spülmaschine ausräumen als fleissig ausgelegt werden kann.

Dieses Resümieren braucht Zeit. Sekunden, die sein Gesprächspartner als unvorbereitet und unentschlossen deutet. Wenn er stattdessen ruhig und selbstbewusst erklären kann: «Meine Stärken liegen im sprachlichen und kommunikativen Bereich. Ich lese seit meiner Kindheit sehr viel und habe deshalb einen grossen Wortschatz. Weil ich in der Theatergruppe bin, habe ich keine Probleme vor anderen zu sprechen oder auf meine Mitmenschen zuzugehen. Ich war schon immer offen und interessiert und habe gerne Menschen um mich rum.» Hat er einen positiven Eindruck hinterlassen. Natürlich sollten seine Stärken zum Beruf passen. Wenn er sich als Goldschmied bewirbt und von ihm Fingerfertigkeit und ruhiges Arbeiten erwartet wird, wäre es unpassend zu sagen: «Meine Stärke liegt im Anpacken. Ich habe Power und muss mich körperlich austoben können, sonst werde ich hippelig. Ich kann Arbeiten wie ein Bär und bin am liebsten den ganzen Tag draussen.»

Er soll sich am besten eine Woche vor dem Termin passende Antworten zu den gängigsten Fragen überlegen. Es kann helfen Familienmitglieder oder Freunde um Rat zu fragen. Sie kennen ihn und können so mitteilen, wie sie ihn erleben und worin sie seine Stärken und Schwächen sehen.

Wichtige Fragen sind:

  • Welche Vorkenntnisse/Erfahrungen haben Sie in dieser Branche gesammelt?
  • Warum haben Sie sich gerade bei uns beworben? Wie sind Sie auf uns aufmerksam geworden?
  • Welche Stärken/Voraussetzungen/Basics bringen Sie für diesen Beruf mit?
  • Warum sind Ihre Noten im Fach xy so schlecht?
  • Haben Sie sich noch in anderen Betrieben beworben? Haben Sie sich auch in anderen Berufen beworben? Wie passen diese beiden Berufe zusammen?
  • Im Anschluss hat der Jugendliche die Möglichkeit dem Chef Fragen zu stellen. Überlegt werden sollten zwei, drei sinnvolle, aussagekräftige Fragen. Dies zeugt von Interesse und Engagement.

 

Pünktlich zum Vorstellungsgespräch kommen

Was sonst noch wichtig ist: Pünktlichkeit, Pünktlichkeit, Pünktlichkeit! Fünf Minuten Verspätung sind im Privaten banal, aber beim Vorstellungsgespräch bereits eine Katastrophe. Dies wird automatisch schlecht bewertet, Ihr Kind ist zudem verunsichert und kommt gehetzt an. Dies ist kein guter Start für den Beginn seiner beruflichen Laufbahn. Erkundigen Sie sich vorher gemeinsam, wo sich der Betrieb befindet. Ausserdem sollte ein Zeitpuffer eingeplant werden, denn die Bahn kommt zu spät, das Büro wird nicht auf Anhieb gefunden oder Ihr Kind muss aus Nervosität vorher noch auf Toilette. Und ganz wichtig: Handy ausschalten! Es kommt nicht gut, wenn der Bewerber seriös rüberkommen möchte und mitten im Gespräch schallt der neue, witzige Furzklingelton aus seinem Gerät. Eine Mappe mit den wichtigsten Unterlagen muss mitgeführt werden: das neuste Zeugnis oder eine neue Bescheinigung über das ehrenamtliche Engagement in der Theater-AG, die Praktikumsbescheinigung.

Alles rund um das Vorstellungsgespräch: Links und Buch-Tipps

  • Duden Praxis - Das erfolgreiche Vorstellungsgespräch von Angelika Rodatus
  • Training Vorstellungsgespräch: Vorbereitung - Fragen und Antworten - Körpersprache und Rhetorik von Jürgen Hesse
  • www.berufsberatung.ch: Fragenraster zum Vorstellungsgespräch

 

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