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Kinderbetreuung: Tipps für Grosseltern

Ohne Grosi hätten einige Familien ein Problem. Würden Oma und Opa ihre Kinder nicht betreuen, müssten Eltern auf ihren Job verzichten oder wären auf Kinderkrippen angewiesen. Viele Grosseltern passen regelmässig auf ihre Enkelkinder auf. Was Senioren dabei wissen sollten, erfahren Sie hier.

Viele Grosseltern unterstützen ihre Kinder bei der Kinderbetreuung.
Viele Grosseltern betreuen regelmässig ihre Enkelkinder. Foto: iStock, Thinkstock

Mehr als die Hälfte der Eltern, die ihre Sprösslinge regelmässig von anderen betreuen lassen, greifen gemäss Bundesamt für Statistik auf Grossmütter zurück. In anderen Zahlen ausgedrückt heisst das in etwa so: Grosseltern betreuen Kleinkinder, unentgeltlich und insgesamt während 100 Millionen Stunden pro Jahr. Das entspricht ungefähr einer Arbeitsleistung von 2 Milliarden Franken. So steht es im «Generationenbericht Schweiz» aus dem Jahr 2008. In vielen Orten schliessen die Grosseltern die Betreuungslücken und unterstützen die berufstätigen Eltern.

Grosseltern sind neben den Eltern die wichtigsten Bezugspersonen für Kinder. Oft sind Oma und Opa der einzige Kontakt der Kinder zur älteren Generation. «Ich kann bestätigen, dass eine gute Beziehung zu den Grosseltern das Verhältnis zwischen Jung und Alt generell verbessert», sagte Soziologe Francois Höpflinger in einem Zeit-Online Interview.

Grossmütter und Grossväter nehmen sich häufig extra viel Zeit für den Nachwuchs. Das wissen Enkelkinder zu schätzen. Sie haben jemanden, der ihnen zuhört und ihnen seine volle Aufmerksamkeit schenkt. Viele Grossväter verbringen gar mehr Zeit mit ihren Enkelkindern als sie mit den eigenen Kindern verbracht haben. Denn als die klein waren, mussten sie arbeiten.

Mithilfe von Oma und Opa lernen die Kleinen, dass es andere Lebensauffassungen gibt und es früher anders war. So erweitern sie ihr Bewusstsein. Enkel und Enkelinnen lernen Bräuche und Familientraditionen.

Auch für Grosseltern ist die Beziehung ein grosser Gewinn. Sie werden an ihre eigene Jugend erinnert. Wenn sie aktiv mit den Enkeln etwas unternehmen, bleiben sie fit und gesund. Sie können sich auf den neuesten Stand der Technik bringen lassen und bleiben so immer geistig fit, auch im fortgeschrittenen Alter.

Grossmütter und Grossväter tragen für ihre Enkel keine Verantwortung in der Erziehung. Sie können daher viel gelassener sein und die Kleinen auch einmal verwöhnen. Trotzdem sollten Sie sich an die Erziehungsregeln der Eltern halten. Ihre Lebenserfahrung geben Grosseltern an die Sprösslinge weiter.

Damit in der Beziehung zu Ihren Enkeln nicht viel schief geht, sollten Sie sich an einige Regeln halten. Tipps dazu finden Sie im Folgenden.

Grosseltern nehmen sich viel Zeit für die Betreuung ihrer Enkel-Kinder.
Enkelkinder schätzen die gemeinsame Zeit mit den Grosseltern. Foto: ©iStockphoto.com/BanksPhotos

Seien Sie für Ihr Enkelkind da. Nehmen Sie sich die Zeit, hören Sie ihm zu. Verwöhnen Sie es auch ein bisschen. Aber übertreiben Sie es nicht. Ein Geschenk bei jedem Besuch ist zu viel. Sprechen Sie mit den Eltern ab, welche Geschenke angebracht sind.

«Die Großeltern sollen betreuen, aber nicht erziehen.» Dieser Rat des Soziologen Francois Höpflinger aus einem Zeit-Online Interview sollten Sie sich zu Herzen nehmen. Halten Sie sich aus der Erziehung der Kinder heraus. Natürlich darf und soll es bei Ihnen etwas lockerer als bei den Eltern zugehen, aber halten Sie sich an Regeln, die Ihnen Ihre Tochter oder Ihr Sohn mitgeteilt haben. Solange die Erziehungsstile von Eltern und Grosseltern nicht zu weit auseinander liegen, sollte es keine Probleme geben. Am besten einigen sich Eltern und Grosseltern über die grundlegenden Ziele der Erziehung, bevor es zu Konflikten kommt. Sie sollten zum Beispiel wissen, wann Ihr Enkelkind ins Bett gehen muss.

Haben Sie doch einmal das Gefühl, dass etwas in der Erziehung Ihrer Enkelkinder falsch läuft, dann suchen Sie das Gespräch mit Ihrem Sohn oder Ihrer Tochter. Formulieren Sie Ihre Sorgen, aber machen Sie ihnen keine Vorwürfe. Sind Ihre eigenen Kinder unsicher in der Erziehung, unterstützen Sie diese. Zeigen Sie, dass in Sachen Erziehung nicht so viel falsch gehen kann. Versuchen Sie, Ihre Kinder zu mehr Gelassenheit zu ermuntern.

Wohnt Ihr Enkelkind sehr weit weg und ist daher ein regelmässiger Kontakt nicht möglich, sollten Sie die neuen Medien nutzen. Sind Sie unsicher im Umgang damit, fragen Sie Ihre Enkel wie es funktioniert. Lernen Sie, E-Mails zu schreiben. Lassen Sie sich Videotelefonie erklären und wie eine SMS geschrieben werden kann. Rufen Sie Ihre Lieblinge an. Denn «entscheidend ist nicht nur, wie oft man sich sieht. Entscheidend ist vor allem, ob die Grosseltern im Herzen präsent sind», sagte Kinder- und Jugendpsychiaterin Maria Eva Reinholz aus Wiesbaden dem Hessischen Rundfunk.

Möchten Sie für Ihre Enkel Geld sparen, sollten Sie das mit Ihren Kindern absprechen.

Befinden sich die Eltern in Trennung oder Scheidung, sollten Sie für Ihr Enkelkind besonders stark da sein. Nehmen Sie aber nicht Partei für ein Elternteil. Kommt es aufgrund einer Scheidung dazu, dass Ihnen der Besuch Ihres Enkelkindes verwehrt wird, wenden Sie sich an Familienberatungsstellen. Rechtlich haben Sie zwar laut Familienrecht in ausserordentlichen Umständen Anspruch auf persönlichen Kontakt als Drittperson, wenn das dem Kindswohl dient. Aber bisher hat in der Schweiz noch niemand dieses Recht eingeklagt.

Buch-Tipps

  • «Das Großeltern-Buch -Der Ratgeber für eine ganz besondere Beziehung», Miriam Stoppard, Verlag Dorling Kindersley, 2008
  • «Hilfe, wir werden Grosseltern: Was man als Oma und Opa wissen muss» Roman Leuthner, Verlag Pendo, 2009
  • «Grosseltern-ABC», Christa Meves, Christiana-Verlag, 2008

Internet-Link

www.grosselterninitiative.ch: Zusammenschluss von Grosseltern, die nach einer Trennung oder Scheidung ihre Enkelkinder nicht mehr sehen dürfen.


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