Sport während des Lockdowns? «Zwei Bewegungspausen am Tag sind wichtig»
Keine Turnstunde, kein Fussballtraining, keine Meitliriege: Kinder müssen während des Lockdowns auf geführte Sportangebote verzichten. Welche Folgen das hat und wieso Eltern jetzt unbedingt für Bewegung im Alltag ihrer Kinder sorgen sollten, erklärt Jacqueline Perret, Professorin für Bewegung und Sport.
Wenn die Bewegung fehlt, fehlt ein wichtiger Puzzlestein in der Entwicklung des Kindes: Jacqueline Perret, Professorin und Fachleiterin für Bewegung und Sport an der Pädagogischen Hochschule St. Gallen, rät Eltern, jetzt, zu Zeiten des Lockdowns, Verantwortung zu übernehmen. «Fordern Sie Ihr Kind, motivieren und animieren Sie Ihr Kind täglich zu Sport», so ihr Rat. Denn: Ist der Körper in Bewegung, sind es auch alle anderen Entwicklungsbereiche.
Tägliche Bewegung ist entscheidend für das Wohlbefinden unserer Kinder.
Wenn es aber nun plötzlich an dieser körperlichen Aktivität fehlt, dann kommt die Entwicklung auch in vielen anderen Bereichen zum Stillstand. «Tägliche Bewegung ist entscheidend für das Wohlbefinden unserer Kinder», sagt die Expertin. Wer das Wohlbefinden und die ganzheitliche Entwicklung des Nachwuchs fördern will, der sollte also in den nächsten Wochen – und natürlich auch nach dem Lockdown – auf regelmässige sportliche Betätigung achten.
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Aber: Wie viel Sport braucht ein Kind denn nun? «Experten empfehlen, dass sich Kinder täglich mindestens eine Stunde bewegen», sagt Jacqueline Perret. Aktuell würde sie Eltern aber zu längeren Aktivphasen raten, da alle geführten Sport- und Bewegungsangebote aus dem Alltag der Kinder wegfallen. Über die Woche hinweg gesehen, fehlen so mehrere Stunden an Bewegung.
Achten Sie darum, dass der Nachwuchs täglich «seine Dosis» bekommt – vielleicht sogar zweimal. Denn idealerweise werden die Aktivphasen aufgeteilt. Perret empfiehlt im Minimum am Morgen und am Nachmittag zwei bewegte Pausen à je 30 Minuten. So kommt während des Lernens auch der Körper auf seine Kosten.
Für den Kreislauf und für die Kraft und Koordination
«Am besten bringen Sie in einer dieser Pausen den Kreislauf in Schwung und in der anderen machen Sie Übungen für Kraft und die Koordination», rät die Sportdozentin. Sie können also zum Beispiel am Morgen Fahrradfahren, eine kleine Laufrunde einlegen, Seilspringen oder Hüpfspiele ausprobieren. Am Nachmittag sind dann Kraft- und Koordinationsübungen dran: Liegestützen, Jonglieren lernen oder das Einüben von «Kunststücken» wie einen Kopfstand eignen sich super. Die Kinder brauchen Unterstützung und Begleitung. Ideen und Tipps für den Sport mit Kindern finden Sie hier.
Das "Wir" ist wichtig fürs Kind, wenn es um Bewegung geht.
Es reicht aber nicht, das Kind einfach zum Joggen oder zum Seilspringen zu schicken. «Kinder brauchen Anleitung», erklärt Perret. «Eltern sollten Anreize schaffen, das Kind herausfordern und als gutes Beispiel vorangehen.» Wer will, dass das Kind sich tatsächlich sportlich betätigt, macht also im besten Falle gleich selbst mit oder ist zumindest dabei, animiert und motiviert.
Machen Sie also doch einfach gemeinsam Sport: Wer schafft mehr Liegestützen? Wer ist schneller um den Block? Das macht nicht nur Spass, es verbindet auch. «Zusammen Sport zu machen, bietet Eltern und Kindern die Möglichkeit, sich auf einer neuen Ebene kennenzulernen», weiss Perret. Und ausserdem ist es eine tolle Gelegenheit, selbst in Bewegung zu bleiben oder in Bewegung zu kommen. Nutzen Sie die gemeinsame Zeit bewegt!

Jacqueline Perret ist Fachleiterin und Dozentin für Bewegung und Sport auf der Kindergarten- und Primarstufe an der Pädagogischen Hochschule St. Gallen. Die ausgebildete Sportlehrerin hat sich auf Kompetenzorientierten Sportunterricht und Frühkindliche Bewegungserziehung spezialisiert.