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Doppelbelastung: Eltern pflegen und Kinder betreuen

In der Mitte des Lebens haben viele Menschen das Gefühl, dass der Tag zu wenig Stunden hat. Wer allen Verpflichtungen des Alltags nachkommen will, gerät an seine Grenzen. Vor allem, wenn sich Eltern neben der Betreuung der Kinder auch noch um die Pflege der eigenen Eltern kümmern, damit diese nicht ins Altersheim müssen.

Die Pflege der eigenen Eltern erfordert viel Zeit, wenn man die Senioren nicht ins Altersheim oder Pflegheim geben will.
Viele Eltern kümmern sich nicht nur um die Betreuung der eigenen Kinder, sondern auch um die Pflege der eigenen Eltern. Foto: Creatas, Thinkstock

Viele Frauen wachen schon morgens mit einer To do Liste im Kopf auf: Duschen, Frühstück machen, Pausenbrote schmieren. Die vierjährige Tochter muss für den Kindergarten angezogen, der einjährige Sohn gewickelt und gestillt werden. Nichts Unvorhergesehenes darf dazwischenkommen, sonst gerät der ganze Zeitplan ins Wanken. Jedes Trödeln beim Anziehen, jeder umgestürzte Milchbecher, jeder Trotzanfall lässt die Uhr gnadenlos weiterlaufen und den Stress grösser werden.

Ist die Kleine dann rechtzeitig vor dem Morgenkreis in den Kindergarten gebracht worden, warten zu Hause Wäsche- und Bügelberge, vollgekrümelte Böden und Tische und die Zubereitung des Mittagessens. Zudem fordert das Baby sein Recht ein. Berufstätige Mütter und Väter müssen die Kleinsten vor der Arbeit noch schnell in die Kinderkrippe oder zur Tagesmutter bringen, bevor sie ins Büro hetzen. Am Nachmittag und Abend sind Eltern vor allem dann gefragt, wenn sie Teenagerkinder haben. Vokabeln abfragen und Fahrdienste zum Tennis- und Klavierunterricht stehen ganz oben auf der To-do-Liste.

In der Rushhour des Lebens müssen viele Dinge unter einen Hut gebracht werden: Die Kinder, der Beruf, die Eltern, welche von Jahr zu Jahr mehr Zuwendung und Unterstützung benötigen. Häufig kümmern sich Tochter oder Schwiegertochter vormittags um ihren Haushalt und die Kinder und mittags um die Pflege der Eltern. Steht vielleicht der Wocheneinkauf an, müssen die Fenster geputzt werden, ist genügend Bargeld da, sind die benötigten Medikamente abgeholt? Das sind Tätigkeiten, die im Alter irgendwann zu anstrengend werden und bei denen sich die Eltern nur zu gerne helfen lassen.

Auch wenn die Eltern nicht pflegebedürftig sind, ist oft deren Beweglichkeit eingeschränkt. Oder sie hören und sehen so schlecht, dass sie nicht mehr so mit ihrer Umwelt kommunizieren können, wie sie es früher gewohnt waren. Gerade dann freuen sie sich aber umso mehr, wenn ihre Kinder und Enkelkinder regelmässig zu Besuch kommen. Ganz egal, ob nun zusammen gekocht und Mittag gegessen oder «Mensch ärgere dich nicht» gespielt wird – wichtig ist, dass die Alten merken, man kümmert sich gerne um sie.

Viele Senioren müssen sich helfen lassen. Oft kümmern sich die eigenen Kinder um die Pflege der Eltern.
Senioren freuen sich, wenn sie von den eigenen Kindern gepflegt werden.

Sobald ein Elternteil eine Rundum-Pflege braucht, sind die erwachsenen Kinder noch mehr gefordert. Diese kann eigentlich nur jemand leisten, der nicht beruflich eingebunden ist. Auch mit kleinen Kindern ist das ein Balanceakt, der nur eine bestimmte Zeit gut gehen kann. Wer Kinder und einen Beruf hat, ganz gleich, ob er selbstständig oder angestellt ist, ist in ein zeitliches Korsett eingespannt, das regelmässige Besuche bei den Eltern nur bedingt zulässt.

Wenn Sie merken, dass Ihnen alles über den Kopf wächst, sollten Sie nicht zögern und sich professionelle Hilfe holen. Ein Pflegedienst wie ihn der Spitex Verband anbietet ist eine Entlastung, für die Sie sich nicht schämen brauchen. Dieser kommt, um die Oma oder den Opa zu waschen, anzuziehen und medizinisch zu versorgen. Wenn Ihre Eltern damit einverstanden sind, ist auch eine Unterbringung im Altersheim oder im Pflegeheim nicht die schlechteste Lösung. Allerdings sollten Sie auf jeden Fall darauf achten, dass dort nicht Gewinnmaximierung, sondern Nächstenliebe an erster Stelle steht.

Wenn Sie sich für die häusliche Pflege und Betreuung entscheiden, ist es sinnvoll, die Sorge um die Eltern auf mehreren Schultern zu verteilen. Im Idealfall kümmert sich eine Schwester um das pflegebedürftige Elternteil, die andere übernimmt den Haushalt und der Bruder erledigt die Einkäufe und fährt die Eltern zum Arzt. Dass das nicht immer ganz so reibungslos funktioniert, schon weil in der Regel nicht alle Geschwister vor Ort sind, wissen alle Familien, die dieses Modell bereits ausprobiert haben. Aber einen Versuch ist es auf jeden Fall wert.

Auch mal Abschalten

Den Spagat zwischen Kinderbetreuung und Pflege der Eltern kann nur schaffen, wer sich regelmässig eine Auszeit nimmt. Gönnen Sie sich auch mal Zeit für sich. Das kann ein Nachmittag im Schwimmbad sein oder ein Einkaufsbummel mit der besten Freundin. Oder einfach eine Stunde, die Sie mit ihrem Lieblingsbuch im Liegestuhl verbringen. Wenn Sie gleichzeitig Ihrer Ehe etwas Gutes tun wollen, buchen Sie am besten einen Städtetrip übers Wochenende oder einen Kurzurlaub in den Bergen. Wichtig ist, dass Sie es sich zu zweit alleine gut gehen lassen und ein bisschen Abstand zum Alltag bekommen. Nur so können Sie danach wieder ausgeruht und gutgelaunt für Ihre Lieben da sein.

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