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Wie Sie Kinder für Sport und Fitness motivieren

Internet, Fernseher und Spielkonsole ziehen Kinder in ihren Bann. Dennoch haben Eltern viele Möglichkeiten ihren Nachwuchs von der Couch zu locken. Hier gibt es Tipps für den Sport und die Fitness Ihrer Kinder.

Viele Jungen können sich für Fussball begeistern, weil es ein schneller Sport ist.
Turnen kann Kindern viel Spass bereiten. Foto: iStock, Brian McEntire, Thinkstock

Fitness ist wichtig. Doch wie begeistere ich mein Kind für Sport? Für die meisten sportlichen Eltern stellt sich diese Frage nicht. Ihre Kinder haben Bewegung und körperliche Aktivität quasi schon mit der Muttermilch aufgesogen.

Die 30-jährige Susanne war über 15 Jahre begeisterte Leichtathletin und ist seit ihrer Jugend im Volleyballverein aktiv. Bewegung ist für sie lebenswichtig, ein elementarer Baustein in ihrem Leben. Die Zeit für Sport ist fest in ihrem Alltag verankert. Montag ist Volleyballtraining, Dienstag und Donnerstag steht die 8 Kilometer lange Joggingtour auf dem Plan. Lukas, ihr fünfjähriger Sohn, kennt nichts anderes. Im Kleinkindalter begleitete er seine Mama im Babyjogger, einem Kinderwagen mit grossen Rädern, den Eltern während des Joggens schieben können. Seit einem Jahr fährt er die Route mit dem Fahrrad mit.

Auch die Unternehmungen der dreiköpfigen Familie am Wochenende sind auf Sport ausgelegt: Inlineskaten, Eislaufen im Winter, Radfahren oder Schwimmen. Kein Wunder, dass Lukas schon Mitglied im Kinderkarate und in der Bambinigruppe der örtlichen Fussballmannschaft ist. Dieses Kind muss nicht für Sport begeistert werden, Sport ist für ihn selbstverständlich.

Aber nicht alle Menschen sind so bewegungsfreudig wie Susanne. Nathalie ist eine davon. «Sport war noch nie besonders wichtig für mich», erzählt die junge Mutter. Die Eltern meldeten sie zum Skifahren an oder zum Geräteturnen. «Doch Freude hat mir das keine bereitet.» Statt Sport steht am Wochenende oder in den Ferien Geselligkeit und Kommunikation auf dem Plan. Die Familie trifft sich regelmässig mit Freunden, veranstaltet Grillpartys oder Spieleabende. Die kleine Tochter kommt nur beim wöchentlichen Turnen im Kindergarten mit Sport in Kontakt.

Ein Kind in allen Bereichen gleich zu fördern, ist ein unmögliches Unterfangen. Eine lesefreudige Mutter wird mit ihrem Kind Stunden in der Bücherei oder in Buchhandlungen verbringen. Sie wird ihre Lieblingsbücher aus der Kindheit vorlesen. Sie gibt ihren Zeitvertreib an die eigenen Kinder weiter. Vielleicht spielt sie kein Instrument und der Nachwuchs wächst unmusikalisch auf.

Das ist alles kein Beinbruch, irgendwann werden die Kinder ihre eigene Passion und ihr eigenes Hobby finden. Dies hängt mit Begabung, Interesse, Förderung und Möglichkeit zusammen. Allerdings ist Bewegung ein wesentlicher Gesundheitsfaktor. Kinder, die sich nicht bewegen und ihre Kindheit auf dem Sofa «absitzen», haben ein wesentlich grösseres Manko als Kinder, die von den Eltern nicht musikalisch gefördert werden. Sport ist wichtig, er wirkt ausgleichend, vermittelt Erfolgserlebnisse und stärkt das Selbstbewusstsein der Kinder. Ausserdem wird Bewegungsmangel und Übergewicht vorgebeugt. Kinder entwickeln durch Sport ein besseres Körpergefühl und schulen ihre Koordination.

Tipps von sportmuffeligen Eltern

Petra, 28 Jahre

«Ich war als Kind grosser Fan von Anja Fichtel, der erfolgreichen Fechterin. Diese Sportart wollte ich unbedingt lernen. Meine Eltern wollten aber nicht wöchentlich in das Training fahren. Das finde ich bis heute sehr schade, denn für eine andere Sportart konnte ich mich nicht motivieren. Deshalb gewähre ich meiner Tochter auch ein eher aussergewöhnliches Hobby: Sie voltigiert. Ich fahre sie zweimal wöchentlich ins Training, aber das ist es mir wert.»

Maria, 34 Jahre

«Mein Mann und ich sind keine Bewegungsfanatiker. Diese Eigenschaft finden wir beide nicht besonders toll. Deshalb haben wir beschlossen die natürliche Bewegungsfreude unserer vierjährigen Zwillinge zu fördern. Einmal in der Woche suchen wir uns eine Aktivität aus. Im Sommer gehen wir oft Schwimmen, machen eine kleine Bergtour oder leihen uns am Bootsverleih ein Kanu. Im Winter Eislaufen oder Schlitteln. Aber wir waren auch schon beim Schnupperklettern in der Halle. Wir sind beide berufstätig und haben leider keine Zeit, die Kinder regelmässig in einen Kindersportverein zu bringen. Aber durch die Familienaktivitäten hoffen wir dies auszugleichen.»

Thorsten, 36

«Ich halte ehrlich gesagt nichts von Judokursen, Ballettunterricht und Sonstigem. Ich bin der Meinung, erst wenn Kinder selbstständig genug sind, um die Hin- und Rückfahrt organisieren zu können, sollten sie in einem Verein aktiv werden. Unser Sohn spielt auf dem Bolzplatz Fussball, spielt mit den Nachbarskindern Verstecken oder Streethockey. So kann er sich auch körperlich austoben. Nicht alles muss von den Eltern organisiert und koordiniert werden.»

Tipps vom Experten

Stefan Cohn ist Diplom-Sportlehrer und Psychomotorik-Therapeut.

«Man sollte Kinder nicht auf eine Sportart festnageln. Kinder sollen sich orientieren und nicht spezialisieren. Wenn ein Kind schon sehr früh eine bestimmte Sportart ausübt, steht oft die Leistungssteigerung im Vordergrund. Gerade in den ersten sechs Lebensjahren soll die Freude an Bewegung angeregt werden. Dies gelingt am besten spielerisch: Das Spiel ist der Zugang zur Bewegung. In Spielsportgruppen können sich Kinder an verschiedenen Stationen ausprobieren: Mal wird geklettert, gerannt, ein Mannschaftsspiel ausprobiert,…Kinder lernen dabei zu hüpfen, sich zu wälzen, das Gleichgewicht zu halten, usw. Dies sind Bewegungsgrundlagen, die ein Kind entwickeln soll, bevor es die technischen Grundlagen bestimmter Sportarten kennenlernt.

Als konkrete Bewegungsangebote mit Anderen bieten sich freie Spielgruppen oder Waldgruppen an. Hier stehen Spiel und Spass im Vordergrund. Die Kinder begreifen: Leben ist Bewegung. Wenn der Druck und Leistungsgedanke beiseite geschoben werden, stehen die Chancen gut, dass der Nachwuchs eine gesunde Lebensform annimmt und Lust und Freude für Bewegung empfindet.

Das beste Alter zum Erlernen einer speziellen Sportart ist das achte Lebensjahr. Das Kind soll aus Eigenmotivation diese Sportart ausüben und nicht dazu gedrängt werden.»

Ballet

… ist nach wie vor ein beliebter Mädchensport. Er eignet sich für Kinder ab der Vorschule. Gefördert werden Geduld, Konzentration und Ehrgeiz. Der Sport bietet wenig Freiraum, da Choreographien vorgeschrieben sind. Zum Austoben und Spass haben in der Gruppe ist Ballet eher nicht geeignet.

Fussball

… ist der Klassiker für Buben. Sobald diese in der Lage sind, drei Schritte gerade aus zu gehen, zieht es sie zum Ball. Fussballvereine gibt es so gut wie in jedem Dorf, der Nachwuchs wird intensiv gefördert. Meist starten die Kleinsten mit fünf oder sechs Jahren. Fussballtraining fördert die Ausdauer, das Ballgefühl und das Einfügen in eine Gruppe. Fussball ist ein zeitintensiver Sport: Training unter der Woche und Spiele am Wochenende. Aber bei vielen begeisterten Amateursportlern ist dieser Sport keine Eintagsfliege, sie sind oft bis ins hohe Erwachsenenalter aktiv. Zunehmend gibt es auch immer mehr Mädchengruppen.

Tennis

… eignet sich für Kinder, die in den Mannschaftssportarten untergehen. Denn Tennis ist ein Einzelsport. Damit Ansätze eines guten Spiels erkennbar sind, muss mindestens zweimal wöchentlich trainiert werden. Ausserdem ist Tennis etwas teurer als andere Sportarten. Mit Tennisstunden, Ausrüstung und Mitgliedsbeitrag müssen Eltern bis zu 65 CHF monatlich investieren.

Turnen

…ist als Alternative für Ballet geeignet. Das Training ist nicht ganz so starr. Spiel und Spass stehen bei den Jüngeren im Vordergrund. Die Kinder werden an den Sport herangeführt, bewegen sich und lernen das Verhalten in der Gruppe. In manchen Vereinen wird Mutter und Kind Turnen angeboten oder auch Vorschulturnen. Weitere Gruppen folgen nach dem Alter.

Kampfsportarten

… erfreuen sich bei vielen Kindern grosser Beliebtheit. Judo, Karate, Taekwondo sollten an jüngere Kinder zunächst spielerisch vermittelt werden. Ein grosser Pluspunkt dieses Sports ist die Steigerung des Selbstbewusstseins und der Körperwahrnehmung. Achten Sie bei der Auswahl der Kampfsportschule auf ein gutes pädagogisches Geschick des Trainers. Falls das Kind schon Schwierigkeiten innerhalb einer Gruppe hat oder ein enormes Selbstbewusstsein hat, wäre ein Mannschaftssport wie Hand- oder Fussball besser geeignet.

Reiten

… ist der Traum vieler Mädchen. Als Einstieg bieten sich Reiterferien an. Hier werden den Kindern die Grundlagen vermittelt. Sie kommen mit Pferden in Kontakt und können feststellen, ob dieser Sport überhaupt das Richtige für sie ist. Ist dies der Fall, sollte in Wohnortnähe ein Pferdehof oder ein Reitverein ausfindig gemacht werden. Eine weitere Möglichkeit sind Reitbeteiligungen.

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