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Wie umgehen mit den Bildern unserer Kinder?

Wie sollen Eltern am besten auf die selbst gemachten Bilder, Zeichnungen und Figuren der Kinder reagieren? Was erwarten und was brauchen die stolzen «Künstler»? Der Kinder-Pädagoge Leo Lalkaka gibt Tipps und zeigt, wie Eltern am besten mit den «Kunstwerken» der Sprösslinge umgehen.

Kinder basteln und malen gern und wollen dafür auch Lob, selbst wenn es nicht so schön ausschaut.
Kinder erwarten Wertschätzung ihrer «Kunstwerke», geben wir sie ihnen! Foto: iStock, atikinka2, Thinkstock

«Hallo Max mein Schatz»
«Mamma schau schnell, was ich heute alles gemacht habe!»

Max zeigt Zeichnungen, Tonfiguren, Schmuck und Schwerter und sogar noch kleine Geschenke für den Bruder. Und er strahlt vor Stolz.

Du liebe Zeit - geht es wohl den meisten Eltern nun durch den Kopf -, wohin soll ich mit dem ganzen Zeugs???

Max voller Freude, mit offenen Ohren für Komplimente und entschlossen, restlos alles mit nach Hause zu nehmen, wartet auf eine helfende Hand. Und genau die soll er nun auch bekommen.

Was Max an dieser Stelle zu Recht erwartet, ist Wertschätzung.

Wie das Wort Wertschätzung seine Bedeutung schon in sich trägt, sollen wir den Wert einer Sache, eines vom eigenen Kind gefertigten Objektes schätzen und uns der Hingabe und Zeit, welche das Kind für seine Arbeit gebraucht hat, bewusst werden. Oft stecken in den Werken der Kinder wirklich Stunden dahinter oder sogar Tage.

Zeigen Sie also echtes Interesse für alles was gezeigt wird und für alles, was mit nach Hause kommen soll. Klar ist, dass Sie im Moment nicht immer die Zeit und Aufmerksamkeit dafür aufbringen können. Doch es ist auf jeden Fall wichtig, dem Kind zu sagen, dass Sie alles, wenn nicht jetzt dann zuhause anschauen werden und dass Sie dies dann auch wirklich tun.

Und so sind wir gleich beim nächsten Schritt. Sind Sie einmal zuhause, können Sie eine kleine Auslegeordnung machen und mit dem Kind zusammen entscheiden, was wohin kommen soll. In dieser Art und Weise treten wir in einen Dialog mit unseren Kindern über das, was sie gemacht haben und über das, was ihnen oft so viel bedeutet. In diesem Dialog eröffnen sich oft geheimnisvolle Türen, durch welche wir die Welt der Kinder von einem anderen Standpunk aus sehen können. Lassen wir uns also über die Kunstwerke der Kinder auf deren Welt ein, bekommen wir Eltern die Chance, unser Kind ganzheitlicher verstehen zu können und unsere Beziehungsstruktur zu ihnen zu festigen und zu erweitern.

An dieser Stelle möchte ich gerne weitere praktische Tipps geben, wie man mit den verschiedenen Werken der Kinder umgehen kann.

Tipps und Tricks

  1. Wir führen eine Zeichnungsmappe ein, in welcher die Bilder und Zeichnungen der Kinder gut Platz haben. Auch A3 – Formate sollten gut da rein passen. Auf die Rückseite der Zeichnungen und der Bilder können das Datum und auch Stichworte geschrieben werden, welche in der Besprechung mit dem Kind aufgetreten sind.
  2. Im Zimmer des Kindes kann man mit einfachem Material ein Gestell einrichten, welches Platz bietet für die verschiedensten seiner Werke. Ist das Gestell voll und es kommen immer mehr Sachen, dann hat man mit dem Kind diesen vordefinierten Platz und kann dann besprechen, was entfernt werden soll damit Platz für Neues da ist.
  3. Wir können von Zeichnungen und Bildern und Kunstwerken aller Art auch Fotos machen und diese dann leicht im Computer abspeichern. – Übrigens in meinen Augen eine sehr sinnvolle Art und Weise dem Kind auch gleich den Computer nahe zu bringen und die Handhabung dieses heute alltäglichen Arbeitsinstrumentes auf kreative und bezugsnahe Art und Weise zu vermitteln. Der Computer bietet auch eine gute Möglichkeit, Bilder und andere Kunstwerke der Kinder zu kombinieren und weiter zu bearbeiten.
    Vielleicht hat man mal Lust, eine Postkarte aus einem Kunstwerk zu machen, oder aus mehreren einen Kalender, welcher dann zu Weihnachten den lieben Bekannten geschenkt werden kann. Die Fotografie im Zusammenhang mit der Bildbearbeitung bietet uns fantastische und für die Kinder sehr anregende Möglichkeiten.
  4. Man organisiert eine Ausstellung aller Werke der Kinder, lädt Bekannte und Verwandte dazu ein – eine spassige Sache, die vielleicht manch eine Künstlerlaufbahn beschleunigt…
  5. Man bespricht mit dem Kind auch mal, ob etwas weggeworfen werden soll. Eventuell kann man ein Erinnerungsfoto von dem Objekt machen und/oder auch ein kleines Ritual daraus bilden, in dem man die Sachen einem Feuer übergibt und schaut, wie diese sich durch die Kraft des Feuers transformieren.

 

In diesem Sinne sind auch im Umgang mit den Werken der Kinder keine Grenzen gesetzt. Die wertschätzende Haltung und der bewusste Umgang kann ein Ansatz zur bewussten, kreativen Förderung der Kunst werden und das Kind somit in seinem Selbstvertrauen zur eigenen Kreativität massgeblich beeinflussen.

Text: Leo Lalkaka Der Autor ist Kunst- und Ausdruckstherapeut MA, war als pädagogischer Leiter und Kindergartenlehrkraft in Zürich tätig und eröffnete kürzlich die Kinderkrippe Müsliburg in Affoltern.

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