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Familie und Beruf vereinbaren: So geht es leichter

Familie, Beruf und Haushalt unter einen Hut zu bekommen, ist nicht immer leicht. Daniel Huber, ehemaliger Geschäftsführer der schweizerischen «Fachstelle UND Familien- und Erwerbsarbeit für Männer und Frauen», macht Eltern Mut, individuelle Lösungen zu suchen.

Für Eltern ist es oft schwierig, Karriere und Familie unter einen Hut zu bringen.
Für Eltern ist es oft schwierig, Karriere und Familie unter einen Hut zu bringen, auch in der Planung und Koordination. Foto: Priscilla Du Preez, Unsplash

Herr Huber, vor allem Frauen fühlen sich von Familie, Beruf und Haushalt oft überlastet. Warum ist das so?

Daniel Huber: Frauen erledigen auch heute noch den Hauptteil der Arbeit zu Hause. Daher fühlen sie sich eher überlastet, wenn sie erwerbstätig sind. Doch auch Männer kennen das Gefühl, durch Familie und Beruf überfordert zu sein. Viele wären gerne zu Hause präsenter– und haben ein schlechtes Gewissen, wenn sie es nicht schaffen.

Wenn so viele Eltern Familie, Beruf und Haushalt stresst, liegt die Vermutung nahe, dass sich die Lebensbereiche gar nicht miteinander vereinbaren lassen….

Doch, Familie, Haushalt und Beruf lassen sich miteinander vereinbaren. Viele Paare machen es vor. Allerdings geht es manchmal ein bisschen besser und manchmal ein bisschen schlechter. Es gibt Lösungen, aber nicht immer ultimative Lösungen. Der Alltag muss ständig neuen Anforderungen angepasst werden.

Dann lautet Ihr erster Tipp: Weg vom Perfektionismus?

Ja, das kann für manche Paare ein erster Schritt sein. Die meisten wünschen sich ausreichend Zeit für die Kinder, für den Job, für die Küche, für die Hobbys. Doch niemand kann Karriere machen, für das Kind immer Zeit haben, die Partnerschaft pflegen und am Wochenende den Gästen gelassen ein Drei-Gänge-Menü servieren. Die vorhandene Zeit lässt sich nicht strecken. Da müssen der Mann, die Frau oder beide irgendwo abspecken.

Wo lässt sich Zeit sparen?

Dafür gibt es keine Pauschallösungen. Jedes Paar hat eigene Wünsche und Wertvorstellungen und wird von anderen Notwendigkeiten bestimmt, die es zu berücksichtigen gilt. Manche Paare können es sich nicht leisten, weniger erwerbstätig zu sein, andere wollen es nicht. Während die einen ihre Kinder nicht ganztags betreuen lassen möchten, finden andere genau das sinnvoll.

Wie lassen sich individuelle Lösungen finden?

Sich regelmässig miteinander auszutauschen, ist am allerwichtigsten. Genau daran hapert es aber bei vielen Paaren, die eine Familie gegründet haben. Sieben Tage in der Woche 24 Stunden lang ein Kind zu betreuen, ist eine bedeutungsvolle und zeitintensive Aufgabe, die geplant sein muss. Ist sie nicht oder nur schlecht vorbereitet, fallen die Eltern in althergebrachte Rollen, die sie gar nicht gewollt haben.

Was sind wichtige Aspekte, die Eltern untereinander klären sollten?

Wichtig sind Fragen wie: Wieviel Geld brauchen wir mindestens zum Leben? Wie kann es verdient werden? Wer macht, wie lange Babypause? Wer möchte wieviel Zeit in den Job investieren? Wieviel Hilfe für Kinderbetreuung oder Haushalt können wir finanzieren? Für wen ist zu welchem Zeitpunkt welcher berufliche Entwicklungsschritt wichtig? Wieviel Zeit wollen wir mit unseren Kindern verbringen? Wie lässt sich innerhalb dieser Rahmenbedingungen die Hausarbeit sinnvoll aufteilen? Nicht immer muss direkt ein Gesamtpaket an Lösungen gefunden werden. Oft können schon kleine Veränderungen den Alltag entlasten.

Individuelle Lösungen lassen sich auf diese Weise nur finden, wenn beide Partner kommunikativ sind…

Ja. Wenn ein Paar sich an einen Tisch setzt, sollte es sich sehr partnerschaftlich verhalten. Die Wünsche des anderen gilt es ernst zu nehmen – sonst lassen sich keine zufriedenstellenden Lösungen finden.

Oft haben Frauen das Gefühl, dass ihre Männer sich im Haushalt wenig partnerschaftlich verhalten…

Immer wieder kommen Paare mit genau diesem Problem zu uns. Hilfreich kann es sein, eine Zeitlang Buch zu führen, um herauszufinden, wie viele Stunden die Hausarbeit in der Woche verschlingt und wer wie viel Zeit mit ihr verbringt. Aufgrund dieser Zahlen lässt sich diskutieren, wie die Hausarbeit effizienter verteilt werden kann. Möglicherweise lassen sich bestimmte Bereiche der Hausarbeit eine Zeitlang vernachlässigen. Gut, wenn klar formuliert wird: Du bist morgens dafür zuständig, die Kinder zu wecken, sie anzuziehen und die Betten zu machen. Meine Aufgabe ist es, das Frühstück und die Znüniboxen vorzubereiten.

Viele Väter möchten mehr Zeit mit den Kindern verbringen, sie am Abend ins Bett bringen oder am Wochenende mit ihnen spielen. Das würde die Mütter entlasten. Doch sind die Kinder noch klein, ergibt sich oft das Problem, dass sie die Mütter vorziehen.

Eine Lösung von vielen anderen möglichen Lösungen könnte lauten: An jedem Wochenende verbringt der Vater komplett einen Tag mit den Kindern. Das heisst konkret, dass er das Frühstück bereitet, den Einkauf besorgt, das Mittagessen kocht und den Abwasch macht, mit den Kindern in den Zoo geht oder die Grosseltern besucht, die Kinder abends ins Bett bringt.

Bei so viel Planung wird die Familie leicht zum Unternehmen. Wo bleibt die Partnerschaft?

Auch dafür gibt es viele verschiedene Ideen: Einmal pro Woche gemeinsam auszugehen oder zu Hause füreinander da zu sein, ist nur eine davon. Die Zeit, die wir für jemanden finden, hat viel damit zu tun, wie viel Wert wir ihm beimessen.

Weiterführende Informationen zum Thema Vereinbarkeit

 

Daniel Huber ist Geschäftsführer der schweizerischen Fachstelle «UND Familien- und Erwerbsarbeit für Männer und Frauen».

Daniel Huber ist ehemaliger Geschäftsführer der schweizerischen Fachstelle «UND Familien- und Erwerbsarbeit für Männer und Frauen». Die Fachstelle berät Männer und Frauen bei ihrer privaten und beruflichen Alltagsorganisation, hilft bei der Umsetzung einer partnerschaftlichen Arbeitsteilung und ist Ansprechpartner in Fragen beruflicher Weiterentwicklung. Gleichzeitig unterstützt sie Betriebe, die bessere Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf schaffen wollen.

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