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Gute Hörbücher fördern Kinder

Nicht alle Kinder lesen gerne, doch spannende Hörbücher begeistern fast alle. Die vertonten Bücher haben viele Vorteile, aber auch einige Nachteile. Warum Hörbücher dennoch eine gute Ergänzung sind, aber das Lesen und Vorlesen nicht ersetzen können.

Hörbücher und Hörspiele sind sehr beliebt bei kleinen Kindern.
Kasperlitheater, Bibi Blocksberg & Co: Hörbücher sind bei Kindern sehr beliebt. Foto: Polka Dot, Thinkstock

Wenn Katrin malt, hört sie Geschichten über Bibi Blocksberg. Und wenn sie im Kinderzimmer hin und her schaukelt, lauscht sie den Abenteuern von Pippi Langstrumpf. Katrin hat eine ganze Schublade voller Hörbücher und Hörspiele. Seit Wochen schiebt sie eine CD nach der anderen in ihre Stereoanlage. Bücher lässt die Achtjährige dagegen links liegen. Die Mutter macht sich Sorgen: «Purzeln nicht zu viele Geschichten durch Katrins Kopf?» fragt sie sich. «Und wäre es nicht besser, das Kind würde nicht nur Geschichten hören, sondern auch aktiv lesen?»

Keine Frage: Hörbücher und Hörspiele sind bei Kindern sehr beliebt. Nach dem Fernsehen sind Audio-Books die von Kindern am zweithäufigsten genutzten Medien: 68 Prozent hören sie in ihrer Freizeit, bei den Fünf- bis Neunjährigen sind es sogar 88 Prozent. Das ergab eine Studie des Börsenvereins für den deutschen Buchhandel. Im Jahr 2011 beläuft sich der Umsatz des Hörbuch-Marktes im deutschsprachigen Raum auf rund 20 Millionen Euro, also rund 24,5 Millionen Schweizer Franken. «Der Anteil der Audio-Books für Kinder beträgt 35 Prozent», weiss Yvonne de Andrés, eine der Sprecherinnen des Arbeitskreises «Hörbuchverlage» des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels.

Die Vorteile von Hörbüchern für Kinder

Hörbücher fördern frühkindliche Bildung

«CDs oder Kassetten mit Geschichten sind gute Möglichkeiten, die Sprachfähigkeiten zu fördern», so der Schulpsychologische Dienst des Kantons St. Gallen. «Trainieren Sie mit Ihrem Kind das richtige Zuhören. Nicht selten können die Eltern die Lieblings-CDs ihrer Kinder kaum noch ertragen, während die Kleinen nicht genug davon bekommen können. Nutzen Sie die Begeisterung und lassen Sie sich die Geschichte von Ihrem Kind nacherzählen.»

Hörbücher eröffnen vor allem Kindern, die noch nicht lesen können, neue Welten und Horizonte. Schon hier ist das Angebot breit gefächert. Ob kleine Abenteuer, Freundschaftsgeschichten, Fantasy oder einfache Lieder: Beim Zuhören lernen Kinder, kleineren Geschichten und Melodien zu folgen. «Eltern sollten darauf achten, dass das Hörbuch oder Hörspiel ihr Kind nicht überfordert», sagt Yvonne de Andrés. «Das heisst: Es sollte dem Alter des Kindes angepasst und dementsprechend leicht verständlich sein. Geschichten sollten durch viele kleine musikalische Einlagen aufgelockert werden.»

Hörbücher schlagen eine Brücke zum Lesen

Kommt das Kind in die Schule, sehen Eltern es gern, wenn ihr Kind liest. Sie wissen: «Lesen ist ein zentraler Schlüssel für Bildung und Kultur», so die 4xL Leseförderung Schweiz. «Lesen gehört somit zu den Grundqualifikationen des heutigen Menschen.» (Weitere Informationen finden Sie hier.) Doch nicht alle Kinder finden den Zugang zum Buch.

Hörbücher verhindern das Lesen nicht, sondern fördern es, indem sie Fähigkeiten vermitteln, die Kinder beim Lesen benötigen: «Weil Hörbücher und Hörspiele aufmerksames Zuhören verlangen, fördern sie die Konzentration. Darüber hinaus regen sie intensiv die Vorstellungskraft an und vermitteln Sprache», erklärt Yvonne de Andrés.

Hörbücher helfen beim Erlernen von Fremdsprachen

Hörbücher, die in einer Fremdsprache erzählt werden, ermöglichen einem älteren Kind, seine Fremdsprachen-Kenntnisse zu ergänzen. Eine Story in Englisch oder Spanisch zu hören, vertieft den Eindruck des Sprachklangs, das Gefühl von grammatikalischen Zusammenhängen und lehrt manch eine neue Vokabel. Das Kind macht dabei auch die Erfahrung, dass es den Sinnzusammenhang der Geschichte durchaus verstehen kann, ohne jede vorkommende Vokabel kennen zu müssen.

Die Nachteile von Hörbüchern für Kinder

Hörbücher erlauben keine Pausen

Beim Lesen wandern die Augen von Zeile zu Zeile. Mal liest das Kind schneller, dann langsamer, hier macht es eine Pause, träumt ein bisschen vor sich hin, dann liest es weiter. Bücher passen sich dem Tempo des Lesens an. Umgekehrt ist es bei Hörbüchern und Hörspielen: Sie verlangen, dass sich der Hörer ihrem Tempo anpasst. Eine Ablenkung – und schon hat der Hörer eine wichtige Information verpasst. Mal nachfragen, mal Atem schöpfen – das ist nur möglich, wenn das Kind bewusst die Pause-Taste drückt.

Hörbücher sind oft sehr teurer

Hörbücher sind in der Regel teurer als Taschenbücher: So kosten die neun Audio-CDs des ersten Harry-Potter-Bandes doppelt so viel wie das Buch im Hardcover. «Audio-Books für Kinder bis sechs Jahre liegen dagegen oft unter 10 Euro (12,23 Schweizer Franken). Denn sind sie teurer, werden sie für den Kindergarten-Bereich unterinteressant», erklärt Yvonne de Andrés.

Wer Kindern Hörbücher kauft, sollte folgende Tipps beachten

Hörbücher sollten das Vorlesen nicht ersetzen

Hören ersetzt kein Vorlesen. Wenn Eltern, Grosseltern, Tanten oder Onkel vorlesen, entsteht ein Gefühl von Geborgenheit, die keine CD ersetzen kann. Beim Vorlesen lässt sich wunderbar kuscheln. Jederzeit kann nachgefragt und ein bisschen erzählt werden.

Zuhören und lernen: Hörbücher können lehrreich sein.
Hörbücher können lehrreich sein, sie haben allerdings auch Nachteile. Foto: © M.Rosenwirth - Fotolia.com

«Untersuchungen belegen, dass ein entscheidender Schritt zur lebenslangen Lust am Lesen das Vorlesen und Erzählen in früher Kindheit ist. Damit kommt dem allabendlichen Vorlesen eine ganz besondere Bedeutung zu. Diese Zeit sollte ganz Ihrem Kind gehören: «Lassen Sie das Telefon einfach mal klingeln, beantworten Sie eine SMS ruhig später», rät der Schulpychologische Dienst des Kantons St. Gallen.

Auf Qualität der Hörbücher achten

Sinnvoll ist es, Hörbücher und Hörspiele gezielt auszuwählen. Manche preisgünstigen CDs vom Discounter haben eine mangelnde Qualität: Die Geschichten sind gegenüber der Buchvorlage gekürzt, die Sprecher wirken unprofessionell, die Hintergrundgeräusche fantasielos. Wer auf gute Produktionen achtet, erwirbt dagegen Kino für die Ohren.

Der Hörspielmarkt hat ein breites Angebot, das weit über die bekannten Produktionen wie Bibi Blocksberg und die drei Fragezeichen hinausgeht. Spass macht es, in der Audiobook-Abteilung grösserer Buchhandlungen zu stöbern: Dort lassen sich manche Perlen entdecken. «Im Trend sind momentan die Klassiker der Kinderliteratur», so Yvonne de Andrés. Ottfried Preussler, Astrid Lindgren, Michael Ende, James Krüss: Was Eltern als Kinder liebten, fasziniert auch heute die Kleinen.

Fazit: Lesen bildet, Hören aber auch

Wissenschaftliche Studien zeigen: Bücher lesen und Bücher hören gehören zusammen. Wer viel hört, liest auch gern. Drei Viertel der lesenden Kinder nutzen Hörbücher in ihrer Freizeit. «Meist ist den Kindern und Jugendlichen in frühester Kindheit vorgelesen worden und sie haben Eltern, die selbst Hörbücher nutzen: 95,9 Prozent der Befragten geben an, ihre Eltern hätten ihnen in der Kindheit vorgelesen. Mehr als die Hälfte spricht davon, dass ihre Eltern Hörbücher hören», so die Befragung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels.

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