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«Wenn die Stimmung im Eimer ist, hilft der Geburtstagskuchen!»

Friede, Freude, Eierkuchen beim Kindergeburtstag? Das muss nicht sein! Im Interview mit familienleben erklärt Kolumnist und Vater Harald Taglinger, weshalb er weinende Kinder in der Ecke stehen lassen muss.

Wie macht einen guten Kindergeburtstag aus?
Ein guter Geburtstagskuchen ist das Highlight jedes Kindergeburtstags! Foto: BananaStock - Thinkstock

Kindergeburtstage sind oft ein Highlight im Jahr eines Kindes. Müssen Geburtstagspartys immer wie geplant ablaufen?

Nein natürlich nicht, warum auch! Es ist ganz normal, dass es ein bisschen drunter und drüber geht. Es wäre ja furchtbar, wenn alle Kinder mit den Händchen auf den Knien um den Tisch sitzen und den Papa angucken.

Welche Rolle spielen Eltern bei Kindergeburtstagen?

Für Eltern hat der Kindergeburtstag drei Phasen. In der ersten Phase regieren Mama und Papa: Sie haben sich einen perfekten Plan im Minutentakt zurechtgelegt, den sie unbedingt durchsetzen wollen. Wenn das nicht klappt, kommt Phase zwei, die oft beziehungsgefährdend ist. Da jagen sich Ehepartner durch die Gegend und sprechen zuweilen durch die Zähne miteinander, weil nicht alles läuft wie geplant. Als nächstes kommt die Nirvana-Phase: Die Kinder beschäftigen sich selber und ihre Eltern wissen nicht so recht, was sie mit sich anfangen sollen. Wenigstens geht es allen gut!

Hört sich nach grossem Stress für die Eltern an.

Natürlich! Meist geht eine Kinderparty über 130 Dezibel und Ohrenschützer wären nett. Wenn dann der eigene ausgeklügelte Partyplan auseinanderbricht, ist Stress vorprogrammiert. Viele Eltern wollen sich auf der Party ihrer Kinder auch selbst einbringen. Müssen sie aber weniger als sie denken, das ging mir auch schon so.

Was ist passiert?

Meine Frau und ich standen wie die Deppen mit einer Gitarre im Zimmer und kein Kind hat sich für uns interessiert. Idealerweise lässt man die Kinder ab Phase zwei einfach machen.

Und wenn eines in der Ecke steht und sich nicht eingliedern kann?

Ganz ehrlich: Stehen lassen, leider. Meist löst sich das Problem von alleine. Bei einer solch grossen Menge an Süssigkeiten und Geschenken sind andauernde Konflikte eher selten. Und wenn ein Kind einfach keinen Einstieg findet, ist das schade, aber man kann es ja nicht dazu zwingen. Auch Erwachsene haben nicht nur tolle Partys, an denen sie in der Mitte stehen.

Und wenn das Geburtstagskind weint und nicht zufrieden ist?

Das ist der denkbar schwierigste Fall. Ich würde zum heiligen Herrgott beten, dass mindestens ein anderes Kind auch so miesepetrig ist und die beiden dann ein neues Spiel beginnen.

Gibt es ein Spiel, das die Stimmung garantiert wieder hebt?

Spritzpistolen verbreiten immer gute Stimmung! Die gibt es ja inzwischen auch in der Form von spuckenden Delphinen – das ist sogar politisch korrekt.

Dann feiert man aber lieber draussen.

Es kommt darauf an, wie alt die Wohnung ist. Generell ist es aber immer spannender, bei schönem Wetter draussen zu feiern. Bei Schneegestöber empfiehlt sich dann aber doch die warme Wohnung.

Und wenn da mal etwas kaputt geht?

Ruhig bleiben und nicht die Versicherungsnummer abfragen. Das passiert uns Erwachsenen schliesslich auch immer noch. Wenn die Stimmung im Eimer ist, hilft das Verdrücken des Geburtstagskuchens.

Und wie schmeckt der den Kindern am besten?

Braun, klebrig, voller Schokolade und am besten noch mit Smarties verziert! Ein guter Kuchen ist das Highlight jedes Kindergeburtstags.

Und die Geschenke?

Die grösseren Geschenke bekommen Kinder meist schon im Vornherein von ihren Eltern. Da sind die kleineren Geschenke der eingeladenen Freunde meist gar nicht mehr so wichtig. Wichtiger sind auf jeden Fall Geschenke an die Gäste.

Was schenkt man den Gästen?

Ich warte noch darauf, dass mein Kind eines Tages mit einem Kleinwagen nach Hause kommt. Früher waren gute Gastgeschenke etwas Kleines wie Kekse, heute sind sie meist schon teurer als ein Geschenk für das Geburtstagskind!

Wie können Eltern diesem Wahn um das beste und teuerste Geschenk entgehen?

Indem sie den Gastgeber oder die Gastgeberin entscheiden lassen, was angemessen ist. Die schöne Erfahrung ist, dass die eigenen Kinder oft die einfachsten und besten Ideen haben. Schliesslich wissen sie auch, was ihren Freunden gefallen könnte. Und ihre Vorschläge sind meist bescheidener als man denkt.

Was war die schönste Geburtstagsparty ihrer Kinder?

Befreundete Eltern sind mit fünf Kindern und ohne Planung an einen Bach gegangen. Dort haben sie geschaut, was die Kinder so treiben und sie machen lassen. An einem Bach sind Kinder nicht jeden Tag; da gibt es unendlich viele Möglichkeiten für neue Spiele.

Ein perfekter Kindergeburtstag ist also nicht unbedingt durchgeplant.

Auf keinen Fall. Nach den ersten Panikattacken der Eltern gibt sich ein entspannter Ablauf meist ganz von alleine. Am spannendsten ist sowieso immer das letzte Drittel der Party, wenn gar nichts mehr geplant oder vorgegeben ist. Bei einem richtig guten Kindergeburtstag fragen am Schluss die Eltern «Wie siehst du denn aus?» und erhalten die Antwort: «So wie du! War lustig im Bach, oder?»

Harald Taglinger schreibt über das Leben als VaterHarald Taglinger wohnt in Zürich und erzählt gerne Geschichten. Siehe www.taglinger.de.

Der Autor ist Vater dreier Kinder, mit denen er schon einige Kindergeburtstage erlebt hat. Ausserdem macht er Musik. Im stillen Kämmerchen. Und er läuft gerne in den Alpen herum. Ziellos.

Wie sieht für Sie der perfekte Kindergeburtstag aus? Schreiben Sie einen Kommentar!

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