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Sechseläuten als Kinderfest: Tradition im April

Böögg verlier’ schnell deinen Kopf, denn dann wird der Sommer schön. Das wünschen sich Zürcher und Gäste am traditionellen Sechseläuten. Auch alle Kinder lieben diesen schulfreien Tag mit Chilbi und Umzug.

Der Böögg spielt am Sechseläuten die Hauptrolle Bild: Denis De Mesmaeker, flickr, cc-Lizenz (by-nc-nd)
Am Sechseläuten wird der Böögg angezündet. Je schneller er abbrennt, desto besser wird der kommende Sommer. Bild: Denis De Mesmaeker, flickr, cc-Lizenz (by-nc-nd).

Der Tag vor Sechseläuten, dieses Jahr der 14. April, gehört ganz den Kindern. Denn schon seit 1896 findet am Sonntag der Kinderumzug statt. Daran teilnehmen können alle Kinder zwischen fünf und 15 Jahren, die eine Tracht oder Uniform tragen. Das sind die Kinder der Zünftler, aber auch aus der Stadt und den umliegenden Gemeinden. Das sind bis zu 3000 Kinder, die von rund 800 Musikern und 150 «Chäfern» begleitet werden. Die «Chäfern» sind Frauen und Männer aus Zunftfamilien, die Käferkrawatten tragen. Die Kostüme sind im Stil des Mittelalters, der Renaissance und der Belle Epoque gehalten und können sogar gemietet werden.

Wer sich also gerne verkleidet und von allen bewundert werden möchte, ist am Kinderumzug vor Sechseläuten richtig. Die vielen Pferde und Wagen, die Blasmusik und das Gefühl, im Mittelpunkt zu stehen: Der Kinderumzug unter dem Motto «Zürich im Wandel der Zeit» ist für alle eine grosse Bühne. Mami, Papi und Geschwister können sich stolz am Strassenrand postieren und die farbenfrohe Parade bewundern. Im Anschluss an den einstündigen Umzug, der um 14.30 Uhr beginnt, treffen alle Kinder im Kongresshaus ein. Hier werden sie mit einem feinen Zvieri versorgt.

Buben am Sechseläutenfest
Bunt verkleidet ziehen am Sonntag vor Sechseläuten über 3000 Kinder durch Zürichs Strassen. Bild: Kookykrys, flickr, cc-Lizenz (by-nc-sa).

Der Kinderumzug, der mal als Knabenumzug begann, fand früher nur bei schönem Wetter statt, wobei die Beflaggung der Kirche St. Peter das Zeichen für die Durchführung war. Heute ist das Wetter Nebensache.

Tradition, die Kinder staunen lässt

Regelmässige Feste im Jahresverlauf, wie das Sechseläuten, können Kindern Orientierung und Vertrauen vermitteln, gerade, wenn Eltern Traditionen einbauen. Schon die Vorbereitung auf den grossen Tag ist für Kinder spannend.  Eltern können mit ihren Kindern das Kostüm basteln oder es gemeinsam ausleihen. Es ist wichtig, sie mit einzubeziehen und Traditionen ebenso zu erklären wie zu leben.

Machen Sie sich gefasst auf Kinderfragen wie: «Warum heisst das Sechseläuten eigentlich so?» und «Warum verbrennen wir den Böögg?».

Kinder am Sechseläuten Umzug
Mit Blumen und in Tracht: Die Sechseläuten-Tradition begeistert auch Kinder. Bild: Kookykrys, flickr, cc-Lizenz (by-nc-sa).

Sechseläuten-Fest: Hauptrolle für den Böögg

Denn im Mittelpunkt des Sechseläuten-Festes steht ganz klar der Böögg, ein künstlicher Schneemann. Vom Wortursprung im 15. Jahrhundert her war der Böögg ein maskierter, vermummter Mann und Kinderschreck. Er trieb Unfug oder bettelte auf den Strassen von Zürich. Seit 1893 stellt die Figur des Böögg ausschliesslich den Winter dar, der mit dem Fest vertrieben werden soll. Der Böögg selbst ist 3,40 Meter gross, wiegt 80 Kilogramm und hat einen Kopfumfang von 1,80 Metern. In seinem Körper sind 60 Schweizerkracher, 30 Kanonenkracher und 20 Donnerschläge versteckt und machen ihn hochexplosiv. Um ihn herum versammeln sich nach einem zweistündigen Umzug am Sechseläuten-Tag rund 7000 Zünfter in ihren farbenfrohen Kostümen, Trachten und Uniformen. Dazu kommen ihre Ehrengäste und über 350 Reiter.

Zum klassischen Sechseläutenumzug, der um 15 Uhr startet, können Sie und Ihre Kinder über 50 Wagen und etwa 30 Musikkorps bewundern. Die Zuschauer beschenken während des Festzugs die Zünfter und Ehrengäste mit Blumen und Küsschen.

Pünktlich um 18 Uhr wird es dann spannend: Der Böögg wird auf seinem Scheiterhaufen am Sechseläutenplatz angezündet. Wie lange brennt er wohl bis sein Kopf explodiert? Letztes Jahr brannte er 20 Minuten und 39 Sekunden. Brennt er dieses Jahr kürzer, wird der Sommer 2016 noch besser als der letzte. Vielleicht nehmen Sie für Ihr Kind eine Stoppuhr mit. Anschliessend erfreut sich eine weitere Tradition wachsender Beliebtheit: das Volkswurstbraten. Ihre Kinder werden Freude daran haben, die Glut vom abgebrannten Scheiterhaufen des Böögg als Grill zu benutzen.

Das Sechseläuten gestern und heute

Sechseläuten heisst das Frühlingsfest in Zürich, weil nach diesem Tag seit 1525 der Arbeitsschluss wieder auf 18 Uhr verlegt wurde. Die zweitgrösste Glocke des Grossmünsters läutete nach der Tagnachtgleiche den für das Sommerhalbjahr gültigen Feierabend ein. Damals war der Arbeitsschluss im Winterhalbjahr um 17 Uhr. Über die Jahre ist aus dem Fest der Zünfte ein buntes Frühlingsfest geworden, das interkulturell gefeiert wird. So wird der Kinderumzug zum Beispiel durch die Gruppe «Weltoffenes Zürich» mit ausländischen Kindern aus der Region abgeschlossen.

Der Startschuss für das Sechseläuften-Wochenende feiern Zünfter, Gast und Bevölkerung bereits am Freitag Abend auf dem Lindenhof. Dort präsentiert sich auch der «Gastkanton» mit einer Ausstellung, einem bunten Unterhaltungsprogramm und kulinarischen Spezialitäten. In diesem Jahr ist die Zunft zu Safran Luzern zu Gast unter dem Motto: «Es rüüdig schöns Sächsilüüte».

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