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Fremdeln: So helfen Sie Ihrem Baby

Bis vor kurzem hat Ihr Baby noch jeden sofort angelächelt und jetzt will es gar nicht mehr von Ihrem Arm, wenn es fremde Menschen sieht? Dann befindet es sich in der Phase des Fremdelns. Mit ein paar Dingen können Sie Ihrem Kleinen in dieser Zeit helfen.

Beim Fremdeln reagieren manche Babys erst sehr ablehnend auf unbekannte Menschen.
In der Fremdelphase muss Mama oft zuerst trösten, wenn sich Besuch angesagt hat. Foto: iStockphoto, Thinkstock

Vielen Eltern ist es ein bisschen peinlich: Das Grosi kommt zu Besuch und Ihr Baby will nicht von Ihrer Mutter oder Schwiegermutter auf den Arm genommen werden, sondern vergräbt sich in Ihren Pullover. Oder Ihr Kleines beginnt lauthals zu schreien, wenn die Nachbarin in den Kinderwagen schaut und Ihr Baby anlächelt.

Irgendwann im ersten Lebensjahr ist es bei allen Babys soweit: Sie beginnen zu fremdeln. Wenn Sie jedoch verstehen, warum sich Ihr Kind so verhält und dass das Fremdeln eigentlich eine sehr wichtige Phase in der Entwicklung Ihres Babys ist, dann fällt es Ihnen sicher leichter, damit umzugehen.

Woher kommt das Fremdeln?

In den ersten Lebensmonaten lächelt Ihr Baby jeden an, wenn es in der richtigen Stimmung ist. Irgendwann kann es jedoch immer besser zwischen vertrauten und unvertrauten Personen unterscheiden und beginnt dann, auf fremde Menschen zunächst ablehnend zu reagieren. Frühestens ist dies mit fünf Monaten der Fall, bei den meisten Kindern passiert es irgendwann zwischen sechs und neun Monaten. Oft ist das Fremdeln um den achten Monat herum besonders stark ausgeprägt und wird deshalb auch als Acht-Monats-Angst bezeichnet.

Wie stark Ihr Baby vom Fremdeln betroffen ist, hängt ganz von der Persönlichkeit Ihres Kleinen ab. Manche Kinder reagieren nur für eine kurze Zeit ängstlich auf fremde Menschen. Andere Kinder verziehen sich bis weit ins Kleinkindalter hinter Mamas Rock, wenn ein fremdes Gesicht auftaucht. Irgendwann lernen jedoch alle Kinder, mehr oder weniger gut mit zunächst fremden Menschen umzugehen. Wie gut genau, hängt allerdings immer mit der Persönlichkeit zusammen: Auch bei uns Erwachsenen gibt es Menschen, die gut auf andere zugehen können und Menschen, die schüchterner im Umgang sind.

Wie oft und intensiv Ihr Baby im ersten Lebensjahr Kontakt zu vielen verschiedenen Menschen hat, kann auch einen Einfluss darauf haben, wie stark die Fremdelphase ausfällt. Kinder, die in einer Grossfamilie aufwachsen, leiden meist weniger unter dem Fremdeln als Babys, die nur selten mit anderen Menschen in Berührung kommen. Es ist jedoch umstritten, ob ein Säugling weniger fremdelt, wenn die Mutter leicht soziale Kontakte knüpfen kann.

Warum Fremdeln gut ist

Natürlich ist es nicht gerade angenehm, wenn der Onkel zu Besuch ist und das Baby aus vollem Hals schreit, wenn er es auf den Arm nehmen möchte. Machen Sie sich jedoch klar, dass das Fremdeln eine wichtige Entwicklungsphase ist. Es bedeutet nämlich, dass Ihr Baby sicher an eine Bezugsperson gebunden ist. Fremdeln ist sozusagen eine Art Kindersicherung der Natur: Wenn Ihr Baby in der zweiten Hälfte des ersten Lebensjahres immer mobiler wird, sorgt das Fremdeln dafür, dass es sich nicht zu weit von den vertrauten Personen wegbewegen würde.

Und natürlich lernt Ihr Baby etwas sehr Bedeutsames für sein späteres Leben. Schliesslich finden Sie es bei Ihrem Kindergarten- oder Schulkind ganz normal und wichtig, dass es fremden Menschen gegenüber eine gesunde Portion Misstrauen an den Tag legt.

Im Gegenteil ist es eher besorgniserregend, wenn ein Kind gar nicht vom Fremdeln betroffen ist, sondern mit allen fremden Menschen sofort mitgehen würde. In diesem Fall kann eine Bindungs- oder Entwicklungsstörung dahinterstecken. Dies tritt allerdings nur selten auf. Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihr Baby gar nicht fremdelt und Sie sich deshalb sorgen, sollten Sie Ihr Kind sehr genau beobachten, ob es wirklich nie fremdelt oder ob es vielleicht nur wenig davon betroffen ist.

So helfen Sie Ihrem Baby

Für Ihr Baby ist es sehr wichtig, dass es von Ihnen in der Fremdelphase unterstützt wird. Nehmen Sie die Ängste und Gefühle Ihres kleinen Kindes ernst. Auf keinen Fall sollten Sie Ihr Baby dazu zwingen, auf den Arm des Besuchs zu gehen, wenn es dazu noch gar nicht bereit ist. Geben Sie Ihrem Kind Gelegenheit, sich mit der fremden Person aus der sicheren Entfernung auf Mamas Arm vertraut zu machen. Meist dauert es dann gar nicht so lange, bis es mit dem Besuch Spässe macht.

Respektieren Sie die Gefühle Ihres Babys, aber bemitleiden Sie es nicht und thematisieren Sie das Fremdeln nicht grossartig. Je schneller Ihr Kind merkt, dass Sie sich ganz normal und vertraut mit dem Besuch oder der Nachbarin unterhalten, um so schneller wird es hinter Ihrem Bein hervorgeschaut kommen.

Für eine Mutter kann es manchmal fast erdrückend sein, wenn das Baby plötzlich nur noch auf sie fixiert ist. Doch wenn Sie Ihr Kind in dieser Phase ernst nehmen, dann wird es schon bald wieder weniger extrem auf Fremde reagieren. Und vergessen Sie nicht: Wenn Ihr Kind erst ein Teenager ist, der gar nicht schnell genug von Mamas Seite weichen kann, dann werden Sie sicher noch manches Mal sehnsuchtsvoll an die Tage des Fremdelns zurückdenken.

Ähnlich, aber nicht ganz das Gleiche: Trennungsangst

Oft tritt relativ zeitgleich mit dem Fremdeln auch die Trennungsangst auf. Beide Phasen ähneln sich sehr, weshalb eine Unterscheidung nicht immer getroffen wird und umgangssprachlich oft unter Fremdeln auch die Trennungsangst verstanden wird. Beim Fremdeln reagiert Ihr Kind jedoch misstrauisch auf fremde Menschen, bei der Trennungsangst hat es – wie der Name sagt - Angst vor einer Trennung von der vertrauten Bezugsperson. Hier können Sie Ihrem Kind zum Beispiel mit Gugus Dada Spielen helfen und dabei die Trennung auf Zeit trainieren.

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