Artikel gespeichert von: https://www.familienleben.ch/freizeit/hobbys/velofahren-schwung-fuer-die-ganze-familie-3600
Eine Velotour ist ein grossartiges Erlebnis für die ganze Familie. Damit das Abenteuer auf zwei Rädern auch glückt, müssen Eltern einiges beachten. Wer den Veloausflug gut plant, kann auch schlechter Stimmung von Vornherein den Garaus machen.
Velofahren ist ein Spass für Gross und Klein – wenn man richtig plant. Bild: RyanJLane, Getty Images
Die Pedale kurbeln. Die Räder rollen. Sauerstoff strömt in die Lungen. Bäume, Wiesen und Felder fliegen langsam vorbei. In der Vorstellung der Eltern sieht die Velotour nach purem Vergnügen aus. Doch oft ist die Realität beim Familienausflug eine andere. Sei es, dass der Sohn gerade dann Durst hat oder aufs WC muss, wenn man losfahren will, oder die Tochter unterwegs unentwegt nörgelt, sie möge nicht mehr treten und habe heiss: Stänkernde Kinder können den vergnüglichen Ausflug mit der Familie schnell zunichte machen. Doch die Tour mit dem Velo oder sogar Veloferien können zu einem tollen Erlebnis werden, vorausgesetzt, er wird umsichtig geplant.
Die meisten Kindervelos sind viel zu schwer. Mit einem Gewicht von zwölf bis 14 Kilogramm bringen sie oft mehr als die Hälfte des Gewichts des Kindes auf die Waage. Ein Kind braucht also viel Kraft, um ein Fahrrad fortzubewegen und zu fahren. Eltern, die planen, mit dem Kind hin und wieder ein paar Kilometer zurückzulegen, sollten ihm daher eine Schaltung mit mindestens drei Gängen gönnen. «Ein Drehgriff mit Ganganzeige ist am leichtesten zu bedienen», sagt Peter Beckmann, ADFC-Fahrradberater, Landesverband Baden-Württemberg.
Damit die Kinder auf zwei Rädern sicher unterwegs sind, ist vor allem aber auch die Bremse wichtig. So soll ein gutes Fahrrad für kleine Kinder unbedingt über eine Rücktrittbremse verfügen. Denn sie haben in ihren kleinen Kinderhänden noch nicht genügend Kraft, um bei gefährlichen Situationen eine Vollbremsung hinzulegen. Zudem sollte man – auch bei grösseren Kindern – darauf achten, dass die Kinder mit den Fingern den Bremshebel auch erreichen. Der Velohändler Velofix in Zürich empfiehlt, dass man ein Velo kauft, bei dem die Handbremsen verstellbar und nicht fix am Lenker angeschweisst sind. Auch die Rahmengrösse ist für die Wahl des richtigen Kindervelos entscheidend. Anders als bei den meisten Kleidern, die man gut eine Nummer grösser kaufen kann, sollte die Rahmenhöhe des Velos passen. Zudem sollte der Abstand zwischen Tretlager und Boden nicht zu hoch sein, weil die Eltern sonst den Sattel zu tief runter stellen müssen und das Kind ständig mit angewinkelten Knien fahren muss. Dadurch ermüdet es zu schnell und verliert die Lust am Velofahren. Weitere wertvolle Tipps zum Thema Kinder-Bikes liefert auch das deutsche Mountainbike-Magazin «Bike».
Eine alte Volksweisheit besagt, dass der Weg das Ziel ist. Will heissen: Während die Eltern die Landschaft mit satt grünen Wiesen und Wäldern geniessen, interessiert sich der Nachwuchs während der Tour möglicherweise nicht so sehr dafür. Da hilft es, die Vorfreude mit einem attraktiven Ausflugsziel anzukurbeln, denn das beflügelt müde Kinderbeine manchmal mehr als eine Strecken- oder Zeitangabe bis zur nächsten Pause. So halten die Aussicht auf ein Glacé im Lieblingsrestaurant im Nachbarort, der Wildpark oder der See, an dem man ein Pedalo mieten wird, Kinder gut auf Kurs. Ist die geplante Route lang, tun der ganzen Familie auch kurze Zwischenziele gut. Erst bis zum Spielplatz – dort kann getrunken und getobt werden. Danach lassen sich am Fluss die Füsse kühlen. Ein paar Kilometer weiter erfrischt ein Picknick am Waldesrand. Hier werden auch Kessel, Schaufel und Ball ausgepackt. Danach geht’s zurück nach Hause, wo nach bestrittener Tour ein feines Glacé auf die ganze Familie wartet.
Ein besonderer Reiz kann sein, die Velotour mit einer Schatzsuche für Familien zu kombinieren. Geocaching macht es möglich. Mehr als 16‘000 Caches sind in der Schweiz versteckt, die sich mit Hilfe von Koordinaten und Karten aus dem Internet finden lassen können.
20 Kilometer haben Erwachsene leicht in einer Stunde zurückgelegt. Nicht aber Kinder. Sie fahren insgesamt langsamer. Darüber hinaus wollen sie zwischendurch Pausen einlegen und ihr Velo bei leichten Steigungen lieber schieben als ankurbeln. Wer nicht in Zeitdruck geraten möchte, sollte daher von vornherein genügend Puffer für die Tour einplanen.
Weniger ist mehr! Das gilt vor allem bei Familienausflügen mit dem Velo. Machen die Kids schlapp, sinkt zwangsläufig die Stimmung. Sinnvoll ist es deshalb, gut zu überlegen, welche Route auch das schwächste Familienmitglied gut fahren kann. Faustregeln je nach Alter gibt es nicht. Manche Kinder entwickeln sich früh zu Ausdauersportlern – sie legen schon mit dem Dreirad bemerkenswerte Strecken zurück. Andere sind verspielter. Sie langweilen sich schnell beim Velofahren und empfinden das Treten in die Pedale als anstrengend. Solche Kinder fahren gut auf Anhänger-Velos mit, auch «Trailer-Bikes» genannt. Sie lassen sich am Eltern-Velo montieren. Tipps und rechtliche Aspekte zum Kindertransport im Veloanhänger oder auf sogenannten FollowMe-Bikes finden sich in der Broschüre der Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu).
Praktisch ist es, im Tal in der Nähe einer Zugverbindung zu bleiben. Gefahren wird, so lange alle Spass haben. Macht einer schlapp, ist es bis zum nächsten Bahnhof nicht weit. Schon kann Route geändert werden und die Fahrt kann zurückgehen. Weitere Infos zur Velo-Mitnahme im öffentlichen Verkehr finden sich hier: www.pro-velo.ch.
Sicherheits-Check am Velo: Mit dieser Karte prüfen Sie, ob Ihr Rad noch voll funktionstüchtig ist und den gesetzlichen Anforderungen entspricht. (Bild: zVg/Pro Velo Schweiz)