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Kinderwunsch: Hilfe, meine biologische Uhr tickt!

Kommentar - Im Leben fast jeder Frau ist es irgendwann so weit: Die biologische Uhr beginnt zu ticken. Laut und deutlich.  Doch was will sie uns eigentlich sagen? Und lässt sich das Ticken auch wieder abstellen? Unsere Autorin Julia Wohlgemuth hat sich dazu Gedanken gemacht.

Die biologische Uhr tickt beim Anblick von kleinen Babys besonders laut.
Bei wem die biologische Uhr tickt, der hört sie besonders laut beim Anblick von Babys. Foto: iStock, Thinkstock

Ich weiss noch genau, wann ich das erste Mal das Ticken meiner biologischen Uhr hörte. Ich sass in einem Restaurant, mir gegenüber ein sympathischer, junger Mann. Es war unsere zweite Verabredung. Und plötzlich hörte ich es ganz laut. Tick, tack. Meine biologische Uhr. «Verschwende nicht deine Zeit mit diesem Versager», schien sie zu sagen. «Das ist doch kein zukünftiger Familienvater. Du hast nicht mehr viel Zeit.» Zuerst dachte ich, es wäre die Stimme meiner Mutter. Denn das mütterliche Seufzen, wann es denn endlich einmal Enkelkinder geben würde, hatte durchaus Ähnlichkeit mit dem Mahnen der biologischen Uhr. Neu war jedoch – und deshalb wusste ich, dass es meine eigene biologische Uhr war – dass ich sie ernst nahm, während ich mütterliche Klagerufe bis dato immer mit einem «Ach, irgendwann mal» abgetan hatte.

Wie wahrscheinlich jede Frau bestätigen kann, hält das weibliche Leben so manche Feinde bereit: Die Waage nach den Weihnachtsfeiertagen. Strumpfhosen, die schon beim Anziehen zerreissen. Make-up, das nicht wasserfest ist. Die biologische Uhr gehört auch dazu. Obwohl die männliche Fruchtbarkeit mit zunehmendem Alter ebenfalls abnimmt, sind es wahrscheinlich mehrheitlich Frauen, die das Tick-Tack ihrer monatlich kleiner werdenden Eierstöcke ab einem gewissen Alter hören.

Dabei hatte ich es gar nicht so geplant. Als ich 13 Jahre alt war, wusste ich genau, wie es einmal sein würde: Nach dem Studium der Tiermedizin würde ich meinen liebenswerten Freund, der praktischerweise Kinderarzt sein würde, heiraten. Wir würden zwei Kinder bekommen (erst ein Junge, dann ein Mädchen) und in einem schönen Haus mit mindestens einem Hund (ein Labrador) und zwei Katzen wohnen. Wie die meisten Mädchen meiner Generation war es für mich ganz selbstverständlich, dass ich Karriere und Kinder unter einen Hut bekommen würde.

Doch natürlich kam alles anders als geplant. Der Teil mit der Karriere (wenn auch nicht in Tiermedizin) wurde Realität. Meine Arbeit machte mir Spass. Überstunden waren kein Problem; schliesslich hatte ich noch keine Familie. Mit Ende 20 konnte ich stolz auf meine beruflichen Erfolge sein. Aber der liebenswerte Kinderarzt liess auf sich warten. In der wenigen Zeit, die mir nach der Arbeit noch blieb, vergnügte ich mich mit Männern, mit denen ich niemals vorhatte, eine Familie zu gründen. Um ehrlich zu sein, habe ich in meinen Zwanzigern nicht viel darüber nachgedacht. Der Richtige würde schon noch kommen, dann wären Kinder auch irgendwann ein Thema. Jetzt waren erst einmal die nächste Beförderung, schöne Reisen und das Ausgehen mit Freunden wichtiger.

Bis zu jenem Abend im Restaurant, an dem ich statt des Läutens von Hochzeitsglocken das Ticken meiner biologischen Uhr hörte. Ich war Anfang 30 – und damit durchaus noch im unproblematisch fruchtbaren Alter. Wer heute mit Anfang 30 ein Kind bekommt, gehört geradezu zu den jüngeren Müttern. Schliesslich verschiebt sich das Durchschnittsalter für das erste Kind bereits seit Jahren immer weiter nach hinten, mit einer immer grösseren Zahl an Frauen, die erst nach ihrem 35. Geburtstag zum ersten Mal Mutter werden. Und selbstverständlich ist es ganz subjektiv, wann Frauen mit latentem Kinderwunsch dieses Gefühl verspüren, dass sie den besten Zeitpunkt nicht verpassen wollen, dass es irgendwann zu spät sein könnte.

Ab diesem Abend konnte ich das Ticken meiner biologischen Uhr jedenfalls nicht mehr wirklich überhören. Manchmal war es nur ganz leise. Sah ich Bekannte oder Verwandte mit kleinen Babys, wurde es sehr laut. Ich verabredete mich nur noch mit Männern, die dem liebenswerten Kinderarzt meiner Jugendträume zumindest ähnlich waren. Ich weiss nicht, ob andere Frauen das Ticken ihrer biologischen Uhr austricksen können. Bei mir hörte es jedenfalls erst auf, als ich mein eigenes Baby im Arm hielt.

Hier noch ein paar Fakten zur biologischen Uhr und Fruchtbarkeit:

  • Mit Mitte 20 erreicht eine Frau den Höhepunkt ihrer Fruchtbarkeit
  • Ab Mitte 30 nehmen die Chancen auf eine natürliche und problemlose Schwangerschaft immer weiter ab
  • Zahlreiche Möglichkeiten der Reproduktionsmedizin machen heute auch spätere Schwangerschaften möglich – eine Garantie gibt es allerdings nicht
  • Mit dem Einfrieren von Eizellen lässt sich die biologische Uhr etwas verzögern – auch hier gibt es allerdings keine Garantie auf einen erfüllten späten Kinderwunsch

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