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Wer hat an der Uhr gedreht? So fällt Kindern die Zeitumstellung leichter

Ende März wird uns eine Stunde geklaut, Ende Oktober bekommen wir sie wieder zurück. Unter der Zeitumstellung leiden nicht nur alle, die zu bestimmten ins Büro oder die Schule müssen, sondern auch Babys und Kleinkinder. Eine Schlafexpertin erklärt, wie Sie dem Nachwuchs die Zeitumstellung erleichtern. Davon profitieren auch Sie. Denn, wie wir wissen: Ein müdes Kind, ist ein quengeliges Kind. 

Zeitumstellung mit Kindern
Mit einigen Tricks überstehen Kinder die Zeitumstellung ohne Probleme. Bild: evgenyatamanenko, Getty Images

Zweimal im Jahr wird bei uns die Zeit umgestellt. Im Frühling, Ende März, drehen wir die Uhr eine Stunde vor, im Herbst, Ende Oktober eine Stunde zurück. Das reisst nicht nur Erwachsene, sondern auch Babys und Kinder aus dem gewohnten Rhythmus. Aber: Wer sich vorbereitet, leidet weniger unter Umstellung. 

Der Körper braucht mindestens zwei Wochen, um sich an die Zeitumstellung zu gewöhnen. 

Die Zeitumstellung ist keine neue Erfindung. Seit über 40 Jahren wird uns immer Ende März eine Stunde geklaut, im Herbst bekommen wir sie dann wieder geschenkt. Vor allem der Wechsel von der Winterzeit zur Sommerzeit kann für Eltern von Kinder im Kleinkind- bis Schulalter zur Tortur werden. Denn auch wenn uns nur eine Stunde fehlt, kommen die biologischen, inneren Uhren der Kinder ganz schön aus dem Takt.

Sich einen neuen Rhythmus anzugewöhnen, ist aber auch nicht einfach. Und schon gar nicht für Kinder. Am Samstagabend sind sie noch nicht müde, müssten aber schlafen gehen, damit sie die Stunde verlorenen Schlaf am nächsten Morgen nicht bemerken. In den meisten Fällen macht sich der Schlafverlust auch noch am Montag in der Schule bemerkbar. Manche Kinder leiden durch den Schlafentzug gar unter starken Stresszuständen und Verstimmungen.

«Grundsätzlich braucht der Körper mindestens zwei Wochen Zeit, um sich an einen neuen Rhythmus zu gewöhnen», erklärt Kinderschlafberaterin Chantal Häusler.

Früher ins Bett oder früher aufstehen?

Bei der Umstellung auf die Sommerzeit haben Eltern zwei Möglichkeiten: Entweder schicken sie die Kinder am Samstag früher ins Bett oder sie wecken sie am Sonntag früher. Nur: Kinder am Samstagabend früher ins Bett zu bekommen, ist nicht einfach. «Die Kinder sind einfach noch nicht müde genug um zu schlafen», weiss Häusler. «Zusätzlich ist es gegen Ende des Winters abends noch länger hell, dann ist es noch schwieriger, Schlaf zu finden.» Das Kind eine Stunde früher ins Bett zu bringen, hat also häufig nicht den gewünschten Effekt. Unter Umständen erfolgt sogar das Gegenteil: Aus Frust und Trotz schläft das Kind noch später ein als sonst und verliert so noch mehr an Schlafenszeit.

Auf Nimmerwiedersehen Sommerzeit? Bei einer Umfrage haben sich rund 84 Prozent der Einwohner der EU vor einigen Jahren für die Abschaffung der Sommerzeit ausgesprochen. Ändert die EU ihre Uhrzeit im Sommer irgendwann nicht mehr, ist es wahrscheinlich dass der Bundesrat in der Schweiz auch mitzieht und die Abschaffung entschliesst.  

So schläft Ihr Kind gut und genug

Natürlich hat uns die Schlafberaterin Chantal Häusler auch verraten, wie Sie Ihre Kinder auf die Zeitumstellung vorbereiten und wie der Wechsel zum neuen Rhythmus gelingt. Glücklicherweise finden Zeitumstellungen jeweils am Wochenende statt. Darf das Kind am Sonntag ausschlafen, empfiehlt Schlafberaterin Chantal Häusler, keine speziellen Vorkehrungen für den verkürzten Kinderschlaf zu treffen. Stehen am folgenden Tag ein Krippenbesuch oder andere Termine an, gibt es verschiedene Möglichkeiten für Eltern:

1 Stellen Sie die Uhr zwei bis drei Wochen vor dem Termin der Zeitverschiebung schon vor, so ist die Umstellung bis zum besagten Sonntag kein Problem mehr.

2 Führen Sie Gute-Nacht-Rituale schon vorzeitig früher durchführen: Ziehen Sie Ihre gewohnten Rituale wie gewohnt und ohne Stress durch. Aber: Beginnen Sie jeden Abend etwas fürher damit, so dass Sie Ende März bei der gewünschten Bett-Zeit angelangt sind. So gewöhnt sich das Kind auf sanfte Art und Weise an die Neuerung. Das Kind sollte dann morgens auch entsprechend früher geweckt wird, sonst ist es am nächsten Abend nicht müde.

3 Früher Essen: Das Mittagessen und der Znacht sind Fixzeiten. Setzen Sie das Nachtessen einige Tage vor der Zeitumstellung etwas früher an. Damit wird ihr Kind schneller müde und schläft die Nacht durch. 

4 Hell-Dunkel-Wechsel hilft beim Einschlafen: Verdunkeln Sie das Zimmer Ihres Kindes am letzten Abend der Winterzeit bereits etwas früher. Schliessen Sie zudem das Fenster, damit kein Abendlärm zum Kinderbett gelangt. So merkt es nicht, dass es eine Stunde früher schlafen geht.

Je stressfreier die Eltern mit der Umstellung der Zeit umgehen, desto entspannter wird es auch für die Kinder. Mit älteren Kindern kann auch über die Zeitumstellung geredet und diskutiert werden.

Mit Kindern über die Zeitumstellung reden

Kinder wollen die Welt verstehen und wollen auch komplexe Zusammenhänge begreifen. Mit Hilfe einer Spieluhr können Eltern ihrem Kind veranschaulichen, worin der Unterschied zwischen Winterzeit und Sommerzeit besteht. 

Was nicht fehlen darf: Nicht nur die Nachtruhe sollte Schritt für Schritt vorverlegt werden, der gesamte Tagesrhythmus (Schlaf-Wach-Rhythmus) sollte beim Wechsel zur Normalzeit mit einbezogen werden. Zum Beispiel der Mittagsschlaf. Wer ihn ausfallen lassen will, weil das Kind dann abends vielleicht müder ist, sollte bedenken: Übermüdete Kinder schlafen abends oft schwerer ein. 

Wieso sich die Schweizer gegen die Sommerzeit wehrten

Die Sommerzeit ist in der Schweiz wenig beliebt – viele wollten sie von Anfang an gar nicht haben. Als der Schweizer Bund 1977 ein Sommerzeit-Gesetz verabschiedete, machten sich die Bauern grosse Sorgen um ihre Kühe. Um deren Biorhythmus entgegen der Normalzeit nicht durcheinander zu bringen, starteten sie zunächst erfolgreich eine Volksinitiative gegen die Umstellung der Zeit in der Schweiz. 

So wurde die Schweiz mit ihrer Normalzeit zur Zeitinsel inmitten von Ländern mit Sommerzeit – allerdings nur für ein Jahr. Aufgrund der organisatorischen Probleme mit den EU-Staaten, die die Zeitinsel Schweiz mit sich brachte, setzte sich der Bundesrat 1981 über die Interessen der Bauern hinweg und gab grünes Licht für die Uhrzeit der restlichen Länder Europas. Seitdem stehen auch die Schweizer gemeinsam mit der EU im Sommer eine Stunde früher auf und nutzen damit das Sonnenlicht bestmöglich aus.

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