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Spiele mit Waffen: Experten raten zur Gelassenheit

Wenn Kinder mit Pistolen Krieg spielen, schleicht sich bei vielen Eltern ein unbehagliches Gefühl ein. Angesichts der Spielzeug-Pistolen und Schwerter denken sie zwangsläufig an Tod und Trauer, Not und Schmerz. Ist es sinnvoll, Kindern Waffen-Spiele zu verbieten? «Nein», sagen Experten und raten zur Gelassenheit.

Waffen Spiele: Kind mit Waffe
«Kinder, die im Spiel aufeinander zielen, verherrlichen nicht die Gewalt, denn sie wissen, dass sie spielen», beruhigen Psychologen. Foto: Jupiterimages, liquidlibrary, Thinkstock

«Peng! Peng! » Fynn zielt mit einem Kochlöffel auf seinen Bruder. «Jetzt bist du tot.» Julian geht zu Boden. Fynn freut sich über seinen Sieg. Schnell schleicht er weiter um die Bäume, um nach dem nächsten Spion Ausschau zu halten, den er schnell «erledigen» will.

Mütter und Väter verfolgen solche Waffen-Spiele mit Argwohn. Viele Eltern würden sie ihren Kindern am liebsten verbieten. Mit Pistolen und Waffen verbinden sie statt Spass Tod und Trauer, Not und Schmerz.

Spiele mit Waffen faszinieren Kinder

Doch für Kinder stellen Spiele mit Waffen etwas ganz anderes dar. Krieg zu spielen, finden sie aufregend, wild und gefährlich. Waffen-Spiele bedeuten für sie ein grosses Abenteuer. Mit Pistolen, Pfeil und Bogen, Zauberstäben und Laser-Schwertern lassen sich ausserdem wunderbar Geschichten und Filme nachspielen – von «Harry Potter» über «Winnetou» und «Wickie» bis hin zu «Star Wars». Darüber hinaus vermitteln Spielzeug-Waffen Stärke, ein Gefühl, dass Kinder besonders geniessen, sind sie im Alltag Erwachsenen doch häufig unterlegen. «Für Kinder sind Waffen deswegen so bedeutend, weil sie irgendwann merken, was man mit einer Waffe erreichen kann: Spielkameraden fallen zu Boden und Erwachsene zeigen heftige, ablehnende Reaktionen oder reagieren wie die Spielkameraden», erklärt Beate Weymann, Diplom-Sozialpädagogin aus Dassel.

Waffen-Spiele nicht verteufeln

Eltern von Kindern, die Waffen-Spiele lieben, können sich in der Regel entspannen. «Kinder, die im Spiel aufeinander zielen, verherrlichen nicht die Gewalt, denn sie wissen, dass sie spielen», beruhigen Psychologen. «Viele Eltern realisieren nicht, wie intelligent Kinder sind», so der Analytische Psychotherapeut Prof. Dr. Allan Guggenbühl im Interview mit 20 Minuten. «Kinder sehen ganz genau, dass sie nur ein Spielzeug in der Hand haben und nicht mit einer echten Waffe spielen. Diese Unterscheidung ist ganz wichtig.» Nur in wenigen Fällen ist Aufmerksamkeit geboten. «Waffenspielereien sind dann wirklich beunruhigend, wenn sie nicht in eine Spielhandlung eingebunden sind, was bei aggressiven Kindern vorkommt, oder wenn Jungen ständig mit einer Waffe herumlaufen», so der Pädagoge Dr. Tim Rohrmann, Leiter des Institutes für Pädagogik und Psychologie «Wechselspiel».

So verhalten sich Eltern sinnvoll

Vorbild sein
Waffen-Spiele machen aus Kindern keine aggressiven Kinder. Stattdessen entscheidet das Umfeld darüber, ob ein Kind gewaltbereit ist oder nicht. Kinder, die in einem stabilen Elternhaus lernen, konstruktive Lösungen für Konflikte zu suchen, wachsen zu friedfertigen Erwachsenen auf.

Mit Kindern über Krieg sprechen
Eltern müssen Kindern keine heile Welt vorgaukeln, sie dürfen mit Kindern ruhig über Krieg und seine Folgen sprechen. Wichtig ist, ihnen dabei das Gefühl zu vermitteln, selbst aktiv sein zu können für eine friedlichere Welt. Vielleicht lässt sich mit einer Spende das Leid eines Kindes auf der Welt lindern? Möglicherweise können Kinder mit einer kleinen Verkaufsaktion selbst Geld sammeln, das dann anderen Kindern in Kriegsgebieten zugute kommt. Eltern und Kinder können auch überlegen, was sie tun können, um Probleme und Streit im eigenen Umfeld so zu lösen, dass es nicht zu Verletzungen und Gewalt kommt.

Stopp-Regel einführen
Gut, wenn Eltern die Stopp-Regel einführen! Bei jedem Kitzeln, Raufen, Schiessen gilt «Spiel-Pause», sobald ein Kind sich zu sehr bedrängt fühlt und «Stopp!» ruft.

Welche Spielzeugpistole für mein Kind?

Ein Stock kann eine Pistole, ein Schwert und ein Angelstock sein – er ermöglicht also viel Fantasie im Spiel. Spielzeugwaffen aus dem Handel dagegen definieren ihren Zweck eindeutig. Wünscht sich ein Kind aber unbedingt eine Plastikpistole, zum Beispiel, weil auch die Freunde Spielzeugwaffen haben, können Eltern diesem Wunsch ruhig nachkommen. Allerdings sollte sie weder übertrieben gross sein, noch zu realistisch ausfallen. Besonders grosse und realistische Waffen können im Spiel tatsächlich Ängste und Aggressionen auslösen. Vor allem, wenn Pistolen schiessen können, zum Beispiel mit Kunststoffkügelchen, verschwimmen Spiel und Realität und echte Konflikte können entstehen.

Hochdruck-Wasserpistolen sind gefährlich!

Das gleiche gilt für Wasserspritzpistolen. Ein Kind, auf das eine grosse Spritzpistole gerichtet wird, fühlt sich leicht bedroht. Mit Recht: Ein Wassergewehr mit einer Reichweite von vielen Metern verwandelt ein sommerliches Spritzgefecht in wenigen Sekunden in eine echte Wasserschlacht. Hier geht es nicht mehr darum, ein paar Spritzer abzubekommen, sondern komplett nass gemacht zu werden. Darüber hinaus gehen von grossen Wasserspritzgewehren echte Gefahren aus. Immer wieder berichten Medien von gefährlichen Verletzungen an Augen, verursacht durch Hochdruck-Wasserpistolen. Kleinere Pistolen dagegen eignen sich sowohl zum Spielen als auch zum fröhlichen Bespritzen. Wem kleine Pistolen bereits zu weit gehen, kann für den sommerlichen Spielspass auch auf Spritztiere zurückgreifen.

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