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Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Eltern sind die besseren Mitarbeiter

Eltern sind selten krank und arbeiten besonders fleissig, haben Wissenschaftler herausgefunden. Aber immer noch machen mangelnde Kinderbetreuungsangebote und fehlende Flexibilität die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht leicht.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Eltern sind die besseren Mitarbeiter
Eltern müssen das Familienleben stemmen und den Beruf meistern. Studien zeigen, dass sie trotz der Mehrfachbelastung die besseren Mitarbeiter sind Foto: Sandy Millar, Unsplash

Arbeitgeber tun gut daran, Eltern zu beschäftigen und ihnen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erleichtern, weil sie als besonders fleissig gelten. Sicher, Mütter fallen wegen Mutterschaftsurlaub und Elternzeit eine Weile aus. Auch mit kleinen Kindern sind Eltern nicht so produktiv. Doch dafür powern sie später umso mehr, zeigte eine Studie von 2014, in deren Rahmen Forscher der Universitäten Zürich und Konstanz sowie Wissenschaftler des Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) in Bonn die Leistung von fast 10’000 Wirtschaftswissenschaftlern beurteilten.

Unter Berücksichtigung aller Veröffentlichungen, auch der Beiträge vor der Elternphase und mit Kindern im Jugendalter, zeigten sich die Eltern auf lange Sicht besonders fleissig. «Ökonomen mit zwei Kindern oder mehr schienen in ihrer Berufslaufbahn sogar produktiver zu sein als Kollegen mit nur einem oder keinem Kind», so das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel», das über die Studie berichtete.

Eltern sind selten krank

Eltern stehen ihrem Arbeitgeber zudem in Relation zu ihrer Arbeitszeit besonders häufig zur Verfügung. Denn Eltern sind seltener krank und fehlen damit weniger bei der Arbeit. 25- bis 39-Jährige, ein Alter, in dem viele Arbeitnehmer Kinder haben, hatten laut Gesundheitsreport der deutschen Krankenkasse DAK im Jahr 2014 die wenigsten Fehltage. Wegen Krankheit blieben Frauen um 24 Prozent seltener zu Hause und Männer lagen sogar 28 Prozent unter den Durchschnittswerten.

Wissenschaftler der Carnegie-Mellon-Universität in Pittsburgh (USA) fanden darüber hinaus heraus, dass für Eltern das Risiko, sich zu erkälten, nur halb so gross ist wie für Kinderlose. Zwar haben Eltern nicht mehr Antikörper im Blut als kinderlose Erwachsene, möglich ist jedoch, dass psychologische Faktoren wie eine positive Lebenseinstellung sie besser vor Viren und Bakterien schützen.

Eltern sind unflexibler

Dennoch begegnen viele Arbeitgeber Eltern misstrauisch. Sie wissen, vor allem junge Mütter und Väter sind oft zeitlich unflexibel. Spontan eine halbe Stunde länger am Arbeitsplatz zu bleiben, ist meist nicht möglich, weil das Kind von der Kita oder der Schule abgeholt werden muss. Arbeitgeber tun deshalb gut daran, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern.

Für Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist bessere Kinderbetreuung notwendig

«Über die gesamte Schweiz betrachtet, deckt das Kinderbetreuungsangebot die Nachfrage nicht ab. Die Kosten für Krippenplätze in der Schweiz sind hoch und deren Mitfinanzierung durch die leistungsbeziehenden Haushalte belastet deren privates Budget auch im internationalen Vergleich stark», beklagt die Schweizerische Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften in Bern.

So gab es in den Jahren 2009/2010 nur für elf Prozent der Kinder im Vorschulalter und acht Prozent der Kinder im Schulalter einen Vollzeitbetreuungsplatz, ergab die Studie «Gleichstellung der Geschlechter» von INFRAS und der Universität St. Gallen. Auch heute ist das Thema für viele Eltern ein grosses Problem.

Mütter und Väter können aber nur dann mehr arbeiten und damit mehr Geld verdienen und ihre Karrierechancen erhöhen, wenn es mehr Betreuungsangebote gibt. «Die Erhöhung des Betreuungsangebotes für Schulkinder hätte gemäss der Studie einen Anstieg der Vollzeitarbeit von Müttern zur Konsequenz», erklärt entsprechend die SAGW.

Flexiblere Arbeitszeiten für Eltern

Neben guter Kinderbetreuung benötigen Eltern vor allem flexiblere Arbeitszeiten sowie die Möglichkeit, vorübergehend oder auch längerfristig Teilzeit zu arbeiten – zum Beispiel durch Jobsharing. Das sieht auch der Schweizerische KMU-Verband: «Es gibt zahlreiche Situationen, in denen Eltern eine gewisse Flexibilität sehr schätzen: Bringen und Abholen der Kinder in familienergänzende Betreuung oder Schule, Kochen des Mittagessens, Zahnarzttermine, kurzfristiges Ausfallen der Schule etc.», heisst es im KMU-Handbuch Beruf und Familie. «Die betriebliche Praxis zeigt, dass flexible Arbeitszeiten eine der effektivsten Massnahmen zur besseren Vereinbarkeit sind.»

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