Kind > Schule & Ausbildung

Mit Kohlräbli und Kartoffeln: Wie die Schule Hedingen zur Umweltschule wurde

Über selbstgemachte Drinks und Glace zum Znüni konnten sich kürzlich die Schüler der Schule Hedingen (ZH) freuen. Die Zutaten stammten aus dem eigenen Garten. Denn seit einem Jahr machen die Kinder beim Projekt «Umweltschulen – Lernen und Handeln» mit. 

Die Schule Hedingen war schon immer umweltbewusst
Die Schüler der Schule Hedingen durften die Hochbeete selber anlegen. Foto: Schule Hedingen

Umwelt ist ein wichtiges Thema. Das findet auch die Schule Hedingen im Knonaueramt. Seit 2014 ist die Primarschule beim Projekt «Umweltschulen – Lernen und Handeln» dabei. Es fördert Volks- und Berufsfachschulen im Kanton Zürich, die das Thema Umwelt langfristig in ihren Schulalltag integrieren möchten. Die Planung habe allerdings schon früher begonnen, sagt die Umweltbeauftragte der Schule Hedingen Marianne Gmür: «Wir haben selber schon viel in diesem Bereich gemacht, zum Beispiel hatten wir bereits ein Biotop und Klassen, die sich darum gekümmert haben». Die Arbeit hat sich gelohnt, im Mai wurde die Schule Hedingen als Umweltschule ausgezeichnet. Das freut auch Schulleiter Ueli Trindler: «Das ist eine Anerkennung, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Ich fühle mich wie ein Gärtner, der einen guten Dünger sät.»

Schule Hedingen: Kinder gestalten die Schulumgebung mit

Beim Projekt «Umweltschulen – Lernen und Handeln» können die Schüler viel mithelfen. «Wir haben Paletten- und Forschergärten angelegt. In den Hochbeeten haben wir zum Beispiel Erdbeeren, Mais und Zwiebeln angepflanzt. Ausserdem gibt es ein Forscherhäuschen mit Lernmaterial. Hier können wir mit Lupen Tiere beobachten», erklärt die 13-jährige Schülerin Polina. Es sei wichtig, dass es den Tieren gut gehe, ergänzt die 10-jährige Schülerin Melanie: «Wir schauen, dass es viele Lebensräume für Tiere gibt. Wir haben für die Gartenrotschwänze ein Vogelhäuschen angefertigt, für die Heckentiere eine Hecke, für andere Tiere ein Biotop und einen Stein- und Asthaufen».  

Die Paletten-Gärten findet Polina besonders cool: «Das Einzige, was mir nicht gefallen hat, war der Regen. Dann gab es viele Schnecken, die haben unsere Kräuter gefressen». Die Klassen durften selber aussuchen, was sie in ihre Paletten-Gärten pflanzen. Die Auswahl ist gross. Rund um das Schulhaus Hedingen stehen über 20 Paletten-Gärten. In diesen hat es Chili, Erdbeeren, Kohlräbli, Mais, Kartoffeln und Zwiebeln. Bei der Ernte werde es auch noch Überraschungen geben, sagt Melanie: «Jemand aus der Klasse hat etwas ohne Wissen der anderen eingepflanzt. Niemand weiss, was herauskommt. Nun müssen wir warten bis es richtig wächst». Mühsam sei das Giessen, sagt Michelle aus der 5. Klasse: «Es gibt Kinder, die vergessen es einfach, das ist doof.»

Schule Hedingen: Die Paletten-Gärten finden die Schüler besonders toll
In den Hochbeeten der Schule Hedingen hat es auch viele Kräuter. Foto: Evelyn Leemann

Eine grosse Projektwoche im Juni

Grossen Gefallen hatten die Schüler auch an der Projektwoche zum Thema Umweltschutz, die im Juni stattfand. Man wolle den Kindern zeigen, dass das Thema Umwelt nicht nur aus «Gärtnern und Pflanzen» bestehe, sagt Marianne Gmür: «Es wurden ganz unterschiedliche Themen behandelt: Umwelttechnik, Mobilität, Tier und Wasser, Lebensräume, Biodiversität, Abfall oder Recycling.». Michelle und Polina heben die Projektwoche besonders hervor: «Wir konnten viele Ausflüge machen und haben coole Sachen ausprobiert. Eine Gruppe hat zum Beispiel aus alten Gegenständen neue gemacht. Andere Gruppen haben im Hofibach verschiedene Lebensräume und ihre Bewohner unter die Lupe genommen».

Die Kinder üben sich auch zu Hause im Umweltschutz. Melanie gibt folgenden Tipp: «Man sollte zu Hause das Licht nicht zu lange brennen lassen. Die Wiese soll man wachsen lassen, damit Lebewesen dort weiter Leben können». Selber in die Schule zu gehen und nicht Mami darum bitten, sie hinzufahren, sei besser, findet Polina: «Wenn es warm ist, soll man das Velo nehmen, dann windet es schön. Wenn es regnet, soll man einen Regenschirm benützen».

Umweltschule: Nicht im Stundenplan verankert

Die Lehrer an der Schule Hedingen können selber entscheiden, wie häufig sie sich mit dem Thema Umwelt im Unterricht auseinandersetzen wollen. Es werde ihnen dabei nicht auf die Finger geschaut, sagt Marianne Gmür. Für die nächsten zwei Jahre gibt es bereits konkrete Pläne wie zum Beispiel das Hüterprinzip: Jede Klasse soll die Verantwortung von einem Umweltbereich wie Biotop, Pflanzen, Abfall oder Ernährung übernehmen. Am Ende des Jahres werde das Thema jeweils an die nachfolgende Klasse übergeben. So lernt jedes Kind, jedes Jahr einen neuen Umweltbereich kennen.

Umweltschulen – Lernen und Handeln

Das Netzwerk «Umweltschulen – Lernen und Handeln» richtet sich an Zürcher Volks- und Berufsschulen. Es geht darum, das Thema Umwelt langfristig in den Schulalltag aufzunehmen und zu integrieren. Die Schulen werden auf dem Weg zur Umweltschule mit verschiedenen Angeboten unterstützt wie zum Beispiel einer Beratungsstelle für Informationen und Ideen. Seit September 2011 läuft es als Pilotprojekt im Kanton Zürich und dauert sechs Jahre, mit Aussicht auf Verlängerung. «Umweltschulen – Lernen und Handeln» ist eine Initiative der Stiftung Mercator Schweiz und der Stiftung éducation21 (ehemals Stiftung Umweltbildung Schweiz) und wird durch die Bildungsdirektion des Kantons Zürich unterstützt.

Autor: Evelyn Leemann im Juli 2015

Neueste Artikel

Beliebte Artikel