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Hörtest: Wie gut hört Ihr Kind?

Ein funktionierendes Gehör von Geburt an ist wichtig. Kinder, die schlecht hören, lernen auch schlecht sprechen. Doch Kinder brauchen Sprache und Dialog, um die Welt verstehen zu lernen. Ein Hörtest zeigt, ob Ihr Kind auf seine Ohren bauen kann.

Hörtest: So wichtig ist ein gutes Gehör
Lautes Spielzeug ist eine Gefahr für das Gehör. Foto: Bignadt_Photography, iStock, Thinkstock

Auf der Krabbeldecke spielt das Baby fröhlich mit seinen Füssen. Als es an der Tür klingelt, reagiert es nicht. Die Mutter wundert sich. Ist das Kind so konzentriert, dass es die Türklingel überhört hat? Oder hört es etwa grundsätzlich nicht gut? Sollte sie einen Hörtest machen lassen?

Wie sich das Hörvermögen entwickelt

Normalerweise ist bei einem Baby das Gehör bereits voll ausgebildet. Dennoch kann es noch nicht hören wie die Eltern. Das Gehirn muss innerhalb der ersten drei Lebensjahre erst noch lernen, die Informationen, die das Gehör liefert, zu verstehen und zu verfeinern. «Kinder haben vor allem Schwierigkeiten, Geräusche zu unterscheiden, und können oft nur schwer ausmachen, woher ein Geräusch kommt», informiert die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZfgA). «Erst im Alter von etwa sieben, acht Jahren ist ein Kind in der Lage, auch Höreindrücke zu nutzen, um zum Beispiel Gefahren zu erkennen.»

Das Gehör ist für das Kind ein wichtiger Schlüssel zur Welt. Kaum auf der Welt beginnt es, in die Welt zu lauschen. Besonders interessiert es sich für Stimmen. Schon in seinem dritten Lebensmonat wendet es selbst bei leisen Geräuschen den Kopf, um genau hinhören zu können. Im vierten Lebensmonat unterscheidet es bereits Geräusche und Laute. Allmählich beginnt das Baby, sich mit Hilfe von Sprechmelodien und Geräuschen im Alltag zu orientieren, indem es Geräuschen Abläufen zuordnet. So beginnt es Zusammenhänge zu knüpfen – zum Beispiel zwischen dem Klingeln des Telefons und einem längeren Gespräch, dem Rasseln des Spielzeugs und dem Bewegen des Arms, dem Klingeln an der Tür und Papas Erscheinen. Stück für Stück erobert das Baby über das Gehör die Welt.

Erste Dialoge schon nach wenigen Wochen

Gleichzeitig beginnt das Baby, selbst Geräusche zu machen. Es weint, hustet, gähnt und beginnt bereits im ersten Lebensmonat, durch Gurren mit seiner Stimme zu experimentieren. Eltern reagieren auf all die Signale des Babys – sie antworten mit beruhigender Stimme, lachen oder schaukeln das Baby hin und her. So beginnt erste Kommunikation, die von Monat zu Monat, von Jahr zu Jahr ausgefeilter werden wird. Die Kommunikation schafft Vertrauen, Sicherheit und Bindung.

«Schwerhörige, gehörlose oder ertaubte Kinder können Sprache je nach Ausmass des Hörverlustes nur teilweise, bruchstückhaft oder gar nicht aufnehmen», so der Schweizerische Verband für Gehörlosen- und Hörgeschädigten-Organisationen (Sonos).

Hörtest:

Reagiert das Baby, wenn Sie es aus einem anderen Raum heraus rufen? Oder wenn sie es ansprechen, wenn Sie hinter ihm stehen?

Das hörgeschädigte Kind …

  • reagiert wenig oder nicht auf Sprache, Geräusche, Töne, Lärm
  • kann durch Singen oder durch eine Musikdose nicht beruhigt werden
  • lässt sich nur schwer durch Sprache, Geräusche, Töne, Lärm ablenken
  • ist stark visuell orientiert, beobachtet die Umgebung aufmerksam und reagiert auf Handbewegungen
  • erschrickt beim plötzlichen Auftauchen einer Person im Blickfeld
  • reagiert auf feinste Erschütterungen
  • ist auffallend laut
  • hört frühzeitig auf zu lallen
  • spricht mit zwei Jahren noch nicht oder nur wenige undeutliche Worte
(Quelle: Sonos)

Warum Kinder nicht gut hören

Die Ursachen für Hörprobleme sind vielfältig. So hat etwa die Hälfte aller Hörbeeinträchtigungen genetische Ursachen. Auch Infektionen während der Schwangerschaft wie Röteln und Herpes und Vergiftungen können zu Hörverlust führen. Ebenso lösen Kinderkrankheiten wie Meningitis, Masern, Windpocken, Ohrinfekte, Medikamente und Kopfverletzungen Beeinträchtigungen beim Hören aus. Bei einem Viertel der Kinder mit Hörschäden bleiben die Ursachen unbekannt.

Hörtest beim Kinderarzt

Das Hörscreening für Neugeborene gehört zum Standardangebot von vielen Spitälern. Er ist völlig schmerzlos und dauert nur wenige Minuten. Mit Hilfe eines kleinen Stöpsels im Ohr werden Klicklaute von etwa 80 Dezibel erzeugt. Ein Mikrofon im Stöpsel registriert dann, ob das Klicken die Innenohrzellen so zum Schwingen bringt, wie es für gutes Hören notwendig ist. Je früher mit einem solchen Hörtest ein Hörschaden erkannt wird, umso besser. Die Grundversicherung übernimmt die Kosten, die etwa bei 30 Franken liegen, in der Regel nicht. Hochkomplexe Hörgeräte lassen sich heute bereits wenigen Wochen alten Babys anpassen.

Ein Hörtest ist sinnvoll, wenn Ihr Kind:

  • häufig unter Ohrinfektionen leidet
  • Töne oft nicht orten kann
  • bei lauten Tönen nicht erschrickt
  • keine Fortschritte beim Sprechenlernen macht
  • nicht antwortet, wenn es angesprochen wird

Wie sich das Gehör schützen lässt

Zeigt der Hörtest, dass das Kind gut hört, gilt es, die kleinen Ohren ein Leben lang zu schützen. Lautes Spielzeug ist eine Gefahr für das Gehör! «Spielzeugpistolen, Spielzeugtrompeten, Trillerpfeifen oder sogar Knackfrösche entwickeln zum Beispiel so extreme Lautstärken, dass das kindliche Gehör vorübergehend oder dauerhaft geschädigt werden kann», warnt die BzfgA. Auch Freizeitlärm beeinträchtigt die Funktion der Ohren. «Insbesondere tragbare Musikabspielgeräte wie MP3-Player, CD-Player oder Kassettenspieler tragen zur Entstehung einer Schwerhörigkeit bei, wenn sie immer wieder mit ständig hoher Lautstärke abgespielt werden.»

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