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Schwerer Start ins Leben: Liebe und Zärtlichkeit wiegen ihn auf

Nicht alle Babys starten problemlos ins Leben. Eine schwere Geburt oder eine Wochenbettdepression sind nur zwei Gründe. Wenn das Baby einen schweren Start ins Leben hatte, sorgen sich Eltern und fragen sich: «Hat das meinem Kind geschadet?». In den meisten Fällen geht alles gut aus.

Eine Mutter kümmert sich liebevoll um ihr Kind
Liebe und Zärtlichkeit spielen in der Kindesentwicklung eine grosse Rolle. Foto: Rohappy, iStock, Thinkstock

Das Kind ist weitestgehend gesund! Eigentlich ein Grund zur Freude. Doch wenn das Baby einen schweren Start ins Leben hatte, sorgen sich Eltern dennoch. Sie fragen sich, ob der schwierige Beginn ihrem Kind psychisch geschadet hat und ob ihr Kind ein Trauma davon trägt.

Schwerer Start ins Leben: unterschiedliche Anlässe für Sorgen

Möglicherweise war ein Kaiserschnitt nötig oder das Kind wurde mit der Saugglocke oder Zange geholt. Vielleicht waren Mutter und Kind wegen einer Behandlung eine Zeitlang voneinander getrennt, die Mutter litt unter einer Wochenbettdepression oder das Stillen klappt nicht. Entwickelt das Kind trotzdem Urvertrauen? Oder hat der Fehlstart emotionale Folgen für das ganze Leben? Gerade in der ersten Zeit, wenn die Unsicherheit im Umgang mit dem Baby noch gross ist, ist es besonders schwierig zu beurteilen, ob die Sorgen berechtigt sind.

Schwerer Start ins Leben: Sorgen hinterfragen

Sich Sorgen zu machen, bedeutet, sich um das Kind bestmöglich kümmern zu wollen. Sich Sorgen zu machen, ist also erst einmal ein sehr gutes Zeichen. Es zeigt, dass die Eltern ihr Kind lieben und dem Kleinen eine glückliche Zukunft wünschen. Sind die Sorgen aber zu belastend, macht es Sinn, sie zu hinterfragen. Oft scheinen die Probleme in der anstrengenden ersten Zeit mit Baby, in der zusätzlich die Hormone für manchen Babyblues sorgen, grösser als sie sind. Welchen Schaden hatte mein Kind? Merke ich ihm an, dass es gestresster ist als andere Babys? Könnten sein Schreien und seine Unruhe auch andere Gründe als sein schwerer Start ins Leben haben? Wenn es schwer fällt, das Problem so distanziert zu betrachten, hilft ein Gespräch mit Freunden. Möglicherweise wird es den Eltern dabei bereits schon leichter ums Herz.

Liebe und Geduld sind wichtig

Menschen, die nach der Geburt liebevoll für das Baby da waren, haben bereits viel für die Entwicklung des Urvertrauens getan. Oft hat der Vater das Kind zärtlich versorgt, Grosseltern waren zur Stelle, Pflegekräfte taten ihr Bestes. Gleichgültig, wer das Baby streichelte, berührte oder massierte, die Berührungen lösten Glückshormone wie Oxytocin aus, die zum Rückgang des Stresshormons Kortisol führten.

Die Bindung zwischen Mutter und Kind beginnt idealerweise während der Schwangerschaft. Startet sie zu einem späteren Zeitpunkt, kann sie dennoch sicher und stark werden. Der Basler Entwicklungspsychologe Alexander Grob äusserte sich im NZZ-Interview so: «Früher Mutter-Kind-Kontakt hilft für die Intensivierung einer innigen Beziehung. Aber eine zwingende Voraussetzung dafür ist er trotzdem nicht.»

Nähe und Sicherheit durch Körperkontakt

Ein Kind braucht Liebe, von wem auch immer. Darüber hinaus ist Geduld wesentlich. Wer selbst je ein traumatisches Erlebnis hinter sich hatte, weiss, wie wichtig es ist, ausdauernde und aufmerksame Zuhörer zu haben. Ein traumatisiertes Kind kann nicht erzählen – es schreit. Tragetücher und Babytragen, Babymassage und Co-Sleeping tragen wesentlich dazu bei, das Kind zu beruhigen und ihm Sicherheit und Liebe zu vermitteln und auf diese Weise den schweren Start ins Leben auszugleichen. Doch nicht nur der liebevolle Körperkontakt auch Erfahrungen und Erlebnisse schweissen zusammen. Ein Leben lang. Darüber hinaus vermittelt Stillen Nähe und Sicherheit. Nicht stillen zu können, bedeutet jedoch auf keinen Fall, weniger Bindung zum Kind aufzubauen. Beim Fläschchen geben lässt sich das Baby genauso liebevoll im Arm halten und streicheln.

Schwerer Start ins Leben: wer leidet, braucht fachkundige Hilfe

Das Leben besteht stets aus Schwierigkeiten und Hindernissen, aus grossen und kleinen, zu jedem Zeitpunkt des Lebens. Entscheidend für das Wohlgefühl ist die Gewissheit, mit diesen Schwierigkeiten zurecht zu kommen, sie lindern oder gar lösen zu können. Wer weiterhin unter dem Gefühl leidet, seinem Kind habe der schwere Start ins Leben geschadet, sollte also seine Sorgen in Handlung verwandeln. Am schweren Start des Babys lässt sich nichts mehr ändern, denn er liegt in der Vergangenheit. Doch in der Gegenwart lässt sich viel fürs Kind tun. Was kann ihm nutzen, was kann ihm helfen? Lassen Sie sich beraten und holen Sie sich fachkundige Hilfe, zum Beispiel beim Schweizerischen Hebammenverband, beim Kinderarzt oder freien Stillberaterinnen. Sie alle können Sie und Ihr Baby an Osteopathen, Schreiambulanzen und Psychotherapeuten, die auf Geburtstraumata von Mutter und Kind spezialisiert sind, verweisen.

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