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Vasektomie – Sterilisation beim Mann

DefinitionEntscheidungsgründeVoraussetzungenRisiken und NebenwirkungenNachsorgeReversibilitätKosten

Die auch als Vasektomie bekannte Unterbindung des Mannes ist eine zuverlässige Methode zur Empfängnisverhütung. Der Eingriff ist zwar schnell durchgeführt, hat aber langfristige Konsequenzen. Der Urologe Dr. David Zimmermann weiss, was beim Entscheid dafür oder dagegen zu berücksichtigen ist.

Ein Mann geht zur ärztlichen Beratung, um mehr über Vasektomie zu erfahren.

Bei einer ärztlichen Beratung werden alle Fragen zum Eingriff erklärt. © monkeybusinessimages /  iStock / Getty Images Plus

Stellt Mann sich die Frage nach einer Verhütungsmethode, sind seine Möglichkeiten im Vergleich zu jenen bei Frauen äusserst überschaubar. Sie entspricht nämlich genau der Anzahl Hände an einem menschlichen Körper, während jene der weiblichen Bevölkerung eher der Anzahl Finger gleicht – wohlgemerkt von zwei Personen. Dem Mann bleibt somit in der einen Hand das Kondom, in der anderen die Vasektomie.

Was ist eine Vasektomie?

Als Vasektomie wird der operative Eingriff bezeichnet, mit welchem die Unfruchtbarkeit des Mannes herbeigeführt wird. Das Vorgehen wird auch Sterilisation oder Unterbindung genannt. 

Unter lokaler Betäubung werden durch eine kleine Öffnung am Hodensack (Non-Skalpell-Vasektomie) bei beiden Samenleitern je zirka zwei Zentimeter lange Teilstücke entfernt. Anschliessend werden die Enden verödet, mit einem Faden abgebunden und in verschiedene Unterhautschichten eingepackt. Dadurch verringert sich die Wahrscheinlichkeit, dass die Enden mit der Zeit wieder zusammenwachsen. Die Spermien gelangen nun nicht mehr in die Harnröhre und das Ejakulat enthält nur noch Flüssigkeitsanteile der Prostata und der Samenblase. Der Eingriff dauert zirka eine halbe Stunde.

Wann macht eine Vasektomie Sinn?

Eine Vasektomie sollte wohlüberlegt sein, da diese einerseits einen definitiven Charakter hat und andererseits auch mit nicht zu vernachlässigenden Kosten verbunden ist. Deshalb ist es wichtig, vor einem allfälligen Eingriff ein Vorgespräch mit einem Urologen zu führen.

So sollte die Familienplanung abgeschlossen oder generell kein Kinderwunsch vorhanden sein. «Auch wenn es logisch ist, stelle ich den Patienten die Frage nach dem abgeschlossenen Kinderwunsch immer einmal direkt», sagt der Urologe Dr. David Zimmermann. Da sich die Patienten diese Frage bereits selbst gestellt haben müssten, sollte die Antwort grundsätzlich klar ausfallen. «Es aber nochmals zu verbalisieren, halte ich für wichtig», ergänzt David Zimmermann. Wenn ein Mann eine Unterbindung in Betracht zieht, sollte er sich im Klaren sein, dass seine Fruchtbarkeit grundsätzlich dauerhaft und unwiederbringlich der Vergangenheit angehört. In einigen Fällen empfiehlt Zimmermann seinen Patienten auch nach einem Vorgespräch noch eine Bedenkzeit von einigen Monaten, um eine fundierte Entscheidung treffen zu können.

Sind die genannten Fragen geklärt, kann eine Unterbindung beim Mann aber gerade in einer langfristigen und exklusiven (Hetero)-Beziehung Sinn machen. Bei wechselnden Sexualpartnerinnen oder Sexualpartnern hingegen ist zu berücksichtigen, dass eine Vasektomie zwar zuverlässig vor einer Schwangerschaft, nicht aber vor Geschlechtskrankheiten schützt.

Unterbindung: Beim Mann oder doch bei der Frau?

David Zimmermann begrüsst die Auseinandersetzung der Männer mit dem Thema und sagt: «Ich finde es gut, dass sich Männer mehr und mehr in der Verantwortung sehen, sich um die Verhütung zu kümmern und diese nicht nur der Frau überlassen.» Befänden sich die Männer in einer Paarbeziehung, sollten die Überlegungen zu einer Vasektomie aber idealerweise mit der Partnerin besprochen werden.

Steht in einer Partnerschaft das Thema Sterilisation ohnehin zur Diskussion, sprechen jedoch diverse Gründe dafür, das Prozedere beim Mann durchzuführen. Denn die Unterbindung der Frau ist gefährlicher, aufwändiger und letztendlich auch kostspieliger.

Zur Person: Dr. med. David Zimmermann

Dr. med. David Zimmermann ist Facharzt für Urologie und Spezialist für Andrologie bei Uroviva. Er leitet seit 2018 das Andrologiezentrum Zürich Stadelhofen.

Die häufigsten Bedenken von Männern vor einer Sterilisation

In den Vorgesprächen zur Vasektomie werden neben Beweggründen zu einem allfälligen Eingriff auch Bedenken besprochen. «Patienten stellen häufig Fragen zu Schmerzen, einem möglichen Ausfall bei der Arbeit und seltener auch zur Sicherheit der Verhütungsmethode», sagt David Zimmermann. Bedenken über die «Endgültigkeit» des Eingriffs würden kaum geäussert. In solchen Fällen rät Zimmermann aber eher von einer Vasektomie ab. Allgemein sei es wichtig, dass Männer auch über alternative Verhütungsmethoden Bescheid wüssten und nicht nur über die Vasektomie.

Hast du schon über eine Vasektomie nachgedacht?

Ja, ich überlege, mich zu sterilisiern.
50%
Nein, aber ich bin offen für mehr Infos. 
28%
Nein, das kommt nicht in Frage.
22%
18 Abstimmungen

Grundvoraussetzungen für eine Vasektomie

Die wichtigste Voraussetzung für eine Sterilisierung ist logischerweise die wohlüberlegte, eigene Entscheidung. Aber auch das Alter und medizinische Voraussetzungen des Mannes sind ausschlaggebend, ob eine Vasektomie guten Gewissens durchgeführt werden kann.

Gilt für die Vasektomie ein Mindestalter?

In Österreich gilt für die Unterbindung – unabhängig vom Geschlecht – ein Mindestalter von 25 Jahren. Ein solches gibt es in der Schweiz nicht - die Volljährigkeit sollte aber erreicht sein. Dr. David Zimmermann sagt: «Persönlich finde ich es nicht leicht einem sehr jungen, kinderlosen Mann (z.B. unter 30) seinem Wunsch zur Vasektomie nachzukommen. Mir ist es wichtig ein ausführliches Gespräch über die Beweggründe zu führen.» Andererseits gebe es hin und wieder auch sehr junge Patienten, welche beispielsweise schon zwei Kinder haben. Doch auch dann sei für ihn ein ausführliches Gespräch wichtig.

Medizinische Voraussetzung

Damit eine Vasektomie durchgeführt werden kann, müssen die Samenleiter ertastbar sein sowie eine normale Lage der Hoden vorliegen. «Komplexere frühere Operationen können dazu geführt haben, dass die anatomischen Verhältnisse beeinträchtigt sind und einen Eingriff erschweren», weiss David Zimmermann. Dabei ergänzt er: «In einer kurzen körperlichen Untersuchung lässt sich das aber im Vorfeld gut beurteilen.»

Risiken und Nebenwirkungen einer Vasektomie

Infografik einer Vasektomie, die das Durchtrennen der Samenleiter zeigt.
Bei einer Vasektomie wird die Samenleiter durchtrennt. © Graphic_BKK1979 / iStock / Getty Images Plus

In der Regel ist die Vasektomie ein ungefährlicher Routineeingriff. Da dieser praktisch ausschliesslich unter lokaler Anästhesie erfolgt, besteht nahezu kein Narkoserisiko. Doch trotz geringen Risiken kann es im Nachgang der Operation ausnahmsweise zu Nebenwirkungen kommen.

Komplikationen kurz nach dem Eingriff

In seltenen Fällen führt eine operative Unterbindung zu Blutungen oder infizierten Wunden. Ebenfalls selten kommt es zu entzündeten Hoden oder Nebenhoden, Sekretstau oder zu einem Samengranulom. Letzteres ist sehr selten, aber äusserst schmerzhaft. Dabei füllt ausgelaufene Samenflüssigkeit einen Raum unter der Haut.

Spätfolgen einer Vasektomie

Trotz Sterilisation können sich mit der Zeit in absoluten Ausnahmefällen die durchtrennten Samenleiter wiedervereinigen. Dies kann Monate oder gar Jahre nach dem Eingriff geschehen.

Was gilt es nach einer Vasektomie zu beachten?

Obschon die Sterilisation in den allermeisten Fällen problemlos verläuft und du dich auch direkt danach nicht gross einschränken musst, gilt es einige Punkte zu beachten.

Schonen nach dem Eingriff

Nach der Vasektomie sind die empfundenen Schmerzen in der Regel gering. Sie äussern sich meist als ein Ziehen und sollten nach einigen Tagen abklingen. In den ersten ungefähr 10 Tagen nach dem Eingriff sollte auf das Heben von schweren Lasten (über 10kg), Velofahren und Joggen verzichtet werden. Das Duschen nach dem Eingriff ist hingegen problemlos möglich.

Unfruchtbarkeit tritt nicht sofort ein

Wichtig zu wissen ist, dass die Unfruchtbarkeit nicht unmittelbar nach der Vasektomie eintritt. Auch mehrere Wochen nach der Operation können sich in Prostata oder Samenblasen noch Spermien befinden. Erst etwa 30 Ejakulationen danach sind diese vollständig ausgeschieden. Um die Unfruchtbarkeit nachweisen zu können, muss die Samenflüssigkeit in einem Labor untersucht und das Fehlen von Spermien bestätigt werden. Erst dann kann die Zeugungsunfähigkeit sichergestellt werden. Bis dies der Fall ist, sollten die bisherigen Verhütungsmassnahmen fortgesetzt werden.

Das Sexualleben nach der Vasektomie

Auf das Sexleben hat eine Unterbindung grundsätzlich keinen Einfluss. Denn weder das Lustempfinden noch die Erektionsfähigkeit verändern sich nach einer Vasektomie. Auch kommt es weiterhin zum Samenerguss. Dieser verändert sich auch optisch nicht, da die Spermien beim Ejakulat weniger als 1% ausmachen. Unter Umständen kann die Vasektomie das Sexleben gar positiv beeinflussen, da die Wahrscheinlichkeit einer ungewollten Schwangerschaft nach Bestätigung der Zeugungsunfähigkeit nahezu bei null liegt.

Pearl-Index* – wie sicher ist das Verhütungsmittel?
Kondom (Mann) 2–12
Sterilisation (Frau) 0,2–0,3
Pille (Frau) 0,1–0,9
Hormonspirale (Frau) 0,16
Vasektomie (Mann) 0,1

Quelle: apotheken.de, Stand: Oktober 2023

*Der Pearl-Index gibt die Wirksamkeit einer Verhütungsmethode an. Ein Pearl-Index von 1 bedeutet, dass unter 100 Frauen, welche mit besagter Methode verhüten, pro Kalenderjahr eine schwanger wird.

Kann eine Vasektomie rückgängig gemacht werden?

Die Vasektomie gilt strenggenommen als irreversibler Eingriff. Heutzutage ist eine Wiedervereinigung der durchtrennten Samenleiter – auch Vasovasostomie genannt - zwar grundsätzlich möglich. Ein Grund für eine gewünschte Vasovasostomie ist häufig eine neue Partnerschaft, in der ein Kinderwunsch wieder zum Thema wird. Der Erfolg beim Wiedererlangen der Fruchtbarkeit ist jedoch nicht garantiert und hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dabei ist unter anderem entscheidend, wie viel Zeit seit der Unterbindung vergangen ist. Je länger der Eingriff her ist, desto tiefer die Erfolgsaussichten. Auch körperliche Voraussetzungen sind entscheidend. Zum Wiedererlangen der Fruchtbarkeit meint David Zimmermann dann auch weiter: «Natürlich kann dies heutzutage gelingen, aber es ist nicht eben mal schnell erledigt.» Die Vasovasostomie ist zudem deutlich kostspieliger als die Vasektomie.

Du spielst mit dem Gedanken, dich einer Vasektomie zu unterziehen?

Stell dir vor einem Beratungsgespräch mit einem Urologen folgende Fragen:

  • Weiss ich über alternative Verhütungsmittel ausreichend Bescheid?Macht eine alternative Verhütungsmethode für mich oder meine Partnerin (wenn vorhanden) eventuell mehr Sinn?

  • Habe ich das Thema mit meiner Partnerin besprochen?

  • Ist die Familienplanung für mich abgeschlossen?

  • Wie wahrscheinlich ist es, dass sich meine Einstellung zum (erneuten) Kinderwunsch in Zukunft noch ändert? (Aufgrund meines Alters, möglicher neuer Partnerschaft, etc.)

  • Bin ich mir bewusst, dass der Erfolg einer allfälligen Vasovasostomie (Rückgängigmachen einer Vasektomie) nicht garantiert werden kann?

Die Kosten einer Vasektomie

Insgesamt belaufen sich die Kosten für den gesamten Prozess bis zur Unfruchtbarkeit auf zirka 1000 Franken. Diese setzen sich aus den ärztlichen Leistungen für die Untersuchung, das Aufklärungsgespräch und die effektive Operation (etwa 900 Franken) sowie den Laborleistungen für die Samenanalyse (etwa 100 Franken) zusammen.

Beteiligt sich die Krankenkasse an den Kosten einer Vasektomie?

Weder die Vasektomie noch die Vasovasostomie sind Teil der Pflichtleistungen der Krankenkasse. Daher werden die Eingriffe in der Regel nicht von der Krankenkasse übernommen. Dennoch sollte man sich erkundigen, da einzelne Versicherer sich im Rahmen von Zusatzleistungen an einem Teil der Kosten beteiligen. Grundsätzlich trägt man die Kosten aber selbst.

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