Freizeit > Spielen

Frühkindliche Bildung: Warum Eltern ihre Kinder mit Spielen am besten fördern

Studien zeigen, dass Kinder, die viel Zeit für das Spielen haben, in der Schule erfolgreicher sind. Vier Tipps mit denen Sie das Spiel und damit die Entwicklung Ihrer Kinder unterstützen.

Spielen ist Lernen. Und weil es Spass macht, tun es Kinder umso gerner.
Die Abenteuer die Wohnzimmer-Astronauten erleben, helfen ihnen später über sich hinaus zu wachsen. Bild: E+

Neugier, Phantasie und Kreativität sind wie Muskeln. Wenn man sie im Spiel nicht trainiert, gehen Sie verloren.», erklärt Prof. Dr. Margrit Stamm. Die Schweizer Erziehungswissenschaftlerin konnte zeigen, dass Spielen nicht nur ein unterhaltsamer Zeitvertreib neben dem Lernen ist, sondern dass Spielen selbst Lernen ist - und damit die beste Vorbereitung für den späteren Bildungsweg.

So belegen anerkannte Studien beispielsweise, dass Kinder, die im Vorschulalter viel Gelegenheit zum Spielen hatten, später in der Schule auch häufig erfolgreicher sind.

«Spielen ist Lernen»

Spielen ist der wichtigste Entwicklungs- und Lernmotor für Kinder, da es ihrer eigenen Motivation entspringt und zeigt, dass es ihnen gut geht. Kinder, die viel spielen, sind zufriedener, ausgeglichener und gesünder als Kinder, die wenig spielen. Nur wenn Kinder sich unwohl fühlen, verlieren sie die Lust am Spiel. Kinderärzte wissen das. Um Kinder, die auch bei einer Krankheit Interesse am Spielen zeigen, müssen sich Eltern nicht allzu viele Sorgen machen.

Zudem ist das freie Spiel im besten Fall ein leistungsbefreiter Ort, an dem Kinder sich ausprobieren, aber auch Frust, Ängste oder Sorgen verarbeiten können.

Wie Eltern das Spielen fördern können

Als Eltern sollten Sie sich im freien Spiel Ihrer Kinder zwar eher zurückhalten. Das heisst, dass die Kinder bestimmen sollten, was sie spielen und wie sie es spielen möchten, Sie können aber neue Anregungen geben und gute Bedingungen schaffen, um das Spiel und damit ihre Entwicklung zu fördern. Kinder brauchen grundsätzlich vier Dinge für das freie Spiel.

Zeit

Vor allem kleine Kinder brauchen genügend Gelegenheiten zum Spiel. Je jünger sie sind, desto intensiver und länger spielen sie. Wenn sie können, bis zu neun Stunden am Tag. Als Eltern sollten Sie den Alltag Ihrer Kinder deshalb am besten nicht restlos verplanen, freie Nachmittage zum Spielen sind häufig die bessere Alternative zu schulähnlichen Förderkursen. 

Spielsachen

Kinder brauchen Materialen zum Spielen. Das können einfache Gebrauchsgegenstände sein, die sich für das Spiel zweckentfremden lassen, oder anregende Spielsachen, die mit der Entwicklung mitwachsen und sich den veränderten Bedürfnissen anpassen: zum Beispiel Bausteine, eine Spielküche oder eine modellierbare Rennbahn. Kinder interessieren sich auch sehr für Alltagsgegenstände ihrer Eltern wie Schlüssel, Werkzeuge oder das Smartphone. Kindgerechte Versionen ermöglichen ihnen den Umgang damit spielerisch einzuüben und ihre Funktion zu verstehen.

Kinder

Das interessanteste Spielzeug für Kinder ist oft das Spielzeug, das ein anderes Kind hat. Das ist kein Zufall! Kinder lernen am besten von anderen Kindern. So lässt sich beispielsweise bei Kleinkindern beobachten, dass sie zwar oft noch nicht miteinander, aber parallel dasselbe spielen. Aus der Sozialpsychologie weiss man, Kinder entwickeln und festigen erst durch das Nachahmen ihre eigene Identität. Ab etwa drei Jahren sind Kinder meist so weit entwickelt, dass sie kooperativ spielen und teilen können. Als Eltern fördern Sie deshalb Ihre Kinder auch, indem sie Spielgruppen besuchen, Play Dates ausmachen oder mit tollen Ideen zum gemeinsamen Spiel anregen. 

Ruhe

Eltern wollen und sollen natürlich viel mit Ihren Kindern spielen. Am besten fördern Sie ihre Kinder dabei, wenn Sie sich dabei aktiv zurückhalten. Sie sollten Ihren Kindern zwar vorführen, wie ein Spiel funktioniert,  Ihnen dann aber die Möglichkeit geben, es selbst auszuprobieren und lediglich ermutigende und unterstützende Hinweise geben. Das Kind auch einfach mal in Ruhe zu lassen, nicht pausenlos zu überwachen und sein Handeln zu kommentieren, fördert zudem seine Selbstständigkeit. So lernen Kinder, wie sie sich selbst beschäftigen, Probleme eigenständig lösen und über sich selbst hinauszuwachsen können. 

Welche Spiele fördern was?

Unterschiedliche Spiele fördern unterschiedliche Entwicklungsfelder wie die Motorik, die Sprachkompetenz oder die emotionale Intelligenz. Deshalb ist es vorteilhaft, wenn Kinder vielfältige Spielerfahrungen machen können. Kinder zeigen dabei auch schon früh Vorlieben. Diese verraten Ihnen, für was sich Ihr Kind besonders interessiert und in welchen Bereich es eine spezielle Begabung hat.

Bewegungsspiele wie Fangen, Verstecken oder Räuber und Gendarme fördern Kraft, Ausdauer und Geschicklichkeit. Sie helfen aber auch Aggressionen, Stress und Ängste abzubauen – und tun damit nicht nur dem Körper, sondern auch der Seele gut.

Fantasiespiele sind alle Spiele, in denen Kinder mithilfe verschiedener Gegenstände so tun, als ob. Wenn sie aus Steinen eine Suppe kochen, in der Spielwerkstatt neue Reifen ans Auto montieren oder mit dem Umzugkarton ins Weltall fliegen, üben sie sich gleichzeitig in sprachlichen und sozialen Kompetenzen.

Konstruktionsspiele, wie aus Holzklötzen einen Turm oder Bausteinen ein Haus bauen, schulen dagegen nicht nur die Feinmotorik, sondern auch das Verständnis für Räumlichkeiten, Formen oder Mengen.

Regelspiele wie Quartett, Schere, Stein, Papier! oder Eile mit Weile helfen spielerisch Regeln und Normen zu befolgen, sie vermitteln aber auch, wie wichtig Fairness ist und erproben den Umgang mit Niederlagen.

Rollenspiele wie Mutter und Kind, Arzt und Patient oder Polizist und Räuber ermöglichen das Hineindenken in die eigene Gefühlswelt, aber auch die Gefühle anderer wahrzunehmen. Rollenspiele schulen deshalb vor allem die Empathie. Beobachten Sie Ihr Kind einmal dabei: Sie werden feststellen, dass Ihr Kinder häufig bereits erlebte Erfahrungen im Rollenspiel nachstellt und dadurch besser verstehen lernt.

von Nathalie Riffard

Neueste Artikel

Beliebte Artikel