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So stärken Sie das Durchhaltevermögen Ihres Kindes

Wenn etwas nicht gleich klappt, sind Kinder schnell frustriert. Doch Durchhaltevermögen lässt sich lernen. Mit diesen fünf Tipps können Eltern ihre Kinder dabei unterstützen nicht gleich aufzugeben, wenn es mal schwierig wird.

Kinder müssen Durchhaltevermögen erst lernen. Eltern können sie unterstützen.
Nicht immer klappt's beim ersten Mal. Kinder mit Durchhaltevermögen gehen gestärkt ins Leben. Foto: iStock

Die Cousins Max und Jonas sind begeistert: Der Grosspapi will mit ihnen ein Nagelbild hämmern. Hochmotiviert stapfen sie in den Keller zur Werkbank. Während Jonas schon nach einer Viertelstunde die Lust verliert, bleibt Max am Ball. Nach eineinhalb Stunden zeigt er stolz sein Kunstwerk herum, einen Bären aus Nägeln. Die Grosseltern freuen sich mit ihm. Aber sie fragen sich auch: Warum bleibt Max am Ball – während Jonas gleich aufgibt?

5 Tipps für mehr Durchhaltevermögen

Nicht gleich aufzugeben wenn es mal schwierig wird, ist eine Eigenschaft, die für das gesamte Leben wichtig ist. Und die fällt Kindern, wie verschieden wissenschaftliche Studien zeigen, nicht in den Schoss, sondern entwickelt sich anhand von Erfahrungen. Eltern können deshalb viel dafür tun, dass ein Kind Durchhaltevermögen entwickelt. Denn Geduld und Beharrlichkeit lässt sich lernen. Diese 5 Tipps helfen Eltern und Kindern.

1«Zeigt euren Kindern, wie ihr schwitzt»

Vorbild sein von Anfang an – so lautet eine effektive Zauberformel für Durchhaltevermögen, die ein Forscherteam in Cambridge formuliert hat. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass Kleinkinder mehr Durchhaltevermögen beim Lösen eines neuen Problems zeigten, wenn sie zuvor einen Erwachsenen beobachtet haben, der sich ebenfalls anstrengen musste, um sein Ziel zu erreichen. Wenn Kinder regelmässig Erwachsene erleben, die trotz Anstrengung ein Problem lösen, lernen sie, dass sich Anstrengung lohnt. 

«Zeigt euren Kindern, wie ihr schwitzt», schrieben die Wissenschaftler deshalb in Wissenschaftsjournal «Science». Denn viele Kinder erleben selten mit, wie sehr sich auch Erwachsene bemühen müssen, um kleine und grosse Alltagsprobleme zu lösen. In der Kita oder Schule, im Blockflötenunterricht oder beim Fussballtraining erleben sie Erwachsene, die schon können, was sie selbst erst lernen müssen. «Den Erwachsenen fällt alles leicht», ist der Eindruck, der entstehen und frustrieren kann. 

2 Glauben Sie an Ihr Kind

Kinder hören in der Schule und in Kursen vor allem Ansagen und Befehle: «Mach es so!», «So geht das nicht!», «Ihr habt noch fünf Minuten Zeit!». Das wirkt demotivierend und kontraproduktiv auf die Beharrlichkeit der Kinder. Zu viele konkrete Hilfen bremsen das Durchhaltevermögen regelrecht aus, wie die «Longitudinal First Steps Study» zeigt. Demnach sind Kinder, deren Eltern bei den Hausaufgaben zu viel helfen, langfristig bei solchen Aufgaben weniger belastungsfähig. Besser ist es, Kindern dabei zu helfen, sich selbst zu helfen.

Kinder, die von ihren Elterb ermutigt werden, selbstständig zu arbeiten, haben auch später mehr Ausdauer bei der Bewältigung ihrer Hausaufgaben. «Eine mögliche Erklärung dafür ist: Die Mutter sendet dem Kind die Botschaft aus, dass sie an die Fähigkeiten und Fertigkeiten ihres Kinds glaubt, wenn sie ihm die Möglichkeit gibt, die Hausaufgaben selbständig zu machen. Dies wiederum gibt dem Kind Selbstvertrauen», erklärt Professorin Jaana Viljaranta von der Universität Ostfinnland.

3 Zeit für Alltags-Experimente

Kinder wollen nicht gelenkt werden, sondern sich als selbstwirksam erleben – von Anfang an. Sie wollen selbst herausfinden, wie die Welt funktioniert. Dafür brauchen sie Eltern, die sie von Anfang an viel experimentieren lassen, ihnen aber zur Seite stehen, wenn sie nicht weiter kommen. So gelangen sie aus eigenem Antrieb zu konkreten Erlebnisse, die sie staunen lassen.

Wenn sich Eltern oder andere Menschen in solchen Momenten mit dem Kind über das Aha-Erlebnis freuen, werden Glückshormone freigesetzt. Die positiven Emotionen verstärken die Freude am Tun und damit auch die Selbstdisziplin.

4 Spielen ist Lernen

Kinder werden in ihrem Forscherdrang oft missverstanden. Oft wollen sie nicht randalieren, wenn sie zum Beispiel Gegenstände auf den Boden werfen. Sie wollen verstehen, was kaputt geht und was nicht. Sie möchten ergründen, wie sich ein Aufprall anhört, was schnell und was langsam zu Boden fällt. Und haben sie einmal eine Theorie entwickelt, wird sie immer wieder überprüft.

Fällt der Gegenstand wirklich immer unter den Küchentisch? Nein, manchmal springt er auch zum Küchenschrank – wie merkwürdig! Kinder, die bei solchen Forschungen immer wieder ausgebremst werden, haben es schwer, Durchhaltevermögen zu entwickeln.  Kommentare wie «Mach hier nicht so einen Dreck!» oder «Wie sieht es denn hier wieder aus? wirken kontraproduktiv wirken – denn «Spielen ist die Arbeit des Kindes», wusste schon Reformpädagogin Maria Montessori.

5 Das Chaos aushalten 

Forschen und dabei Ordnung halten – das ist selten möglich. Damit das Chaos nicht ausufert, lassen sich Wasser- und Matsch-Experimente aber gut ins Badezimmer oder die Duschwanne verlagern. Bei solchen Spielen üben sich Kinder besonders stark in Beharrlichkeit. Kindern Zeit und Raum für solche spontanen Alltagsexperimente zu geben, ist nicht immer leicht. Schön, wenn es gelingt und Kinder so das Rad immer wieder neu erfinden können. Wenn die Zeitfenster des Alltags einmal eng getaktet sind, kann es helfen, ein Experiment auf den Nachmittag oder den Abend zu vertragen.

Belohnen, ermutigen oder loben?

Soll ich mein Kind loben, wenn es etwas geschafft hat damit es sich auch in Zukunft anstrengt? Familiencoach Karin Zink erklärt in diesem Artikel warum Ermutigungen oft einewertvollere Unterstützung sind. Weshalb Belohnungen Kinder dagegen selten motivieren, grosse Leistungen zu vollbringen, lesen Sie hier.

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