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Welche Medikamente in der Schwangerschaft gefährlich sind und welche nicht

Wenn Medikamente in der Schwangerschaft nötig sind, helfen Beipackzettel nicht viel. Embryotox schon. Die kostenlose Beratungstelle bietet verlässliche Informationen darüber, welche Medikamente Frauen in Schwangerschaft einehmen können, ohne dem ungeborenen Kind zu schaden.

Medikamente in der Schwangerschaft: Was ist erlaubt und was geht gar nicht?
Viele Schwangere sind unsicher, welche Medikamente sie nehmen können.  Foto: iStock

Das Fieberthermometer zeigt mehr als 39 Grad an. Der Kopf ist heiss und schwer, alle Glieder schmerzen. Und jetzt? Können Schwangere ein fiebersenkendes und schmerzlinderndes Medikament wie Paracetamol oder Ibuprofen einnehmen, ohne dem ungeborenen Kind zu schaden? Und was ist, wenn eine Frau, die Psychopharmaka gegen Angstattacken nimmt, schwanger wird? Muss Sie dann das Medikament sofort absetzen? Sollte sie überhaupt schwanger werden?

Die Unsicherheit ist gross. Viele schwangere Frauen beissen deshalb lieber die Zähne zusammen als Medikamente zu nehmen oder brechen medikamentöse Behandlungen lieber abrupt ab, wenn sie erfahren dass sie schwanger sind. Aber müssen Schwangere das? Und ist das überhaupt sinnvoll? 

Systematische Studien über Nebenwirkungen von Medikamenten in der Schwangerschaft fehlen

Denn der Blick auf den Beipackzettel hilft in vielen Fällen nicht weiter. Unter dem Punkt «Schwangerschaft und Stillzeit» ist oft dasselbe zu lesen, egal ob es sich um ein harmloses Nasenspray oder um ein Antdepressiva handelt: «Bitte wenden Sie sich an den behandelnden Arzt.» Aber auch Ärzte und Ärztinnen können die Nebenwirkungen des Medikaments oft nicht verlässlich abschätzen, weil ihnen entsprechende Studien fehlen. Aus ethischen Gründen dürfen keine medizinischen Tests an Schwangeren durchgeführt werden.

Deshalb gibt es strenggenommen auch keine Medikamente, die von den Arzneibehörden speziell für Schwangere zugelassen sind. Zuverlässige Daten zu Risiken und Nebenwirkungen einzelner Mitel in der Schwangerschaft gibt es aber doch.

Embryotox gibt Schwangeren Auskunft über Arzeinmittel

Wo viele Beipackzettel, Apotheker und teilweise auch Haus- und Frauenärzte passen müssen, hilft zum Beispiel Embryotox weiter. Im Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie der Charité-Universitätsmedizin Berlin berät ein Team aus knapp 20 Ärztinnen, Apothekerinnen und Medizinstatistikerinnen Frauen aus Deutschland, der Schweiz und Österreich zur Medikamenteinnahme während Schwangerschaft und Stillzeit und erforscht dabei gleichzeitig Arzneirisiken.

Embryotox dokumentiert den Verlauf der Schwangerschaften, bei denen es berät, und wertet sie aus. So hilft jede Frau, die sich an Embryotox wendet, das Wissen über die Wirkung und Nebenwirkungen von Medikamenten während der Schwangerschaft zu erweitern. Im Jahr 2017 verzeichnete das Team rund 13’000 telefonische Beratungen. Bislang können sich Schwangere und behandelnde Ärzte in der Datenbank zu 430 Medikamenten informieren. Neben den eigenen Erhebungen fliessen auch Informationen aus Fachbüchern, internationalen Datenbanken und Studien ähnlicher Beratungszentren in die Riskoeinschätzung mit ein.

Positivlisten erfassen gut erprobte Medikamente

Eine vergleichbare Organisation in der Schweiz ist die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Perinatale Pharmakologie, die sich dafür einsetzt, dass die Erkenntnisse und Erfahrung über die in der Schwangerschaft eingesetzten Medikamente gesammelt und verbreitet werden. Auf der Website können ebenso Wirkstoff- und Therapieempfehlungen zu verschieden Krankheitsbildern in der Schwangerschaft abgerufen werden. Allerdings sind viele Daten nur für Mitglieder zugänglich. Anders verhält es sich mit den sogenannten Positivlisten, die Medikamente verzeichnen, mit denen über Jahre positive Ergebnisse während Schwangerschaft und Stillzeit erzielt wurden. Hier können Sie sich zum Beispiel die Positivliste des Geburtshilfe des Universitässpitals Zürich von 2018 herunterladen. 

Welche Medikamente Embryotox in der Schwangerschaft empfiehlt

Medikamente erreichen fast immer auch das ungeborene Kind. Insbesondere die ersten zwölf Wochen einer Schwangerschaft gelten als kritisch für die Entwicklung der Organe, weshalb Embryotex empfiehlt in dieser Zeit grundsätzlich nur so viel Medikamente wie nötig einzunehmen. Andere Medikamente, wie beispielsweise Bluthochdruckmittel, sind im letzten Schwangerschaftsdrittel besonders gefährlich und müssen rechtzeitig abgesetzt werden.

Es gibt aber auch Medikamente, die weniger entbehrlich sind, weil die Gesundheit der Mütter davon abhängt. Eigenmächtiges Absetzen kann in diesen Fällen ebenso falsch sein wie eine eigenmächtiges Einnehmen kritischer Medikamente. Hier sollten sich Schwangere unbedingt bei der Abwägung von Nutzen und Risiken beraten lassen.

Schmerzmittel: Ibuprofen oder Paracetamol?

Embryotox empfiehlt Paracetamol als Schmerzmittel der Wahl in jeder Phase der Schwangerschaft. Ibuprofen sollte nur im ersten und zweiten Schwangerschaftsdrittel bzw. bis zur 27. Schwangerschaftswoche eingenommen werden. Allerdings sollten Schwangere Schmerzmittel niemals ohne ärztliche Absprache  tagelang einnehmen.

Allergien: Hyposensibilisierung, Antihistaminika und Cortison 

Bei Allergien wie zum Beispiel Heuschnupfen können Schwangere mit einer Hyposensibilisierung fortfahren, wenn sie die Behandlung bisher gut vertragen haben. Eine Dosissteigerung sollte aber nicht erfolgen. Erlaubt sind in der Schwangerschaft ausserdem Antihistaminika wie Cetirizin oder Loratadin sowie der Cortison-Wirkstoff Prednisolon. Auch abschwellende Nasentropfen dürfen nur begrenzt auf 8 bis 10 Tage angewandt werden, zum Beispiel Xylometazolin oder Oxymetazolin.

Migräne: Kopfschmerzen und Erbrechen 

Eine akute Migräneattacke sollte laut Embryotox mit Paracetamol, Ibuprofen oder Naproxen behandelt werden. Ibuprofen und Naproxen dürfen allerdings nicht nach der 28. Schwangerschaftswoche eingenommen werden! Bei schweren Migräne-Attacken oder ausbleibender Besserung kann Embryotox zufolge das gut untersuchte Sumatriptan angewendet werden. Metoclopramid ist zur Behandlung von Übelkeit möglich. Falls die Vorbeugung von Migräneattacken notwendig sein sollte, können Metoprolol und Amitriptylin verwendet werden.

Fieber und Grippe

Bei Fieber, das länger als 24 Stunden anhält und 39 Grad übersteigt, steigt laut Embryotox das Risiko für Fehlbildungen beim Ungeborenen. Um das Fieber zu senken, empfehlen die Fachleute die Einnahme von Paracetamol oder – bis zur 28. Schwangerschaftswoche – Ibuprofen. Sinnvoll ist gemäss Embryotox eine Grippeimpfung für Schwangere.

Psychopharmaka bei Depressionen und Angststörungen

Antidepressiva sollten nicht abrupt und eigenmächtig abgesetzt werden, sobald eine Frau ihre Schwangerschaft bemerkt. Psychische Krisen können den Schwangerschaftsverlauf gefährden, weshalb Medikamente in diesem Fall nicht nur der Mutter, sondern auch dem Kind dienen. Das Psychopharmaka dem Kind gefährlich werden, ist überdies nicht pauschal festzustellen. Es gilt also, Risiko und Nutzen abuwägen. Auf der Website infomiert Embryotox über verschiedene psychische Krankheitsbilder und empfiehlt verschiedene Mittel der Wahl – die Schwangere unbedingt mit behandelnden Arzt absprechen müssen. 

Informationen zu weiteren Erkrankungen finden Sie hier, speziell zu einzelnen Medikamenten und Wirkstoffen hier.

So können Sie sich von Embryotox beraten lassen

  • Per Telefon: +49 30 450 525 700, montags bis freitags zwischen 9 und 12.30 Uhr sowie zwischen 13.30 und 16 Uhr (mittwochs nur am Vormittag).
  • Per Online-Fragebogen: Der Bogen hilft, möglichst genaue Angaben zu machen. Die persönlichen Angaben werden chiffriert versendet und erst im Institut wieder dechiffriert.
  • Embryotox-Datenbank: Auf den Internetseiten von Embryotox finden Betroffene Informationen über die wichtigsten Medikamente und ihre Wirkung in der Schwangerschaft. Welche unerwünschten Nebenwirkungen sind bei welchen Medikamenten bekannt? Wie oft treten sie auf? Welche Alternativen gibt es?

embryotox.de

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