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Sinnvolle Spenden-Alternativen zu Kinder-Patenschaften

Eine Kinder-Patenschaft an Weihnachten zu erwerben oder zu verschenken ist eine schöne Idee. Doch es gibt Alternativen, die Kindern in Not oft mehr helfen.

Persönliche Kinder-Patenschaften sollen einem Kind persönlich zugute kommen. Oft wird aber eine ganze Gemeinschaft gefördert - und das ist auch gut so.
Können wir entscheiden, welches Kind eine Schulbildung verdient hat? Bild: Bill Wegener - Unsplash

Spark aus Ost-Indonesien wartet schon seit 131 Tagen auf eine Kinder-Patenschaft. Er ist 13 Jahre alt und mag Fussball. Seine schulischen Leistungen sind durchschnittlich. Zuhause hilft er beim Saubermachen und macht sein Bett selbst.

Christelle, 17, aus Haiti, geht das Wasser holen und macht zuhause sauber. Sie gestaltet und malt gerne und zeigt überdurchschnittliche Leistungen in der Schule. Sie wartet schon seit 187 Tagen auf eine Patenschaft.

Koyiano steht seit 216 Tagen auf der Warteliste. Sie lebt in Kenia und ist erst 1 Jahr alt. Sie spielt gerne mit Puppen. 

Diese Profilbeschreibungen sind genauso mit einem Bild des Kindes und weiteren Hintergrundinformationen zum Land auf der Website der Spenden-Organisation Campassion zu finden. Spark, Christelle und Koyiano sind drei von 114 Kindern, deren individuelle Förderung man bei Comapssion durch eine Patenschaft für 42 Franken im Monat wie aus einem Katalog erwerben können soll. Aber welches dieser Kinder hat die Patenschaft am meisten verdient? Und damit eine umfassende medizinische Versorgung und bestmögliche Schuldbildung? Und kommen die 42 Franken auch direkt bei Spark, Christelle und Koyiano an?

Kinder-Patenschaften sind problematisch

Warum Kinder-Patenschaften problematisch sind und wie Sie sinnvoller spenden können.
Von einer Spende profitiert am sinnvollsten eine ganze Region und Gemeinschaft. Bild: Larm Rmah - Unsplash.

Weihnachten ist für viele ein Anlass, nicht nur an sich selbst zu denken, sondern auch an die, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Weil sie keine Schulbildung, keine Ausbildung, keine Lebens-Perspektiven haben, krank, traumatisiert oder ohne Heimat sind. 

Der Gedanke eine Kinder-Patenschaft zu verschenken oder abzuschliessen, liegt deshalb nahe. Eine Kinder-Patenschaft verfolgt meist die besten Absichten und erwärmt auch das eigene Herz, wenn regelmässig Briefe, Bilder oder Berichte zeigen, dass das Geld wirklich da ankommt, wo es soll und sich das Kind, dank der Spende auch gut entwickelt. Doch genau diese Form der persönlichen Kinder-Patenschaft geniesst seit Jahren einen schlechten Ruf. 

Die schweizerische Stiftung ZEWO, die an geprüfte und vertrauenswürdige Spenden-Organisationen Gütesiegel vergibt und hilft seriöse Spendenorganisationen zu finden, rät sogar ausdrücklich davon ab: «Verzichten Sie zum Schutz der Kinder auf persönliche Patenschaften.»

Warum Kinder-Patenschaften umstritten sind

Patenschaften können falsche Erwartungen wecken 

Das sowohl bei den Kindern, als auch bei den Paten. Abgesehen von der monatlichen oder jährlichen Spende wird der Pate oder die Patin in der Entwicklung des Kindes keine persönliche Rolle spielen können. Eine persönliche Einflussnahme auf die Entwicklung des Kindes sei nicht realistisch oder wenn sie forciert werde, teilweise auch aufgrund kultureller Unterschiede problematisch, berichtet die ZEWO. Persönliche Geschenke wie Uhren, Bilder von der Heimat des Spendenden oder Briefe schaden manchmal mehr als sie nützen.

Kinder können sich nicht gegen ihre Vermarktung wehren

Persönliche Kinder-Patenschaften haben für Spendenorganisation den Vorteil, dass sich Spender wegen der scheinbaren persönlichen Verbindung oft länger und häufiger engagieren. Die Kinder geben den Organisationen ein Gesicht, aber sie werden auch zum Spenden einsammeln gezielt ausgestellt: mit Foto, Namen und oftmals sehr privaten oder traumatischen Lebensgeschichten. «Die Kinder und ihre Familien befinden sich in einer Notlage. Sie werden zu Werbezwecken instrumentalisiert.», schreibt ZEWO. 

Das Geld wird auf die Gemeinschaft verteilt

Viele Hilfsorganisationen vermitteln dem Spender den Eindruck, das Geld komme ausschliesslich dem Kind zugute. Tatsächlich aber wird in der Regel die ganze Gemeinschaft – die Familie oder das Dorf – unterstützt. Grundsätzlich ist das auch sinnvoll. Die ZEWO kritisiert lediglich die Praxis der irreführenden Werbung. 

Persönliche Patenschaften schaden der Gemeinschaft

Patenschaften können familiäre Konflikte schüren, wenn ein Teil der Kinder durch Patenschaften quasi Geld erwirtschaftet und ein anderer nicht. Auch in der Dorfgemeinschaft führen individuelle Förderungen durch Spenden und Geschenke zu Eifersucht und Zwietracht.

Sinnvolle Alternativen zur persönlichen Kinder-Patenschaft 

Wer Kinder helfen möchte, sollte lieber eine Themen-, Projekt- oder Auslands-Patenschaft erwerben, empfiehlt ZEWO. Dabei werden ganze Projekte, Gemeinschaften und Regionen unterstützt und das komme den Kindern ebenso direkt zugute. Denn jedes Kind braucht, um sich gesund entwickeln zu können, ein stabiles Umfeld: eine gesunde Familie, sauberes Trinkwasser, gehaltvolle Ernährung, medizinische Versorgung, Schul- und Berufsausbildung. Wer eine solche Patenschaft geschenkt bekomme oder selbst übernimmt, erhält ebenso regelmässig Entwicklungsberichte, die den Erfolg der Spenden sichtbar machen. 

Und immer mehr Hilfswerke verzichten in der Schweiz mittlerweile auf individuelle Patenschaften. Nicht zuletzt auch auf Druck der ZEWO, die Hilfswerken, die mit Patenschaften für einzelne Kinder werben, das Gütesiegel verweigert. Wir stellen fünf Organisationen vor, die laut der ZEWO besonders transparent, effektiv und ethisch unbedenklich mit Spendengeldern umgehen. Weitere empfohlene Spenden-Patenschaften von zertifizierten Hilfswerken finden Sie hier

1 Patenschaften für Schulen in Afrika und Asien

Derzeit engagiert sich die Hilfsorganisation CO-OPERAID in sieben Projekten in besonders von Armut betroffenen Ländern wie Kambodscha, Kenia, Bangladesch, Uganda und Laos. Mit einer Projekt-Patenschaft werden Schulen gebaut oder Schul- und Berufsausbildungen ermöglicht. mehr Info »

2 Kinderdorf-Patenschaft

Wie sagt ein nigerianisches Sprichwort so schön: «Um ein Kind aufzuziehen, braucht es ein ganzes Dorf.» Das SOS-Kinderdorf Schweiz bieten schon seit längerem keine Kinder-Patenschaften mehr an, mit einer Patenschaft oder einer einmal Spende helfen Sie da, wo das Geld am dringendsten benötigt wird. So kann SOS-Kinderdorf sein weltweites Netz an Dörfern mit familienähnlichen Einheiten stabilisieren und ausbauen. Ab einem gewissen Betrag ist es möglich länderspezifisch zu helfen. mehr Info »

3 Projekt-und Länderpartnerschaften 

TearFund wirbt damit, nicht nur einzelne Personen, sondern ganze Gemeinsachten zu stärken. Derzeit können potentielle Paten zwischen sechs Projekten und Ländern wählen, die auf dem Prinzip «Hilfe zur Selbsthilfe» basieren. So sorgen Brunnen in Unganda dafür, das Kinder zur Schule gehen, statt sich auf kilometerlange Märsche zu begeben, um Wasser zu holen. Weitere Projekte zur HIV-Prävention, Schul- und Berufsbildung entdecken Sie hier. mehr Info »

4 Als Pate Ziele unterstützen

Mit einer Patenschaft bei der CARITAS können Sie sich für ein spezifisches Ziel engagieren. Zum Beispiel eine «Welt ohne Hunger», «Wasser für alle» oder neuen «Lebensmut für Kinder». Dabei werden jeweils verschieden Projekte unterstützt. Wer Pate für eine «Welt ohne Hunger» wird, unterstützt zum Beispiel die Verteilung von Mahlzeiten und Lebensmittelgutscheinen im Katastrophenfall wie in Syrien und fördert den nachhaltigen Anbau für hungerleidende Bevölkerungen. So werden derzeit Kleinbauern in Haiti und Tschad in modernen und effizienten Anbaumethoden geschult. mehr Info »

5 Patenschaft für den Regenwald

Beim WWF können Patenschaften für ganze Umweltregionen eingegangen werden. Zum Beispiel für den Regenwald. Regenwälder bremsen den Klimawandel, sind Heimat vieler Tier- und Pflanzenarten und produzieren Sauerstoff. Durch Abholzung für den Anbau von Futtersoja, Kaffee, Zuckerrohr und Weideflächen für die Rinderzucht wird sein Anteil immer kleiner. Wer eine Patenschaft für den Amazonas übernimmt, unterstützt die lokale Bevölkerung bei der nachhaltigen Honig- und Holz-Produktion. mehr Info »

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